Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Rhön-Grabfeld
Icon Pfeil nach unten
Bad Neustadt
Icon Pfeil nach unten

Jungunternehmer mit 44 Jahren

Bad Neustadt

Jungunternehmer mit 44 Jahren

    • |
    • |

    Am 30. April war sein letzter Arbeitstag im Forbach-Werk - offiziell jedenfalls, doch tatsächlich hat er sich schon vor einigen Wochen von den Kollegen verabschiedet. Jetzt ist Zwierlein gerade dabei, Unternehmer zu werden.

    Der Entschluss dazu reifte schon im vergangenen Jahr. "Was mach' ich, wenn das Forbach-Werk geschlossen wird?" Diese Frage beschäftigte den 44-Jährigen, der 25 Jahre in der Elektrogeräte-Fabrik in der Gartenstraße gearbeitet hat. Und dass eines Tages das Aus für das Werk kommen könnte, hat nicht nur Zwierlein schon länger befürchtet.

    Künftig ist er sein eigener Chef. "Ich mache alles, was ich kann", sagt der Unternehmensgründer. Deshalb heißt seine Firma ASZ - Allround-Service-Zwierlein. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Zwierleins Werbe-Faltblatt enthält eine ellenlange Liste an Dienstleistungen, die er für seine künftigen Kunden und Auftraggeber erledigen will: Unter dem Überbegriff Haus-, Hof- und Gartenarbeiten hat er etwa Wohnungsentrümpelungen, Umzüge, Dachrinnen-Reinigung, Pflege von Grünanlagen, Holzeinschlag und -lieferung und sogar Borkenkäfer-Beseitigung im Angebot. Auch einen Kurier- und Transportdienst will er betreiben, um beispielsweise Kunden zum Flughafen zu bringen. Außerdem erledigt Zwierlein Einkäufe oder übernimmt Behördengänge.

    Bei Letzterem kennt er sich inzwischen gut aus. Schon seit vier Monaten rennt er von Termin zu Termin - Anträge, Genehmigungen, Gutachten, Untersuchungen. Das kostet Geld. 80 Euro bekommt beispielsweise der Augenarzt, 60 Euro die Führerscheinstelle. Für den Transport-Service braucht er nämlich eine "Fahrerlaubnis zur Fahrgastbeförderung".

    Doch diese Gebühren sind nichts gegen die rund 25 000 Euro, die er bislang schon in seine künftige Firma investiert hat - den Löwenanteil davon verschlang der Ford Transit, quasi das Herzstück des Unternehmens. Dazu hat er Maschinen und Geräte angeschafft, etwa einen Holzspalter und eine Seilwinde.

    Möglich wurde dies auch durch das Überbrückungsgeld, das die Agentur für Arbeit, das frühere Arbeitsamt, in solchen Fällen auszahlt. Wer vor der Arbeitslosigkeit steht und sich selbstständig macht, wird gefördert - und kommt nicht in die Statistik, wenn's schief geht mit der eigenen Firma. Denn Anspruch auf Arbeitslosengeld hat derjenige, der das Startgeld kassiert hat, nicht.

    Helmut Zwierlein hat schon ein wenig vorgearbeitet. Im elterlichen Anwesen in Reyersbach, das als Lager dient, hat er eine beachtliche Menge an Brennholz aufgeschichtet. Die will er verkaufen, sobald die Firmengründung unter Dach und Fach ist, damit er von Anfang an Einnahmen verbuchen kann.

    Der frühere Fabrikarbeiter ist zuversichtlich, dass seine Firma funktionieren wird. "Ich bin bereit, alles zu machen." Wenn er den Auftrag dazu bekommt, kehrt er auch die Straße. Außerdem arbeitet er eng mit einigen Handwerksbetrieben zusammen; durch deren Empfehlung hofft er, zu Aufträgen zu kommen.

    Viele Ex-Kollegen hätten seine Idee erst belächelt, doch nun gebe es einige, die sich gemeldet haben und mit anpacken wollen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden