Der Biologe Wolfgang Gärditz aus Mühlbach hat in dem Artikel „Sterben Bienen durch einen Virus?“ (12. August) Positionen zur Bedeutung der Honigbiene vertreten, die die Vorsitzende der Kreisimker, Annette Seehaus-Arnold, nicht teilt.
Das Zitat „Wenn die Biene von der Erde verschwindet, dann hat der Mensch noch vier Jahre zu leben“, wertet die Imkerin als Hinweis darauf, dass die Biene im gesamten Ökosystem eine bedeutende Rolle spielt.
„Wenn die Biene von der Erde verschwindet sieht unser Essen ziemlich langweilig aus“, argumentiert sie: Kaffee und Kakao, Obst und Gemüse werden von Honigbienen bestäubt. Die meisten Wildbienen seien auf ganz bestimmte Pflanzen spezialisiert und fliegen meist nur 200 bis 300 Meter. Bei der Honigbiene seien es bis zu drei Kilometer. Der Mehrertrag in der Landwirtschaft beträgt durch die Honigbiene vier Milliarden Euro alleine in Deutschland.
Seehaus-Arnold widerspricht der These, dass die Bestäubung von Pflanzen durch Wildbienen übernommen werden könnte. Sie präsentiert folgende Zahlen: Ursprünglich gab es in Deutschland 550 verschiedene Wildbienenarten, davon gelten nur noch 37 Prozent als im Bestand gesichert. Über 50 Prozent stehen auf der Roten Liste, sieben Prozent sind bereits verschollen oder ausgestorben. Wildbienen ernähren sich ebenso wie Honigbienen ausschließlich von Pollen und Nektar. Nektar und Honigtau (zuckerhaltige Ausscheidung von Blattläusen) liefern vor allem Kohlenhydrate für den Stoffwechsel („Flugbenzin“). Pollen ist Fett- und Eiweißnahrung und somit essenziell wichtig für die Aufzucht von Jungtieren. „Selbst Honigbienen, die vom Imker mit zusätzlichen Kohlenhydraten in Form von Zucker versorgt werden können, sind darauf angewiesen, reichlich vielseitigen Pollen von Pflanzen sammeln zu können. Künstliche Fütterung mit Eiweiß ist nicht möglich. Deshalb ist eine ausreichende Pollenversorgung während des ganzen Jahres so wichtig für alle Bienen“, so die Imkerin.
Insektizide werden nicht nur mit der Spritze ausgebracht. Vielmehr ist nach wie vor das Saatgut – teilweise mit hochgefährlichen Neonikotinoiden – gebeizt. Sobald das Saatgut anfängt zu sprießen, gibt es auch Guttation. Das heißt, die Pflanzen „schwitzen“ kleine Wassertröpfchen. Darin befinden sich auch die Insektizide. Es gibt dazu genügend Studien. Raps, Wintergetreide wird nur gebeizt ausgebracht. Raps sprießt genau zu der Zeit, wenn unsere Winterbienen im Bienenvolk herangezogen werden. Dazu kommt noch der Pollenmangel, der das Immunsystem zusätzlich schwächt. Meistens finden Bienen in hiesigen Gegenden Maispollen. Diese seien aufgrund ihrer Zusammensetzung minderwertig – dem Mais fehlen die essentiellen Aminosäuren – dadurch verkürzt sich die Lebensdauer unserer Bienen.
„Deshalb wäre es viel wichtiger, das Immunsystem unserer Bienen zu stärken durch eine biologische Landwirtschaft statt auf die Bestäubung durch die Wildbienen zu hoffen“, so das Fazit von Annette Seehaus-Arnold.