Wenn Helga Riegel an diesem Mittwoch auf die vergangenen Jahrzehnte zurückblickt, ist sie dankbar für viele schöne Momente in ihrem Leben. 65 Jahre ging sie mit ihrem Mann Albert durch dick und dünn, war sportlich aktiv, lebensfroh und immer in Bewegung. Auch wenn sie in den letzten Jahren etwas kürzertreten musste: Die Unslebenerin feiert ihren 90. Geburtstag an diesem Mittwoch bei guter Gesundheit und freut sich auf gesellige Stunden im Kreis ihrer Freundinnen.
Helga Riegel wurde in Würzburg geboren, verbrachte ihre Kindheit und Jugend jedoch in Steinach am Brenner, wo ihr Vater als Zollbeamter stationiert war. Die Liebe zu den Bergen hat sie nie mehr losgelassen. Skifahren und Bergwandern waren bis ins hohe Alter ihre Leidenschaft. Als junges Mädchen fuhr sie wagemutig auf Rollschuhen die alte Brennerstraße hinunter, daran erinnert sie sich noch heute mit einem frohen Lächeln. Nach Kriegsende wurde ihre Familie aus Österreich vertrieben und fand Zuflucht in Unsleben, wo die Mutter herstammte.
Neuanfang in Unsleben
"Ich erinnere mich an meine Jugend, als wäre es gestern gewesen", blickt die Jubilarin auf die Zeit nach 1945 zurück, als die fünfköpfige Familie im kleinen Haus der Großeltern unterkam und sich im Leben neu zurechtfinden musste. Zu ihren beiden Schwestern, die bereits gestorben sind, pflegte sie ein inniges Band. Im damaligen Dorfladen von Unsleben (heute Raumausstattung Mölter), in dem sie als Mädchen für alles arbeitete, traf sie schon in jungen Jahren ihren späteren Mann Albert. Er hatte sich auf den ersten Blick in die junge Frau verguckt und ließ nicht locker, bis im Mai 1954 schließlich die Hochzeitsglocken läuteten.
Dabei wäre es um ein Haar anders gekommen, erinnert sich Helga. Denn ihr Vater fand 1947 eine neue Stelle beim Zoll und zog mit der Mutter ins Berchtesgadener Land. Helga und ihre jüngere Schwester Gerlinde blieben ins Unsleben und lebten bei ihrer älteren Schwester Inge, die in die Familie Geisler einheiratete.
Helga Riegel absolvierte bei der Firma Heinlein Bauwaren in Bad Neustadt eine Handelslehre, ehe sie für einige Jahre in den Verkauf von Preh wechselte. 1959 wurde Sohn Joachim geboren. Fortan war Helga "die Frau für alles" im Hause Riegel. Denn ihr Mann Albert war oft monatelang im In- und Ausland unterwegs, wählte als verantwortlicher Einkäufer der Nordbayerischen Holzindustrie die richtigen Stämme für das holzverarbeitende Unternehmen in Unsleben aus.
Bis ins hohe Alter sportlich aktiv
1963 erfüllte sich das Paar mit dem Bau ihres Hauses im Birkenweg einen Traum. Und sorgte damit sogar für die Erschließung eines neuen Baugebiets in der Gemeinde. Die Pflege des 3000 Quadratmeter großen Grundstücks hat die Jubilarin gefordert, doch an Haus und Garten hing ihr Herz. 1995, als ihr Mann Albert in Rente ging, war Zeit für gemeinsame Reisen, unter anderem in die Vereinigten Staaten von Amerika, und natürlich für sportliche Aktivitäten.
Im Winter waren die Riegels regelmäßig in den Rhöner Loipen unterwegs. Mit 50 Jahren begann Helga, den Tennisschläger zu schwingen und war bis zu ihrem 80. Lebensjahr aktiv. In der Runde der Tennisfreundinnen wird sie bis heute für ihre heitere und gesellige Art geschätzt. An gemeinsame Ausflüge denkt sie gern zurück. "Ich habe viel erlebt", sagt Helga Riegel lachend, "und ich möchte keinen Moment davon missen."
Nach dem Tod ihres Mannes 2019 entschied sich die Seniorin, aus ihrem Haus auszuziehen, in dem sie 57 Jahre gelebt hatten. Seit November 2020 wohnt sie in einer Seniorenwohngemeinschaft in Unsleben. Mit der täglichen Zeitungslektüre hält sie sich auf dem Laufenden, und auch die Pflege von langjährigen Freundschaften ist ihr wichtig. Besonders freut sie sich über die Besuche von Sohn Joachim und Enkelsohn Finn, die in Bremen leben.
Zu ihrem runden Geburtstag gratulieren an diesem Mittwoch viele Freunde und Weggefährten, ebenso wie Vertreter der Gemeinde und des Landkreises. Und dann darf es ausnahmsweise auch mal ein Gläschen Sekt sein. Ansonsten hat die Jubilarin ein spezielles Rezept, das sie fit und rüstig hält: "Jeden Abend eine Buttermilch!"