Museen haben wieder offen. Schon präsentiert das Fränkische Freilandmuseum Fladungen in Kooperation mit der Bayerischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön einen Thementag am Sonntag, 20.6., von 10 bis 17 Uhr. Vorgestellt wird die Vielfalt heimischer Obst-, Gemüse- und Getreidesorten. Welche besonderen „Schätze“ die Region sonst noch zu bieten hat, werden unter dem Motto „Nützliche Vielfalt“ vorgestellt.
Und dahinter verbirgt sich vieles: Vom handwerklich gebrauten Bier aus regionalen Rohstoffen über einen alkoholfreien Fruchtsecco aus Obst fränkischer Streuobstwiesen bis hin zur Rhöntomate. Wie diese Vielfalt im Bereich der Landwirtschaft erhalten werden kann, thematisiert um 11 Uhr ein Vortrag des Agraringenieurs Dr. Klaus Fleißner von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Neben dem Klimawandel ist der Verlust der Biodiversität eine weitere große Herausforderung, um die Zukunft des Planeten nachhaltig zu sichern. Der Vortrag zeigt, wie die Landesanstalt versucht, dem Verlust an landwirtschaftlicher Diversität in Bayern entgegenzutreten.
Jens Nattermann mit Fino und Fina zeigen Harmonie zwischen Mensch und Tier
Eine schonende und naturnahe Form der Waldbewirtschaftung ist das Holzrücken mit Pferden. Dabei ist Genauigkeit genauso gefragt wie Geschicklichkeit. Selbst eine laufende Motorsäge kann die Pferde nicht aus der Ruhe bringen, was sie den Gästen eindrucksvoll beweisen werden. Zwischen 10 und 15 Uhr präsentiert der mehrfach ausgezeichnete Holzrücker Jens Nattermann auf der Festwiese mit den Kaltblütern „Fino“ und „Fina“ sein Können. 2012 wurde er Deutscher Meister im Holzrücken, bei der Europameisterschaft 2015 belegte er den dritten Platz, 2018 war er Thüringischer Landesmeister im Einspänner und Zweispänner.

Am Nachmittag (14 Uhr) findet im Pavillon am Bauerngarten die Lesung „Gärten erzählen“ mit dem flur-theater aus Weimarschmieden statt. Der Garten des Castle Sissinghurst in der englischen Grafschaft Kent ist bis heute eine viel besuchte Sehenswürdigkeit. In den 1930er-Jahren wurde er von einem Ehepaar gestaltet. Ihre detailreichen Blumenbeschreibungen lassen die Einzigartigkeit der vorgestellten Pflanzen lebendig werden. Die Lesung mit Texten von Lorette Coen und Vita Sackville-West ist für alle Gartenfans ein großes Hör-Vergnügen.
Wer kennt das Besondere der Rhöntomate?
Darüber hinaus stellen sich im Freigelände weitere Einrichtungen, Projekte, Landwirte und Erzeuger vor, wie das Biosphärenreservat Rhön. Bei den Recherchen zur Nutzpflanzenvielfalt im Rahmen des Projekts „Nützliche Vielfalt: Biodiversität im Garten und auf dem Acker“ sind die Projektverantwortlichen auf das Hausgarten-Tomaten-Züchtungsprojekt HATO von Dreschflegel e.V. gestoßen. Die Nachkommen der "Rhöntomate" werden seit 2020 im Rhöner Klima angebaut. Auch im Bauerngarten des Freilandmuseums wachsen einige Tomatenpflanzen dieser besonderen Sorte.
In der Ökomodellregion Rhön-Grabfeld sind bereits zahlreiche erfahrene Öko-Erzeuger und engagierte Verarbeiter ansässig. Mit ihnen soll an der Verbesserung der regionalen Strukturen bei der Bio-Verarbeitung und der Vermarktung von regionalen Bio-Produkten gearbeitet werden. Auch "SAM", das Soziale Agrarprojekt Mainschleife, setzt sich mit dem Erhalt der ökologischen Vielfalt auseinander und ist gleichzeitig ein soziales Projekt für Jugendliche. Früchte von Streuobstwiesen sind die Grundlage für den alkoholfreien Fruchtsecco "sparkling biodiversity", der beim "WeltverbEsserer"-Wettbewerb 2020 prämiert wurde.
Erde, Kalk, Asche und Sand: Arbeiten von Paul Distel
Und wer noch Zeit hat, kann sich auch mit der derzeit laufenden Ausstellung des Unslebener Künstlers Paul Distel. Der Bildhauer fasst seine überwiegend aus Holz hergestellten Objekte in organischen Formen mit natürlichen Pigmenten wie Erde, Kalk, Asche und Sand. Schicht für Schicht schafft er eine neue Materialität, die aus der Verdichtung und Politur des Aufgetragenen entsteht.
Das Angebot des Thementags ist unter https://freilandmuseum-fladungen.de/de/nuetzliche-vielfalt zu finden. Eine Voranmeldung benötigt man für den Museumsbesuch nicht. Jedoch müssen Kontaktdaten der Besucherinnen und Besucher erhoben werden. Diese lassen sich vorab über das Online-Formular auf der Website des Freilandmuseums eintragen. Zusätzliche Parkflächen in Museumsnähe stehen bei Bedarf am Parkplatz in der Carl-Josef-Sauer-Straße zur Verfügung.