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WEIMARSCHMIEDEN: Judenfriedhof: Einer der Ältesten im Umkreis

WEIMARSCHMIEDEN

Judenfriedhof: Einer der Ältesten im Umkreis

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    In der nördlichsten Ecke Bayerns befindet sich nur wenige Meter von der thü-ringisch/bayerischen Landesgrenze entfernt der jüdische Friedhof Weimar-schmieden. Er ist umgeben von einem hohen Bretterzaun
    In der nördlichsten Ecke Bayerns befindet sich nur wenige Meter von der thü-ringisch/bayerischen Landesgrenze entfernt der jüdische Friedhof Weimar-schmieden. Er ist umgeben von einem hohen Bretterzaun Foto: Foto: Reinhold Albert

    Der jüdische Friedhof in Weimarschmieden befindet sich am nördlichsten Punkt Bayerns, etwa 200 Meter von der bayerisch/thüringischen Landesgrenze entfernt. Der 950 Quadratmeter große Gemeindefriedhof der ehemaligen israelitischen Kultusgemeinde Weimarschmieden entstand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und wurde nach 1850 erweitert. Er wurde 1909 geschlossen.

    Aus dem genannten Jahr stammt auch der jüngste lesbare Grabstein. Laut einem Eintrag im Grundbuch war der Friedhof seit dem 12. Juli 1918 zu je einem Drittel Eigentum der Kultusgemeinden Willmars, Oberelsbach und Nordheim.

    Zum Alter des jüdischen Friedhofs in Weimarschmieden wird zumeist die Zeit um 1800 angegeben. Nach neueren Forschungen von Elisabeth Böhrer ist der Friedhof jedoch deutlich älter. In einer 1817 erfolgten Bestandsaufnahme stehe, dass dieser gewiss schon an die 100 Jahre alt wäre und somit neben Kleinbardorf der älteste in weitem Umkreis sei.

    In einer vom Johanna-Stahl-Zentrum in Würzburg, dem Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken, zur Verfügung gestellten Aufstellung von Elisabeth Böhrer ist vermerkt, dass der erste lesbare Stein von 1709 oder 1718 stammt.

    Inmitten eines Fichtenforstes

    Der jüdische Friedhof liegt in der Weimarschmiedener Flurabteilung „Am Judenacker“ 300 Meter südöstlich des Dörfchens inmitten eines Fichtenforstes. Der mit einem Bretterzaun versehene Begräbnisplatz mit an die 80 Gräbern bildet mit seiner fast quadratischen kleinen Fläche eine kleine Lichtung im umliegenden Nadelwald. Innerhalb der Einfriedung stehen nur vereinzelt am Rande einige größere Fichten. Die Grabsteine stehen gleichgerichtet in lockeren Reihen, das Gräberfeld weist einige Lücken auf. Viele der Grabsteine sind schon teilweise im Erdreich versunken.

    In den Friedhof führt ein einflügeliges Tor. Die Gräber sind in Reihen angeordnet und nach Südwesten ausgerichtet. Die neueren Steine stehen im später hinzugefügten nördlichen Bereich.

    Fast alle Steine sind sehr einfach, ohne Rahmung. Und nur wenige neue stehen auf Sockeln. Die Inschriften sind hebräisch. Nur bei den neueren Steinen sind sie auf der Rückseite deutsch. Schändungen des Friedhofs sind nicht bekannt.

    Außer dem Friedhof besaß die jüdische Gemeinde Weimarschmieden noch eine Synagoge. In den Jahren von 1816 bis 1910 ging der Anteil der jüdischen Bevölkerung in Weimarschmieden von 36 Prozent (85) auf fünf Prozent (7) zurück. Die jüdische Gemeinde wurde bereits nach dem Ersten Weltkrieg aufgelöst. Die Synagoge Weimarschmieden diente nach Auflösung der Gemeinde 1909 fortan als Wohnhaus.

    Ihre Entstehung der jüdischen Gemeinde reicht mindestens in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. 1816 wohnten 85 Juden in der Gemeinde, 1910 nur noch acht. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise (in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts) ein eigener Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Später wurden die jüdischen Kinder der Gemeinde durch auswärtige Lehrer unterrichtet.

    Die jüdischen Familien waren im Leben des Dorfes weitestgehend integriert. Der 1905 verstorbene, langjährige Gemeindevorsteher der jüdischen Gemeinde, David Nußbaum, war 24 Jahre lang Mitglied der bürgerlichen Gemeindeverwaltung und davon zwölf Jahre stellvertretender Bürgermeister. 1919 waren alle jüdischen Einwohner aus Weimarschmieden verzogen; die israelitische Kultusgemeinde wurde aufgelöst.

    Literatur: Anita Sperle-Fleig/Gabi Kokott: Jüdische Friedhöfe in Unterfranken, Seminararbeit Weihenstephan, MS 1986; Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, 2. Auflage, Bamberg 1992;

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