Im Grabfeld ist anscheinend nicht nur das Wetter anders als in ganz Deutschland, sondern auch der durchschnittliche Mann. Denn eine Zufallsumfrage zeigte, dass die Männer in und um Bad Königshofen ihre Frauen häufig unterstützen und in der Corona-Krise nicht allein lassen. Von allen Befragten konnte sich niemand über den Partner beschweren. Zufall oder Trend?
Die klassische Rolle für die Frau?
Anlass für die Umfrage war eine Onlinebefragung des Instituts Ipsos im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung. Befragt wurden im Mai 1060 Männer und Frauen, die Ergebnisse waren repräsentativ. Das Ergebnis zeigte, dass die Frauen arbeiten, überwiegend den Haushalt schultern und auch das Homeshooling übernehmen, also im Shutdown mehr in die alten klassischen Rollen zurückfallen als normalerweise. Ist die Emanzipation missglückt, hält sie in Krisenzeiten nicht stand? Eine Befragung von Frauen im Grabfeld brachte überraschende Ergebnisse.
Der Mann von Bärbel Behr aus Alsleben beispielsweise ist beruflich bedingt im Winter oft zuhause. "Er kocht öfters und besser als ich", berichtet sie. "Dass er nach Haus kommt und sich wie ein Pascha benimmt, das gibt es nicht. Die Organisation des Haushalts wird abends oder morgens besprochen. Auch mein Sohn kocht bisweilen, ich habe nur untypische Männer."
Katharina Eppler aus Aub schaut, dass im Haushalt alles fertig ist, wenn ihr Mann von der Montage zurückkommt. "Wenn er daheim ist, übernimmt er diverse Arbeiten wie Kochen, Staubsaugen und was so anfällt", lobt sie.

Heike Rommel aus Trappstadt pflegt ihre Oma und ist deshalb sehr eingespannt. "Die Organisation des Haushalts machen wir beide. Mein Mann übernimmt viele Aufgaben wie Bad putzen, Abfall rausbringen und Einkaufen. Gekocht wird, wie es sich gerade ergibt. Wenn ich koche, hilft er zumindest beim Zwiebelschneiden." Sie hält die Emanzipation für eine Generationenfrage, die Eltern übernahmen noch überwiegend die alten Rollenbilder, die Jüngeren haben mehr Gleichberechtigung, meint sie.
Nach Webinar erstaunt über die Auswüchse in der Krise
Katrin Hunneshagen aus Sulzfeld kann sich nicht beschweren, versichert sie. "Mein Mann arbeitet auf dem Bau, ich bin vom Shutdown betroffen. Die Hausarbeit teilen wir uns: Er geht einkaufen und kocht, die Organisation übernehmen wir beide."
Saila Grav aus Bad Königshofen ist im Home-Office und kümmert sich um die Kinder, in einigen Schulfächern kann sie helfen. "In Vor-Corona-Zeiten hat mein Mann mehr im Haushalt geholfen als in der Krise, weil die Kinder schon relativ groß sind und mich im Haushalt unterstützen. Mein Mann arbeitet rund zwölf Stunden, da kann man von ihm nichts verlangen. Wir sind ja zu Hause und können uns beschäftigen, zum Beispiel haben wir beim Kochen viele neue Rezepte ausprobiert." Saila Grav hat ein Webinar zum Thema "Corona und häusliche Gewalt" absolviert und war erstaunt über die Auswüchse, die in einer Krise ans Tageslicht kommen. "Corona besiegt man am Besten als Team, egal ob im Alltag, auf der Arbeit oder eben zu Hause. Alle müssen helfen, zusammenhalten und auch auf manches verzichten", ist ihre Meinung.
Generell organisiert die Frau den Haushalt
"Alles außer kochen", heißt es bei Ursula Eisenmann aus Herbstadt. Sie lobt ebenfalls ihren Mann. "Er ist seit August im Ruhestand und ich bin oft im Home-Office. Er hilft in Haus und Garten, kümmert sich um den Hund und macht den ganzen Background. Sogar bügeln kann er."
Und wie schätzen sich die Männer selbst ein? Gerd Jäger spricht für vermutlich für einen Teil der Männer, wenn er meint, die generelle Organisation des Familienlebens bleibt immer noch bei der Frau, auch wenn sie berufstätig ist. "Meine Frau fängt auf der Arbeit etwas später an als ich, deshalb mache ich immer das Frühstück", berichtet er. Ansonsten übernimmt er einzelne Aufgaben, wie Holz besorgen, kehren, die Waschmaschine ausräumen. Immerhin hat er neben seiner Arbeit auch noch Pflichten als Bürgermeister. Seine Erkenntnis: "Die Frauen sorgen gern für die Familie."
Bei der Bertelsmann-Studie gab fast jede zweite Frau an, durch die Coronakrise an ihre psychischen, emotionalen oder körperlichen Grenzen gestoßen zu sein. Bei den Männern waren es dagegen nur 30 Prozent. Für 43 Prozent der Frauen stand fest, dass sich Beruf und Familie derzeit schwerer vereinbaren lassen als sonst. Es mag auch Männer im Grabfeld geben, die Reißaus nehmen, wenn die Putzlappen hervorgeholt werden, in der Umfrage trafen wir keinen davon an. Emanzipation als Mogelpackung? Unsere Umfrage hat das nicht bestätigt.