Wer sich dennoch für die faszinierende Welt der Echsen und Reptilien interessiert, der hatte am Sonntag im Kurzentrum von Bad Königshofen die Gelegenheit Waran & Co aus nächster Nähe, oder je nach Wahl aus sicherer Entfernung zu betrachten.
Die Familie Spindler war mit ihrer mobilen Reptilienausstellung nach Bad Königshofen gekommen um seltene Schlagen wie die Albino-Granit-Python oder den Kapwaran zu zeigen.
Um so eine Ausstellung vorzubereiten ist jede Menge Arbeit notwendig, wie Benito Spindler, der Juniorchef der Reptilienausstellerfamilie bestätigt. In Dutzenden von Terrarien sind so artgerecht wie möglich Baumschlangen, Leguane, Chamäleons, Spinnen und anderes Getier untergebracht, das auf den ersten Blick nicht unbedingt in die Kategorie „Streichelzoo“ gehört.
Dass man so eine meterlange Python auch streicheln kann, demonstriert Benito Spindler, der nicht nur alles über die Welt der Reptilien weiß, sondern der auch sozusagen mit mit diesen, nicht gerade als Kuscheltiere zu bezeichnenden Kreaturen, aufgewachsen ist.
„Einige Male bin ich schon gebissen oder gekratzt worden“, gesteht er, aber das sei eher lehrreich als schlimm gewesen. Man müsse sich eben in die Tiere hineinversetzen können, wissen, in welcher Stimmung sie sind und ob sie gerade gefressen haben, oder eher lieber demnächst fressen möchten...
Bis zu 14 Meter lang
Wenn so eine Python, deren größte Vertreterin die bis zu 14 Meter lange Netzpython ist, einmal ein Tier im Würgegriff hat, dann ist alles zu spät. „Zehn erwachsene und im Umgang mit Schlangen erfahrene Männer wären notwendig um das Opfer aus dem Würgegriff zu befreien“, weiß Benito Spindler und spaziert vor den staunenden Gästen mit der Schlange um den Hals durch den großen Saal des Kurzentrum.
Selbst Dschungelheld Tarzan hätte keine Chance mit seinem Trick, der Schlange mit seinem Messer einfach den Kopf abzuschneiden, denn „die Nervenreflexe der Schlange bleiben über den Tod hinaus noch fast 24 Stunden erhalten, die Schlange würde auch ohne Kopf ihren Würgegriff nicht lösen“. In einer toten Netzpython, die man aufgeschnitten hat, habe man einmal einen kompletten Bauarbeiter gefunden.
Man darf die Tiere also nicht unterschätzen, auch wenn sie wie bei Spindlers, alle sechs Wochen mit ein paar Stallhasen „verwöhnt“ werden. Alle sechs Wochen ein Happen dieser Größenordnung reicht völlig aus. In freier Wildbahn fressen die Schlangen oft nur zweimal im Jahr, eine Antilope oder ein Schaf reichen locker sechs Monate.
Noch tückischer gehen die Warane vor, wenn sie Beute machen. Ihr Speichel ist dermaßen voller tödlicher Keime, dass selbst kleine Bisse – oft erst nach Tagen – die Opfer töten. „Beißen und warten bis das Tier von alleine stirbt“, scheint das Motto der Warane zu sein, die man als Laie besser nicht streicheln sollte.
Die großen Schlangen haben übrigens eine überraschend samtige Haut, fühlen sich gar nicht „klitschig und ecklig“ an, wie das Klischee vermuten lässt.
Auch den Kaiman lässt man besser in Ruhe, denn das „Mini-Krokodil“ kann ganz schön schnell und angriffslustig werden, die Zahnreihen sind messerscharf.
Vor allem Kinder und Jugendliche besuchten die Show und zeigten auch vor den zahlreichen Spinnen, Käfern und Skorpionen, die auf Nadeln aufgespießt und sorgsam präparieret zu sehen waren, keine scheu.
Sanfte Riesen
Ein bischen „Streichelzoo-Feeling“ kam dann doch noch auf, als die Kinder zu den Schildkröten durften. Diese sanften Riesen können nicht nur in aller Gemütlichkeit bis zu 100 Jahre alt werden, auf ihnen kann man sogar reiten.
Benito Spindler und seine Familie wollen auf jeden Fall und so lange es geht weitermachen mit der rollenden Reptilienshow, denn wer sich als Gast mit den Tieren und und der Lebenswelt der teilweise bedrohten Arten beschäftige, werde sensibler für die Umwelt und deren Schutz.
Und wenn Benito Spindler einmal wirklich eine Pause braucht von all den Keraturen aus der Urzeit, dann weiß er wo er hingehen kann, denn ein Hund ist auch immer dabei auf der Reise von Stadt zu Stadt.