Heino Henke forschte an Universitäten in ganz Deutschland, entwickelte Europas größtes Physik-Forschungszentrum mit – und war einst Schüler am Gymnasium in Bad Neustadt.
Vorige Woche kehrte der emeritierte Professor für theoretische Elektrotechnik für die Vortragsreihe „Ehemalige erzählen“ in seine Heimatstadt zurück.
Und dort kann man sich gut an ihn erinnern: Sein Vater sei Schulamtsarzt gewesen, weshalb die Familie immer eng mit der Schule verbunden war, erklärte Siegfried Voll, Vorsitzender des Vereins der Freunde des Rhön-Gymnasiums, der die Vorträge organisiert.
Hier entdeckte Heino Henke seine Begeisterung für Technik, die sich durch sein gesamtes Leben ziehen sollte. Nach Studium und Promotion an der Technischen Hochschule in Darmstadt zog es ihn in die Schweiz.
Dort arbeitete er als Entwicklungsingenieur am Forschungszentrum CERN, genauer: am größten Teilchenbeschleuniger der Welt. Was das überhaupt ist, erklärte Heino Henke seinem Publikum. In der Maschine werden Teilchen aufeinander geschossen, „aus ihrer Masse entsteht Energie“, erklärt der Wissenschaftler. Diese wird für Experimente beispielsweise in Physik oder Medizin genutzt. Er erklärt: „Das sind gewaltige Spannungen, die man da aufbringen muss und dafür braucht es gewaltige Maschinen.“
Die weltweit Größte befindet sich im Schweizer Kanton Genf, genauer gesagt: darunter. In 100 Metern Tiefe wurde eine kreisförmige Röhre mit 27 Kilometern Umfang gebaut. „Darin werden zwei Teilchen millionenfach beschleunigt und knallen dann frontal aufeinander“, verdeutlicht der Wissenschaftler. „Sie surfen in der Röhre wie auf einer Welle“. Heino Henke fasziniert die hochmoderne Technik: Damit komme man der grundlegenden Struktur des Universums ein Stück näher.
Die Teilchen setzten nicht nur riesige Energiemengen frei, sie können auch zielgenau abgeschossen werden. So können Tumore exakt bestrahlt werden. Zudem werden mit dieser Methode Drogen und Sprengstoffe aufgespürt oder archäologisches Material datiert. Wie funktioniert das? „Jedes Material hat bestimmte Eigenschaften, das ist wie ein Fingerabdruck“, erläutert Henke. Diese werden mithilfe des Teilchenbeschusses ermittelt.
Obwohl Heino Henkes Einblick in die Welt der Formeln, Zahlen und Experimente verständlich und unterhaltsam war, wird dem Publikum schnell klar, wie viele Jahre Arbeit und Forschung dahinter verborgen liegen. Abschrecken lassen solle sich aber niemand, erklärte der Professor an die Schüler gewandt. „Wichtiger als ein gutes Abitur ist es, offen zu sein und dynamisch zu bleiben.“ Entscheidend sei, dass der Beruf ein Hobby wird: „Denn wenn man 40 oder 50 Jahre ohne Spaß arbeiten muss, ist es schon sehr hart.“