„Lieben zu lernen ist ein lebenslanger Prozess.“ Das hat Bischof Dr. Friedhelm Hofmann beim Pontifikalgottesdienst für Ehejubilare am Mittwochvormittag, 29. Juni, betont. Wie der Pressedienst des Ordinariats Würzburg berichtet, nahmen rund 1100 Frauen und Männer aus den Dekanaten Bad Neustadt, Karlstadt, Lohr am Main sowie Würzburg-links des Mains, -rechts des Mains und -Stadt, die in diesem Jahr auf 50, 60 oder 65 gemeinsame Ehejahre blicken, an der Feier im Würzburger Kiliansdom teil.
„Danke für Ihr Zeugnis der Treue, Verlässlichkeit und des glücklichen Gelingens. Damit öffnen Sie jüngeren Menschen einen Raum zum Staunen, zum Nachfragen, zum Mut gewinnen für die eigenen Entscheidungen“, sagte Bischof Hofmann. Im Festgottesdienst, der der diesjährigen Kiliani-Wallfahrtswoche vorgeschaltet war, erneuerten die Jubelpaare ihr Eheversprechen. Nach dem Gottesdienst ließen sich die Ehepartner vom Bischof und weiteren Priestern und Diakonen segnen.
„Die Sehnsucht nach gelingender Liebe, Ehe und Familie steht ganz oben auf der Erwartungsliste junger Menschen“, sagte Bischof Hofmann. Seit mehreren Jahrzehnten werde der gesellschaftliche Konsens zu Ehe und Familie gezielt zerstört. Als eine Gefahr für Ehe und Familie bezeichnete der Bischof die Sexualisierung der Gesellschaft. Sex werde als allgemeines Konsumgut propagiert und so der Enthemmung Tür und Tor geöffnet. Gefährdet werde die Ehe zudem durch die Abschaffung des Schuldprinzips im Scheidungsfall.“ Außerdem betonte der Bischof: „Wir müssen eindeutig sagen, dass eine Ehe nach unserem christlichen Verständnis nur zwischen einem Mann und einer Frau bestehen kann.“
Es sei wichtig, alte Menschen wieder mehr wertzuschätzen, so der Bischof weiter. „Weil die Gesellschaft die Stimme der Alten nicht mehr höre, habe man den Erfahrungsschatz dieser Generation verloren und auch das Zeugnis von Ehepaaren, die ein Leben lang zusammengeblieben sind, zitierte der Bischof Papst Franziskus. Junge Menschen bräuchten Vorbilder und Hilfen. „In der Ehe, die das wechselseitige Versprechen braucht und sucht, ist Gottes Liebe anwesend und erfahrbar.
Sie haben erfahren, dass Sie die Glut der Liebe nähren, aber sich nicht grenzenlos glücklich machen können. Der größere Gott muss immer wieder neu von Ihnen aus in diese Liebe hineingenommen werden.“
Ausdrücklich dankte der Bischof den konfessionsverbindenden Ehepaaren. Die Achtung vor der Glaubensüberzeugung des jeweils anderen sei dem christlichen Grundverständnis zutiefst eingeprägt und erfahre in einer solchen Ehe die Nagelprobe. „Sie haben in Ihrer Ehe die oft schwierigen Situationen des Glaubenslebens im Alltag erfahren. Es war sicherlich nicht immer leicht, daraus erwachsende Spannungen auszuhalten. Ich weiß wovon ich rede, denn ich bin in einer solchen Familie aufgewachsen.“
Bischof Hofmann erinnerte daran, den Ehepaaren, die auseinandergegangen sind, Aufmerksamkeit, Anteilnahme und Hilfe zukommen zu lassen. „Denken möchte ich in dieser Stunde aber auch an alle Witwen und Witwer, die so gerne heute ein Ehejubiläum gefeiert hätten. Diese dürfen wir ebenfalls nicht allein lassen.“
Unter Bezug auf das Leitwort der Kiliani-Wallfahrtswoche – „Das Erbarmen des Herrn will ich ewig preisen“ – trugen Vertreter aus den Dekanaten Gedanken zum Thema Barmherzigkeit vor. „Eine gelingende Ehe hängt entscheidend von der Fähigkeit zur Barmherzigkeit ab. Das heißt nicht, Konflikte zu ignorieren. Sondern es heißt Dialog und die Bereitschaft zur Vergebung“, hieß es. Aber auch: „Barmherzigkeit bedeutet, Ja zu sagen zu sich und seinen Schwächen.“ Aus einzelnen Buchstaben und einem rot angemalten Herz wurde vor dem Altar das Wort „Barmherzigkeit“ zusammengesetzt.
Beim Verlassen des Doms erhielten die Eheleute Lebkuchenherzen mit der Aufschrift „Ich verspreche Dir die Treue“. Auf dem Kiliansplatz zwischen Dom und Neumünster war anschließend Zeit für Begegnungen und den Austausch von Tipps für eine gelungene Ehe.