Dass Sidney Gennies kein Langweiler ist, wissen die Bad Neustädter. Zumindest jene, die sich noch an die Abitur-Rede des heute 28-Jährigen am Rhön-Gymnasium im Jahr 2008 erinnern. Mit Witz, Verstand und rhetorischen Finessen begeisterte der Schülersprecher damals sämtliche Zuhörer einschließlich Landrat Thomas Habermann. Mittlerweile dürften auch die jüngeren Rhön-Gymnasiasten seinen Esprit kennengelernt haben.
Über die Anfänge bei der Schülerzeitung
Gennies, inzwischen Redakteur beim Tagesspiegel in Berlin, leitet nämlich derzeit am Bad Neustädter Rhön-Gymnasium einen Workshop für die Reporter der Schülerzeitung „Konturen“. Ein bisschen kehrt er damit zu seinen eigenen Wurzeln zurück. Als Gymnasiast hatte er selbst die Schülerzeitung drei Jahre lang geleitet. Damals arbeitete er vor allem „nach Gefühl“, sagt er. „Ich selbst hätte mir so einen Workshop gewünscht.“ Als ihn Schülerzeitungsreporterinnen beim Berufsinfotag letztes Jahr um eine Art Coaching baten, erklärte sich Gennies denn auch gerne bereit, ein Seminar zu leiten.
Eine Geschichte erzählen
Seit Donnerstag vermittelt er elf 14- bis 17-Jährigen, was eine gute Reportage ausmacht. Die Quintessenz seiner Schulung: Die Schüler sollen in ihrem Artikel keine Fakten aneinander reihen, sondern eine Geschichte erzählen. „Und sie sollen mich vor allem nicht langweilen.“
Erste journalistische Gehversuche bei der Main-Post
Alles andere als langweilig verlief Gennies Werdegang: Geboren 1988 in Sachen-Anhalt, kam er mit seinen Eltern kurz nach dem Mauerfall nach Bad Neustadt. Seinen ersten Artikel schrieb er im zarten Alter von 15 Jahren für die Lokalredaktion der Main-Post. „Das ist ein Artikel, kein Gedicht“, bekam er dafür von Lokalredakteur Hubert Herbert zu hören. Seither weiß er, wie wichtig es ist, an Textenwürfen zu feilen.
Einer der besten 30 Journalisten unter 30
2008 absolvierte er sein Abitur, nur sieben Jahre später war er bei einer der wichtigsten deutschen Tageszeitungen in einem der bedeutendsten Ressorts zu Hause: Beim Tagesspiegel ist er noch heute mit zuständig für „Die Dritte Seite“, das Print-Aushängeschild, mit großen Reportagen. Kein Wunder, dass ihn das Medium Magazin als 24-Jährigen auf die Liste der 30 besten Journalisten unter 30 setzte.
„Ich hatte das Glück, Chancen zu bekommen“, sagt Gennies selbst über seinen Weg, „und die habe ich genutzt.“
Spaziergang mit Bruno Altrichter
Derzeit bekommen nun elf Rhön-Gymnasiasten bei ihm ihre Chance. Reportage-Themen hat Gennies im Vorfeld von Berlin aus für die Schüler erarbeitet. Die Themen sind vielfältig und reichen beispielsweise von einem Stadtspaziergang mit Bürgermeister Bruno Altrichter über ein Training mit Kickbox-Weltmeister Steven Glover hin zu einem Rundflug über die Rhön im Segelflieger.
Beste Schüler-Reportage schafft es in die Main-Post
Als „echt cool“, aber auch als „große Herausforderung“ bezeichnet die 14-jährige Anne Vorndran das Seminar. „In der Schule lernen wir, was eine Reportage ist, hier, wie man sie schreibt“, so Paula Staffa, 14 Jahre.
Am Ende des dreitägigen Workshops wird jeder Schüler seinen eigenen Text verfassen, von Berlin aus will Gennies mit jedem Einzelnen in eine intensive Textarbeit einsteigen. Das Ergebnis soll sich sehen lassen: Der beste Artikel wird letztlich in der Main-Post veröffentlicht.