Die Vorankündigung zum Sonntagskonzert im Rahmen der Kulturreihe „Leben im Schloss“ hatte einen auf sanfte Art unter die Haut gehenden Abend versprochen. Dieses Versprechen wurde nicht nur gehalten, sondern sogar bei weitem übertroffen. Eineinhalb Stunden lang gab der gebürtige Niederländer Johannes Conen Lieder des Franzosen Francois Villon in freier Nachdichtung von Paul Zech zum Besten. Der Künstler schaffte es dabei nicht nur, seine Zuhörer mitzunehmen, sondern auch die erzeugten Gefühle direkt auf jeden einzelnen zu übertragen.
Das Leben von Francois Villon
Zwischen den Stücken erzählte Conen Villons Lebensgeschichte. Francois Villon (1431 bis 1463) starb jung, die Spanne zwischen Geburt und Tod reichte dennoch für zahlreiche Erfahrungen aus. Francois Villon wurde in Paris geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters, kam er in die Obhut des Rechtsgelehrten Guillaume de Villon, dessen Namen er um 1455 annahm. Hierdurch wurde ihm Bildung zuteil, er lernte Lesen, Schreiben und Latein. Sein Studium schloss der Franzose jedoch niemals ab. Mit Mitte Zwanzig war er Mitglied verschiedener krimineller Gruppen, gab sich Freudenmädchen und dem Alkohol hin. Tief im Inneren allerdings muss Villon wohl Sehnsucht nach der Geborgenheit einer Familie gehabt haben.
So zumindest erklärt sich die wehmütige „Ballade an ein ungeborenes Kind“. Villon litt, liebte und kämpfte – und die Zuhörer taten es ihm gleich.
Das Gedicht vom Erdbeermund
Nach der Pause stand Paul Zech im Mittelpunkt. 1881 geboren, erlebte der deutsche Schriftsteller den Ersten Weltkrieg, kam in der Schlacht von Verdun beinahe ums Leben. 1929 wurde er aufgrund von Plagiatsvorwürfen aus dem Schriftstellerverband, dem er angehörte, ausgeschlossen. Anfang 1931 kam das wohl erfolgreichste Werk Zechs mit dem Titel „Die Balladen und lasterhaften Lieder des Herrn Francois Villon“ heraus. Einprägsame Verse sind gelungen, so das bekannte Gedicht vom Erdbeermund. Kein Geringerer als Klaus Kinski hatte sich 1959 des Stückes angenommen und es auf einer Schallplatte vertont. Johannes Conen brachte mit diesem Stück endlich etwas Heiteres und Leichtes in den Konzertsaal.
Johannes Conen hat neben der Musik weite Teile seines Lebens dem Theater gewidmet. Als Schauspieler, Sänger, Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner arbeitete er mit bekannten Theaterleuten zusammen. Im Namen des Vereins „Aktives Mellrichstadt“ bedankte Michaela Drescher sich bei dem Künstler für dessen beeindruckende Darbietung, welche zeigte, wie groß doch die Parallelen zwischen Francois Villons Leben im 15. Jahrhundert und Paul Zechs Leben im 20. Jahrhundert sind.