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Bad Neustadt: Jopp Stellenabbau: IG Metall kritisiert Geschäftsführung

Bad Neustadt

Jopp Stellenabbau: IG Metall kritisiert Geschäftsführung

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    Im Oktober 2017 beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben rund 300 Personen an einem Warnstreik vor den Werkstoren der Firma Jopp in Herschfeld. Gewerkschaftssekretär Jens Öser forderte das Unternehmen damals auf, ein Tarifsystem einzuführen.
    Im Oktober 2017 beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben rund 300 Personen an einem Warnstreik vor den Werkstoren der Firma Jopp in Herschfeld. Gewerkschaftssekretär Jens Öser forderte das Unternehmen damals auf, ein Tarifsystem einzuführen. Foto: Eckhard Heise

    In einer Pressemitteilung kündigte die Firma Jopp am Mittwoch einen betriebsbedingten Personalabbau von 35 Mitarbeitern an. Der Automobilzulieferer, der aktuell mehr als 930 Mitarbeiter in Rhön-Grabfeld, davon über 720 in Bad Neustadt, beschäftigt, begründet den Stellenabbau mit strukturellen Veränderungen am Absatzmarkt und gestiegenem Kostendruck. Dieser wirke sich so stark aus, dass laut des Unternehmens eine Anpassung von Strukturen, insbesondere in indirekten, fertigungsnahen Bereichen, nötig sei. Der Bereich Produktentwicklung sei von den betriebsbedingten Entlassungen nicht betroffen.

    Reiner Gehring betreut als Gewerkschaftssekretär der IG Metall Schweinfurt die Firma Jopp seit Mitte diesen Jahres. "Ich empfinde es als befremdlich, dass Jopp-Geschäftsführer Martin Büchs stets propagierte, er brauche keine Tarifgebundenheit für sein Unternehmen. Und sobald ihm dann wirtschaftlich Wind ins Gesicht bläst, ist es scheinbar seine einzige Idee, direkt Mitarbeiter zu entlassen", sagt er am Donnerstag auf Anfrage dieser Redaktion.

    Gehring: IG Metall wurde vorher nicht informiert

    Man versuche seit einigen Monaten, zusammen mit der nicht-tarifgebundenen Firma Jopp, vernünftige Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter des Unternehmens zu finden. Man sei bestrebt gewesen, gemeinsam eine Lösung für die wirtschaftliche Schieflage im Fertigungsbereich am Standort Bad Neustadt zu finden. "Und nun kündigt das Unternehmen den Stellenabbau an, ohne vorher uns als IG Metall zu informieren", äußert Gehring. Wie es nun weiter gehe, werde derzeit verhandelt.

    Jopp-Betriebsratvorsitzender Matthias Tischler berichtet von einem Termin des Betriebsrates bei der Geschäftsleitung am Mittwochmorgen. Bei ihm sei der Eindruck entstanden, es ginge bei dieser Versammlung in der Hauptsache um das Thema Kurzarbeit, bei welchem man schon länger in Gesprächen sei. Es sei aber in der Versammlung bei der Geschäftsleitung am Mittwoch wiederum diesbezüglich keine Einigung erzielt worden. "Dann hat uns die Geschäftsleitung über den geplanten Stellenabbau informiert", schildert Tischler. Am frühen Nachmittag desselben Tages habe dann die Betriebsversammlung stattgefunden, auf welcher die Mitarbeiter über den Stellenabbau informiert worden seien. "Ich finde es doch etwas verwunderlich, dass das nun alles so schnell ging - auch der Weg an die Presse", meint Tischler. Wie es nun weiter gehe, könne er noch nicht sagen. Man sei in Gesprächen, teilweise sei auch die Gewerkschaft mit im Boot.

    Jopp-Geschäftsführer bezieht Stellung

    Angesprochen auf den Unmut des Gewerkschaftssekretärs Reiner Gehring, die IG Metall sei von der Jopp-Geschäftsführung nicht informiert worden, bezieht Jopp-Geschäftsführer Martin Büchs Stellung. "Wir sind nicht tarifgebunden, somit hat die IG Metall - auch wenn einzelne unserer Mitarbeiter dort Mitglied sind - keine Funktion. Somit ist auch Herr Gehring für uns kein offizieller Ansprechpartner", so Büchs. Vor rund drei Monaten habe Gehring begonnen, die Firma Jopp zu betreuen. Man habe sich in dieser Zeit zweimal getroffen. Nach Ansicht von Büchs sei bezüglich der IG Metall kein großes Interesse bezüglich des Findens einer gemeinsam Lösung zu spüren gewesen. Wenn der Gewerkschaft und Gehring der Betrieb am Herzen liege, könne er sich gerne stärker einbringen.

    Martin Büchs spricht ebenfalls das Treffen von Betriebsrat, Wirtschaftsausschuss und Schwerbehindertenvertretung am Mittwochmorgen an. Hierbei sei die Agenda mit "Sparmaßnahmen" oder Ähnlichem überschrieben gewesen. Der Betriebsrat sei stets eingebunden gewesen, kenne alle Umsätze und sonstige Zahlen. Somit empfinde er die Ankündigung des Stellenabbaus gegenüber dem Betriebsrat als nicht überraschend und sieht auch keine Probleme in der Informationspolitik.

    Seit 1991 keine betriebsbedingten Kündigungen bei Jopp in Bad Neustadt

    Dennoch hat er Verständnis dafür, dass der Betriebsratsvorsitzende sich zunächst überrollt gefühlt hat: "Wir hatten schließlich seit 1991 keine betriebsbedingten Kündigungen mehr. Auch uns als Geschäftsführung ist diese Entscheidung nicht leicht gefallen. Es ist aber als Geschäftsleitung unsere Verantwortung, die Zukunftsfähigkeit des Standorts aufrecht zu erhalten. Bei einem so dramatischen Auftragsrückgang wie in der Fertigung in Bad Neustadt sind wir als Geschäftsführung gezwungen zu handeln."

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