In Fladungen setzt man auf regenerative Energien. Im Bereich Hackschnitzel gehört man bereits zu den Vorreitern, nun gibt es in der nördlichsten Stadt Bayerns ein weiteres ambitioniertes Vorhaben. Geplant ist, ein Fernwärmenetz einzurichten, an das Fladunger Einrichtungen, Unternehmen und Haushalte angeschlossen werden können. Die Biogasanlage der Familie Hückl kann die Grundwärme liefern, die restliche Energie soll über ein Hackschnitzelheizkraftwerk abgedeckt werden, um den Abnehmern so das ganze Jahr über mollige Wärme liefern zu können. Am kommenden Mittwoch besteht nun für die Bevölkerung die Möglichkeit, sich bei einem Informationsabend umfassend über das Vorhaben in Kenntnis setzen zu lassen.
Im vergangenen Jahr haben Bernd Hückl und sein Sohn Christian den Bau einer eigenen Biogasanlage verwirklicht, seit einigen Monaten speist die private Anlage mit einer Leistung von 250 Kilowatt pro Stunde Strom ins allgemeine Versorgungsnetz ein. Der eigene Hof, die Weihersmühle und der Betrieb der Hückls werden bereits mit Wärme versorgt. „Durch eine Fernwärmeleitung könnten noch viele Fladunger von der Abwärme profitieren“, so Bernd Hückl.
Die Biogasanlage der Hückls, deren Leistung noch um einiges erweiterbar ist, soll die Grundwärme für das Fernwärmenetz liefern, der Restbedarf soll über ein Hackschnitzelheizkraftwerk gewährleistet werden. Für die Realisierung und den Betrieb der Hackschnitzelanlage und des Wärmenetzes ist die Gründung einer Genossenschaft vorgesehen, an dem sich die Bürger beteiligen können.
Mais-Monokulturen und die Vernichtung von Lebensmitteln – Biogasanlagen stehen mittlerweile oftmals in der Kritik. Was die Anlage in Fladungen angeht, finden hier jedoch vorwiegend Grünschnitt und Gülle Verwendung, wie Bernd Hückl versichert. Der heimische Wertschöpfungsgedanke spielt eine entscheidende Rolle, die Biomasse kommt aus der Region und der Anteil an Mais soll ganz gering gehalten werden. „Das Ziel ist, nicht mehr als 20 Prozent Mais einzusetzen“, so der Landwirt. Für die geplante Hackschnitzelanlage hat man mit der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Obere Rhön, der Firma Jacob-Baumpflege und dem Betrieb von Udo Hückl gleich drei heimische Lieferanten an der Hand.
Unabhängiger von fossilen Brennstoffen werden, die Förderung des regionalen Wirtschaftskreislaufs – gemäß dem Gedanken „aus der Region, mit und für die Region“ – und die Gewährung günstiger und stabiler Energiepreise – für das Biomassenheizwerk sprechen triftige Gründe. „Daneben ist bei der Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen durch die Einhaltung eines nahezu geschlossenen Kohlendioxidkreislaufs und einer äußerst schadstoffarmen Verbrennung ein großer Beitrag zum Klimaschutz möglich“, sagt Christian Hückl.
Verschiedene Stellen haben bereits Interesse signalisiert, was einen Anschluss an das Fernwärmenetz betrifft. „Örtliche Unternehmen, Privatleute und auch das Fränkische Freilandmuseum würden sich gerne an die Versorgung anhängen“, wie Bernd Hückl erfreut berichtet. Großes Interesse bekundet auch die Stadt Fladungen. Laut Bürgermeister Robert Müller, der das Vorhaben sehr begrüßt, könnten städtische Gebäude wie die Grenzlandhalle über Fernwärme versorgt werden.
Die ersten Planungen sehen eine Leitungstrasse von der an der Hochrhönstraße gelegenen Biogasanlage bis hin zum Freilandmuseum vor. Entlang der rund 1,9 Kilometer langen Trasse könnten je nach Bedarf Abzweigungen zu weiteren Abnehmern führen. „Aus Oberfladungen haben wir schon etliche Anfragen, es wäre kein Problem, neben Fladungen selbst auch den Ortsteil mitzuversorgen“, erklärt Bernd Hückl, .
Mit der sächsischen Firma Produr hat man einen erfahrenen Projektanten an der Seite, sagt er. Erster Schritt für das ambitionierte Vorhaben ist, den Bedarf an Wärme zu ermitteln, um gezielte Planungen und Berechnungen durchführen sowie Bezuschussungsmodalitäten klären zu können. In diesem Zuge sind alle Bürger aus Fladungen und Oberfladungen am Mittwoch, 29. Februar, um 19.30 Uhr zu einem Informationsabend in die Stachushalle in Oberfladungen eingeladen.
Hilfreich wäre, wenn Interessenten dabei schon ihren Wärmeverbrauch mitteilen könnten, so Hückl. Die Biogasanlage kann übrigens beim Hoffest der Weihersmühle am 1. Mai besichtigt werden.