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SAAL: Kanonenkugel und Mörser machen Geschichte erlebbar

SAAL

Kanonenkugel und Mörser machen Geschichte erlebbar

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    Kirchenmaler und Restaurator Helmut Mönch (links) begutachtete die von Werner Reichert in seinem Anwesen in Saal aufgefundenen Mörserstößel des berühmtesten Rhön-Grabfelder Kirchenmalers Johann Peter Herrlein (1722-1799). Diese sollen demnächst in dem im Entstehen befindlichen „Grabfeld-Treffpunkt“ im Archäologischen Museum Bad Königshofen ausgestellt werden.
    Kirchenmaler und Restaurator Helmut Mönch (links) begutachtete die von Werner Reichert in seinem Anwesen in Saal aufgefundenen Mörserstößel des berühmtesten Rhön-Grabfelder Kirchenmalers Johann Peter Herrlein (1722-1799). Diese sollen demnächst in dem im Entstehen befindlichen „Grabfeld-Treffpunkt“ im Archäologischen Museum Bad Königshofen ausgestellt werden. Foto: Foto: Reinhold Albert

    Saal/Eyershausen Im Zuge der Renovierung des Vorgeschichtsmuseums in der Schranne Bad Königshofen wurde angeregt, im Erdgeschoss einen „Treffpunkt Grabfeld“ einzurichten. Hierin sollen sich Einheimische und Gäste über das Grabfeld vor dem Hintergrund seiner bunten Geschichte informieren.

    Außergewöhnliche Funde

    Nun erhielt Kreisheimatpfleger Reinhold Albert von Peter Schindler aus Eyershausen eine wohl aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges stammende Kanonenkugel, die vor einigen Jahrzehnten beim Neubau einer Fabrikhalle im Norden Bad Königshofens entdeckt wurde.

    Werner Reichert aus Saal an der Saale übergab ihm zudem für diese Ausstellung leihweise zwei bemerkenswerte Exemplare, und zwar zwei Mörserstößel, mit welchen der berühmteste Grabfeldmaler Johann Peter Herrlein (1722-1799) die Farbmischungen für seine herrlichen Gemälde aufbereitete.

    Johann Peter Herrlein und sein Werk

    Wie kam es nun zu diesen außergewöhnlichen Funden? 2015 schrieb Reinhold Albert ein Buch über die Wallfahrtskirche auf dem Findelberg in Saal an der Saale, die von Herrlein ab 1784 ausgemalt wurde. Hierin schilderte er den Lebensweg Johann Peter Herrleins.

    Dieser wurde am 24. August 1722 in Münnerstadt geboren. 1745 zog die Familie nach Kleineibstadt. Johann Peter heiratete im Mai 1749 die einheimische Müllerstochter Katharina Först. das Paar baute sich in Kleineibstadt eine Existenz auf. Hauptarbeiten Johann Peter Herrleins waren Deckengemälde. Herrlein-Kirchen im Landkreis Rhön-Grabfeld befinden sich auf dem Findelberg, in Althausen, Eyershausen, Ipthausen, Kleinbardorf, Merkershausen, Oberelsbach, Obereßfeld, Sondheim v. d. Rhön, Sulzfeld, Unterelsbach und Untereßfeld. Dazu gesellten sich mehr als zwei Dutzend Kirchen in Franken.

    Der Maler, der seine Frau um fast 27 Jahre überlebte, verbrachte seinen Lebensabend bei einem seiner neun Kinder in Saal, und zwar bei dem 1752 geborenen Sohn Andreas. Herrlein starb 1799 und ist auf dem Findelbergfriedhof bestattet. Die Straße in Saal, in der der Künstler seine letzten Lebensjahre verbrachte, wurde in den 1980er-Jahren nach ihm benannt. Das Anwesen liegt nun in der Johann-Peter-Herrlein-Straße 16.

    Facharbeit über die Findelbergkirche

    Der gebürtige Saaler Oliver Feulner schrieb in seiner vor vielen Jahren verfassten Facharbeit über die Findelbergkirche: „Von meinen Großeltern wurde mir berichtet, dass er in ihrem Haus gewohnt habe. Sie präsentieren mir sogar stolz einen Stein, der die Form eines Mörsers hat und noch mit Farbe behaftet ist. Mit diesem soll angeblich Johann Peter Herrlein seine Farbe angerührt haben.“

    Der Kreisheimatpfleger, der bei der Bearbeitung seines Findelbergbuchs 2014 auf diese Information stieß, nahm damals Kontakt mit dem Hausbesitzer Werner Reichert auf. Dieser musste ihm allerdings mitteilen, dass die beiden Mörsersteine verschollen seien. Vor Weihnachten 2017 erhielt Albert eine Nachricht von Reichert, dass er die Steine wieder gefunden habe.

    Es sind noch Farbreste dran

    Zusammen mit dem Saaler Kirchenmaler und Restaurator Helmut Mönch begutachtete der Heimatpfleger dieser Tage die Steine bei der Familie Reichert. Helmut Mönch bestätigte, dass es sich um Stößel für die Zubereitung von Farbmischungen in Mörsern handelte. Farbreste (Ocker) sind noch deutlich zu erkennen. Werner Reichert stellte den außergewöhnlichen Fund des berühmtesten Grabfelder Malers für das künftige Museum zur Verfügung, ebenso wie Peter Schindler die 968 Gramm schwere eiserne Kanonenkugel.

    Diese dürfte von den schwedischen Soldaten zurückgelassen worden sein, die im Herbst 1631 im Verlauf der Dreißigjährigen Kriegs (1618-48) die Festung Königshofen im Grabfeld einnahmen. Schwedenkönig Gustav Adolf (1594-1632) zog damals mit seinem 30 000 Mann starken Heer durch den Thüringer Wald zur „Pfaffenstraße“ auf Franken zu.

    Am 9. Oktober 1631 traf er vor den Toren der Festung Königshofen ein und schlug sein Lager nach der mehr oder weniger kampflosen Übergabe der Festung vor den Toren der Stadt auf, und zwar in dem Bereich, in welchem Peter Schindler vor einigen Jahrzehnten die Kanonenkugel fand. Diese Kugel dürfte mit einer Feldschlangenkanone verschossen worden sein. Diese waren gewöhnlich auf einer zweirädrigen Lafette montiert, die von einem Pferd gezogen werden konnte.

    Weitere Funde werden gerne angenommen

    Wer weitere interessante Funde zur Geschichte des Königshöfer Landes für die geplante Grabfeldausstellung im Vorgeschichtsmuseum hat, wird aufgerufen, diese den Museumsverantwortlichen zur Verfügung zu stellen.

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