Die Beeren sind tiefschwarz. Die Stiele der Dolden rot. Das ist eines der Zeichen, dass der Holunder reif ist. Dann ist „Manpower“ und Handarbeit gefragt, denn Maschinen können hier nicht zum Einsatz kommen: In der Rhön hat in diesen Tagen die Holunderernte begonnen.
Am Ortseingang Sondernau (Lkr. Rhön-Grabfeld) sind auf den Holunderfeldern des landwirtschaftlichen Bio-Betriebs Klaus Pörtner aus Oberelsbach viele fleißige Hände am Werk. Mit Scheren, wie sie auch im Weinbau verwendet werden, schneiden sie die dunklen Früchte ab.
Es ist kein alltägliches Bild, denn der Holunder gilt ja nicht unbedingt als klassische Feldfrucht auf den Äckern im Rhön-Grabfeld-Kreis. Klaus Pörtner hat vor elf Jahren mit dem Anbau auf einem Hektar begonnen. Mittlerweile sind es 16 Hektar Holunder, die aufwendig betreut und geerntet werden müssen – und mit dieser Anbaufläche ist Klaus Pörtner mittlerweile einer der größten Holunder-Erzeuger in Bayern.
Ein Helfer erntet täglich rund 300 Kilogramm Holunder, wie der Bio-Landwirt erklärt. Der reife Holunder landet nach dem Abschneiden in speziellen Erntekisten. Diese dürfen nicht zu groß und zu voll sein, damit die empfindlichen Beeren nicht durch ihr Eigengewicht zerdrückt werden.
Im Anschluss werden die Beeren direkt zur Kelterei Elm im hessischen Flieden gebracht und dort innerhalb von nur 24 Stunden weiterverarbeitet. So entsteht aus den schwarzen Beeren der sogenannte Muttersaft, wie der Rohstoff für die Fruchtsaftherstellung bezeichnet wird. Dann heißt es wieder zurück in die Heimat.
In kleineren Mengen gelangt der Muttersaft zurück in die bayerische Rhön nach Ostheim, wo er zur bekannten Öko-Limonade Bionade weiterverarbeitet wird. Sämtlicher Holundersaft von Pörtners Feldern wird über Vertragsanbau regional für die Bionade weiterverarbeitet. Das stößt auf Neugier. Und so kamen beispielsweise am ersten Erntetag in diesem Jahr auf dem Holunderfeld einige Besucher der Radeberger-Gruppe vorbei, zu der Bionade gehört.
Was sie sahen, lässt auf eine gute Ernte hoffen: Trotz des heißen Julis und des bisher nasskalten Augusts sind die Holundersträucher prall gefüllt. Die frühreife Sorte Sampo wurde bereits abgeerntet. Ende August, in rund zwei Wochen, beginnt dann die Haupterntezeit der Holundersorte Haschberg.
Generell gilt: Der Holunderanbau ist aufwendig, sehr aufwendig. Die Ernte der schwarzen Beeren könne nicht mit Maschinen durchgeführt werden, so Klaus Pörtner. Handarbeit ist gefragt. So benötigt der Landwirt für die Haupternte in jedem Jahr 60 bis 70 Helfer, die auf den Feldern mit anpacken. Besonders Schüler, Studenten, Hausfrauen und Rentner werden zur Unterstützung gesucht, damit die Früchte in kürzester Zeit abgeschnitten sind.
In diesem Jahr sind auffallend viele junge Helfer dabei. „Sie lernen hier, was Arbeit auf dem Feld bedeutet“, sagt Klaus Pörtner. Jeder Holunderstrauch wird insgesamt zweimal abgeerntet. Im ersten Durchgang können 70 bis 80 Prozent der Früchte abgenommen werden. Nachdem die noch grünen Dolden nachgereift sind, wird der Rest der Früchte geerntet.
Besonders machen den Holunderanbau in der Rhön aber nicht nur der hohe Aufwand und die Handarbeit. Sondern vor allem das Gesamtkonzept: Alles bleibt hier in der Region, der Anbau und auch die Weiterverarbeitung werden regional gestemmt.
Interessierte Erntehelfer können sich bei Klaus Pörtner unter Tel. (0 97 74) 3 65 oder (0170) 5 65 73 65 melden.
„Ein Helfer erntet täglich rund 300 Kilogramm Holunder.“
Klaus Pörtner, Bio-Landwirt aus Oberelsbach