Ein Dauergast in Bad Neustadt ist inzwischen Archäologin Dr. Petra Wolters. Und sie genießt große Aufmerksamkeit, wenn sie sich auf die Spuren Karls des Großen und seiner Pfalz vor den Toren der Kreisstadt begibt.
Schon mehrfach hat die Wissenschaftlerin der Uni Jena Grabungen an der Saale und auf dem Veitsberg bei Hohenroth geleitet. Jetzt ist sie wieder mit einem Team von Studenten da und untersucht einen weiteren Teil einer Handwerker-Siedlung, die schon vor geraumer Zeit in der Nähe von Salz ausfindig gemacht worden ist. Bei einem öffentlichen Grabungstag konnten nun Besucher den angehenden Akademikern über die Schultern schauen.
Mit schwerem Gerät und Fingerspitzengefühl
Vor gut einer Woche ist die Mannschaft angerückt, hat zunächst mit schwerem Gerät Oberboden auf einem Feld nahe dem Möbelhaus Angermüller abgetragen und dringt nun mit Kellen ausgestattet langsam in tiefere Schichten vor. Zuvor waren anhand von Luftaufnahmen mögliche Standorte von Gebäuden ausgemacht worden, die nun genauer unter die Lupe genommen werden sollten.

Ganz offensichtlich trafen die Vermutungen ins Schwarze, berichtet Petra Wolters in zwei Führungen den etwa 100 Interessierten. Wie erhofft war das Team auf eine Handwerkerunterkunft ganz am Rande der Wüstung Mühlstatt-Binsenhausen gestoßen. Die Siedlung ist im Zusammenhang mit der Pfalz auf dem Veitsberg ein Stück den Hügel hinauf zu sehen. Wahrscheinlich hatten sich Menschen in diesem Bereich an der Saale zur Versorgung der Pfalzbewohner niedergelassen.
Elche und Wein an der Saale
Auf einem Tisch liegt auch schon eine Reihe von Fundstücken. Knochenteile, Keramikscherben und weitere kleine Fragmente aus der Vergangenheit. Am Veitsberg, wo Karl der Große nach Dafürhalten der Archäologin 790 zum ersten Mal Einkehr gehalten hat, konnten anhand solcher unscheinbarer Gegenstände verschiedene überraschende Erkenntnisse gewonnen werden, die über das Leben der damaligen Zeit Aufschluss geben. So sei jetzt nachgewiesen, dass einst Elche hier heimisch waren und dass schon zur Zeit des kaiserlichen Herrschers Wein angebaut worden ist.

Dunkle Flecken erzählen Geschichte
Geradlinige Verfärbungen im Boden konnten als Konturen einer Werkstatt identifiziert werden. Weil sich die Spuren etwa einen Meter unter der Erdoberfläche befinden, gehen die Archäologen davon aus, dass es sich um ein Grubenhaus handelt, in dem wahrscheinlich Flachs verarbeitet wurde. Den Besuchern zeigt die Forscherin die einzelnen Bestandteile der Hauses, die für den Laien jedoch nur als dunkle Flecken erkennbar sind.
In den verbleibenden zwei Wochen soll nun noch herausgefunden werden, ob im Umfeld auch Gebäude in Pfostenbauweise errichtet worden sind.


