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Bad Neustadt: Kaiserpfalz am Veitsberg: Wo Karl der Große Gäste aus Konstantinopel und Jerusalem empfing

Bad Neustadt

Kaiserpfalz am Veitsberg: Wo Karl der Große Gäste aus Konstantinopel und Jerusalem empfing

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    Dr. Petra Wolters erläuterte auf dem Veitsberg die diesjährigen Ergebnisse der Grabungen vor großem Publikum.
    Dr. Petra Wolters erläuterte auf dem Veitsberg die diesjährigen Ergebnisse der Grabungen vor großem Publikum. Foto: Stefan Kritzer

    Nach einigen Jahren Pause wurde in diesem Sommer wieder auf dem Veitsberg gegraben. Die dortigen Reste einer Kaiserpfalz aus der mittelalterlichen karolingischen und ottonischen Zeit sind Forschungsschwerpunkte zahlreicher Institute und Universitäten. Die Stadt Bad Neustadt sowie die Gemeinden Hohenroth und Salz verfolgen mit großer Aufmerksamkeit, was die Grabungen auf dem Veitsberg zutage bringen. Und auch die Bevölkerung ist sehr interessiert. Das zeigte sich nun erneut bei den sehr gut besuchten Führungen zum Abschluss der diesjährigen Grabungskampagne.

    Sehr großes Interesse an den Führungen

    Dicht gedrängt standen die Besucher auf dem Veitsberg und warfen einen staunenden Blick in den Längsschnitt, den Grabungsleiterin Dr. Petra Wolters mit ihrem Team in den Boden getrieben hat. Was darin zu sehen ist, erschließt sich nur nach Anleitung durch die Fachfrau, die von Gräben und Palisaden erzählt, die von der großen Zeit der Kaiserpfalz auf dem Veitsberg Auskunft geben.

    Mehrere Wochen lang wurde in diesem Sommer wieder auf dem Veitsberg gegraben, um in den Fundamenten mittelalterlicher Bauwerke nach Spuren zu suchen, wie die Könige im 9. und 10. Jahrhundert nach Christus im Neustädter Becken residierten. Wenn die "Reisekönige" beginnend bei Karl dem Großen denn mal im Lande waren.

    Fundament einer kleinen Kirche gefunden

    Der spektakuläre tiefe Graben sollte der Schwerpunkt der Grabungen werden, doch eine Grabung im Kernbereich der Pfalz stahl ihm letztendlich die Show: Dort fanden Petra Wolters und ihr Team die Fundamente eines kleeblattförmigen Bauwerks. Und das kann nur, wenn sich die Ergebnisse nach umfangreicher Auswertung in den kommenden Monaten bestätigen, das Fundament einer kleinen Kirche sein. "Mir fällt keine Bauform ein, die einen anderen Schluss zulässt", sagte Petra Wolters und führt als "Muster" eine besser erhaltene Kirche in der Kaiserpfalz Ingelheim an. "Die ist in ihren Dimensionen und der Form sehr ähnlich", so Wolters.

    Wo Karl der Großen Gäste aus Konstantinopel und Jerusalem empfing

    Für Petra Wolters schließt sich mit dem Kirchenfundament der Kreis der grundlegenden Gebäude einer Kaiserpfalz zu der ein Versammlungsraum (Aula Regia), Wohngebäude und eben eine Kirche gehören. Im Falle des Veitsbergs wurden dort ab dem Jahre 790 unter Karl dem Großen schon mal Delegationen aus Konstantinopel und Jerusalem empfangen. "Der Veitsberg war mal das Brüssel des Mittelalters", brachte es Petra Wolters bei der Führung auf den Punkt.

    Dennoch sind die Reste des Bauwerks, das ab 943 wieder an Bedeutung verlor, heute im Boden kaum mehr zu finden. Ohne den geschulten Blick der Archäologen geht da gar nichts. Und auch die Kleinfunde zwischen den Mauerresten sind schwer zu entdecken. Von Tierknochen, vornehmlich von gejagten Wildtieren, einmal abgesehen. "Wir haben schon mehr als 50 Kilogramm Knochen gefunden", so Wolters. Keramikreste wie die kleine Scherbe, die wohl aus dem 8. Jahrhundert stammt, sind da eher die Ausnahme. Ein Reitersporn aus Metall reicht so schon in die Riege eines ganz besonderen Funds. Aus welcher Mittelalterepoche dieser stammt, muss das Labor noch genauer ermitteln.

    Auch eine kleine Keramikscherbe kann große Aussagekraft haben. Dr. Petra Wolters präsentierte einige Funde der Grabungskampagne.
    Auch eine kleine Keramikscherbe kann große Aussagekraft haben. Dr. Petra Wolters präsentierte einige Funde der Grabungskampagne. Foto: Stefan Kritzer

    Grabungen werden im kommenden Jahr fortgeführt

    Für Petra Wolters und ihr Team bleibt in den kommenden Wochen und Monaten noch viel nachzuarbeiten. Im Falle der Kirchenfundamente ist jedoch jetzt schon klar, dass die Grabungen im kommenden Jahr fortgeführt werden. Diesen Mauern muss Petra Wolters einfach noch tiefer auf den Grund gehen. Die Bevölkerung wird die damit einhergehenden Erkenntnisse auch bei künftigen Führungen weiter bestaunen können.

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