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RHÖN-GRABFELD: Kein Männlein steht im Walde

RHÖN-GRABFELD

Kein Männlein steht im Walde

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    Scharf auf Pilze: Wolf-Dieter Ahnert aus Brendlorenzen hat sein Pilzmesser gezückt, nun müssen nur noch die schmackhaften Pilze in den Rhöner Wäldern wachsen.
    Scharf auf Pilze: Wolf-Dieter Ahnert aus Brendlorenzen hat sein Pilzmesser gezückt, nun müssen nur noch die schmackhaften Pilze in den Rhöner Wäldern wachsen. Foto: Foto: Gerhard Fischer

    Da, hinter dem Baum, unter dem Heidelbeergestrüpp oder zwischen dem braunen Laub, da gibt er sich endlich den Augen zu erkennen mit seinem braunen Käppchen oder dem eingedrückten Schirmchen: ein Pfifferling, ein Steinpilz oder ein Maronenröhrling. Ein Knacksen im Geäst, ein schneller Schnitt am Stil und dann den unwiderstehlichen Pilzgeruch in der Nase, der sich mit dem Duft des Waldbodens mischt.

    Träumen lässt es sich derzeit vom Sammlerglück im Pilzwald. Doch die Realität sieht anders aus. Dabei sehnen sich wieder viele Pilzsammler in den Wäldern von Rhön und Grabfeld nach solchem Finderglück.

    „Was soll ich sagen, es gibt nichts“, sagt kurz und knapp Wolf-Dieter Ahnert, einer der leidenschaftlichen Pilzsammler in der Rhön. Der Brendlorenzener mit Bad Brückenauer Wurzeln geht seit 40 „in die Pilz“, wie man in der Rhön sagt. Aber derzeit wird seine Sammelleidenschaft nicht befriedigt. „Keine Steinpilze, keine Pfifferlinge“, gibt Ahnert die Erntebilanz der letzten Tage wieder.

    „Ich habe meine Kontrollstellen, die laufe ich eigentlich jeden Tag ab. Wenn es dort nichts gibt, gibt es keine Pilze“, erklärt der Chemie- und Sportlehrer im Ruhestand. Seine Pfifferlingplätze in den Wäldern zwischen Lebenhan und Rödles bleiben ebenso leer derzeit wie die Steinpilz-Flecken im Salzforst, seinem bevorzugten Revier.

    „Es ist einfach zu trocken derzeit“, erklärt Ahnert den fehlenden Pilzbefall des Waldbodens. Vor zwei, drei Wochen sah das noch anders aus, da habe er Pfifferlinge und Sommersteinpilze in Fülle gefunden.

    Aber mit der Trockenheit sei das abrupt geendet, so Ahnert, der die 50 wichtigsten Speisepilze kennt. Dem Wald verbunden ist der pensionierte Lehrer seit Kindesbeinen an. „Als Kind mussten wir immer in die Heidelbeeren und als Junglehrer in Cham im Bayerischen Wald habe ich durch einen Freund die Liebe zum Pilzsammeln entdeckt“, sagt Ahnert.

    Durch einen Schulfreund, der in Schmalwasser lebte, lernte er die Pilzvorkommen im Salzforst kennen. Seitdem packt ihn in jedem Sommer und Herbst die Sammelleidenschaft. „Zwei Stunden bin ich dann im Wald unterwegs“, sagt Ahnert. „Die Pilze putze ich, weil meine Frau zu viel wegschneidet“, schmunzelt der Pensionär. Mit seiner Leidenschaft für die ist er nicht alleine, aber die Wälder werden offenbar nicht überrannt von Sammlern. „Mir kommt es vor, dass immer weniger zum Pilzsammeln gehen. Vielleicht findet auch die Jugend kein Interesse mehr daran“, mutmaßt Ahnert.

    Mit der mauen Lage im Wald muss sich auch Ulrike Meinschäfer abfinden, Chefin im Restaurant Holzberghof und Pilzkennerin von Rang. „Im Moment geht gar nichts“, sagt die Pilzsammlerin, die ihr Wissen gerne bei Exkursionen weitergibt. „Vor vier Wochen, da sah es sehr gut aus, es gab Pfifferlinge und Sommersteinpilze, sogar den seltenen Hainbuchen-Röhrling oder Täublinge. Aber das Wetter jetzt ist zu trocken“, so Meinschäfer.

    Auch, was am Wochenende an Niederschlag vom Himmel fiel, war wohl nicht genug für eine neue Wachstumsphase bei den Pilzen. „Meine Erfahrung sagt, dass schon 50 Liter fallen müssen, damit die Pilze kommen“, erklärt die Gastwirtin . Was das Wachstum noch stört, ist zu starker Wind. „Der trocknet die Böden gleich wieder aus. Es muss also feucht, warm und windstill sein“, sagt Meinschäfer.

    Dass es insgesamt weniger Pilze gebe, das ist nicht der Eindruck der Pilzexpertin. „Es gibt wie in der Landwirtschaft gute und schlechtere Jahre, das letzte zum Beispiel war eigentlich gut“, findet die Sammlerin. Bis es in den Rhöner Wäldern aber noch einmal einen Schub an Pilzvorkommen gibt, dürfte es wohl Mitte September werden, glaubt die Fachfrau. Auch sie warnt vor giftigen Pilzen. „Ich habe schon einen gelben Knollenblätterpilz gesehen, der eigentlich selten ist“, sagt Meinschäfer. eine gewisse Gefahr stelle auch der Orangefuchsige Raukopf dar, der mit dem Pfifferling verwechselt werden könne. Wie so oft lautet ihr Rat, im Zweifelsfalle lieber einen Experten zu Rate zu ziehen.

    Vielleicht hilft auch einer ihrer Pilzwanderungen. In diesem Jahr gibt es keinen festen Termin. Wenn, dann würde er kurzfristig über die Presse bekannt gegeben werden, so Meinschäfer.

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