Meiningen (it) Res Bosshart, der 50-jährige Meininger Theaterintendant, hat in einem Interview mit der Tageszeitung FW/MT sehr standhaft seine neue Theaterpolitik verteidigt. Der hart umstrittene Theatermacher aus der Schweiz denkt gar nicht daran, seinen Vertrag, der bis 2007 läuft, vorher aufzukündigen - auch wenn das viele Theaterfreunde gerne sähen.
Den dramatischen Abo-Schwund von einem Drittel nimmt Bosshart, wie er sagte, "nicht auf die leichte Schulter". Aber noch nie habe es so viele Neuabonnenten gegeben wie jetzt. Er glaubt, wenn auch in zehn Jahren noch Meininger Theater gemacht werden soll, dann sei eine permanente Erneuerung des Spielbetriebes zwingend. Auf die Frage, ob er das Stamm-Publikum vergraule und zu wenig Vertrautes auf die Bühne bringe, sagte er: "Ich bin in solchen Fragen nicht sehr strategisch. Letztlich muss man als Intendant das tun, was einem am Herzen liegt. Ich mache kein modernes Theater, ich mache kein altes Theater. Ich mache Theater heute und glaube, dass das unsere Aufgabe ist".
Das Publikum, das geblieben ist, so ist er sicher, will nicht nur Freude und Unterhaltung, sondern es will die Erhebung - die durchaus anstrengend sein kann. Bosshart will allerdings in Zukunft auch wieder mehr Freude und Unterhaltung zeigen. Er ist sich im Klaren, dass dieses Drittel dadurch nicht mehr zurück kommt. Aber er hofft, dass die Gebliebenen sagen: "Endlich passiert mal was an diesem Theater".
Bosshart meint, dass die Leute, die "lauthals meinen Rücktritt fordern", das nur tun, weil sie fürchten, er könne am Ende Recht behalten.
Einen sorgenvollen Blick wirft er hingegen auf den Umgang mit "Fremden". In Meiningen herrscht nach seiner Ansicht eine gewisse Ausländerfeindlichkeit. Er nannte hier eine Discothek im Stadtgebiet, wo ausländische Theatermitglieder als Besucher nicht eingelassen werden. Mit dieser Thematik müsse sich der Stadtrat unbedingt auseinandersetzen, sagte Bosshart.