Kutscher, Züchter, Reiter und Sportler, dazu noch Metzger und Koch: Johann Urban aus Ostheim ist ein Multi-Talent und echtes Original, das vor Lebensfreude nur so strotzt. An diesem Samstag, 13. November, feiert der rüstige Rentner seinen 85. Geburtstag.
Im zarten Alter von sieben Jahren musste Johann Urban mit seiner Familie, inklusive seiner sieben Geschwister, aus dem deutschsprachigen Königsfeld in den ungarischen Karpaten flüchten, 1946 wurde er in Ostheim ansässig. Das Jahr 1951 war für Johann Urban prägend: Da er sich für Pferde begeisterte, begann er bei der Metzgerei Schmitt das Fleischerhandwerk zu erlernen, weil es, so sagt er, dort auch Pferde gab. Gleichzeitig entdeckte er den Spaß an der Leichtathletik, wohl inspiriert durch das große Sportfest anlässlich des 90. Jubiläums des TSV Ostheim.
Nach abgeschlossener Lehre ging Johann Urban als Metzgergeselle nach Offenbach, bis er im Jahr 1959 den Meisterbrief in den Händen hielt. In seiner Freizeit liebte Johann Urban auch dort den Mittelstreckenlauf sowie das Rudern im Vierer mit Steuermann. Auch Boxen und Ringen fanden damals sein Interesse.
Koch aus Leidenschaft
Im Jahr 1961 lernte Johann Urban in Frankfurt seine Frau Maria kennen, zwei Jahre später läuteten die Hochzeitsglocken und sie zogen gemeinsam in den Spessart, wo sie mit Tanja und Peter zwei Kinder aufzogen. Als Metzgermeister und Küchenmeister wurde Urban dort ein erfolgreicher Gastronom, führte jahrzehntelang ein gut gehendes Berghotel. Johann Urban entwickelte sich zum leidenschaftlichen Koch. "Seine Spezialitäten waren Gänsebraten, Wild und Spanferkel vom Holzkohlegrill", erinnert sich Maria Urban an die Zeiten im Räucher-Stüberl des Berghotels.
Nach einigen Schicksalsschlägen zog es die Familie schließlich im Rentenalter wieder zurück nach Ostheim, Sohn Peter kam mit und trat mit der Bewirtschaftung der Gaststätte "Zur Krone" in Ostheim und als Küchenchef im Cuba Cabana in Bad Neustadt in die Fußstapfen seines Vaters.
Lebenslange Liebe zu Pferden
Seinem Hobby, der Pferdezucht und dem Reiten, konnte sich Johann Urban ganz und gar widmen. Nicht zuletzt deswegen fühlt er sich in Ostheim seit seiner Rückkehr pudelwohl. Seine beiden historischen Kutschen Vaginette und Vicotoria waren landauf und landab bekannt und sind noch heute in seinem Besitz. "Auch ein paar Hochzeiten bin ich gefahren", berichtet er, "das war vorher immer ganz schön viel Arbeit." Leider musste Johann Urban eines seiner beiden Kutschpferde einschläfern lassen, so dass die Kutsche heute nicht mehr fahren kann.
Einige Krankheiten wie einen Herzinfarkt im Jahr 1992 und einen Hörsturz und Schlaganfall im Jahr 1996 musste Johann Urban bereits überstehen. Im Jahr 1997 hat das Ehepaar schließlich das Elternhaus in der Hohen Straße übernommen und die Eltern bis zu ihrem Tod ein paar Jahre später gepflegt.
Das Jahr 2021 brachte bisher nicht viel Glück für Johann Urban. Zwei Stürze und mehrere Krankenhausaufenthalte haben ihn gesundheitlich beeinträchtigt. Die Lebensfreude nimmt ihm dies aber nicht. Er ist zufrieden: Schließlich sind seine geliebte Maria und Sohn Peter täglich um ihn herum. Und nicht zu vergessen Familienhund Herkules, der das Ehepaar Urban ganz schön auf Trab hält.