Auf dem Programm stand eine Vorlesung in Geschichte zum Thema „Wie machte man Geld im Mittelalter – und wer erfand den Euro?“
„Ich sag Leckerle, wie sagst Du?“, aus dem Bereich Sprachwissenschaft war im Januar das Thema des von der MAIN-POST gesponserten Projekts. Im März waren die Bad Königshöfer Grundschüler zu Gast in einer Vorlesung der medizinischen Fakultät „Wie funktioniert das Hören und wie kann man mit elektronischen Ohren hören?“ Im April ging es zur Pharmazie mit der Fragestellung „Apotheker: Pillendreher, Kräuterhexen oder Giftmischer?“ und in den letzten zwei Monaten des Schuljahres werden die Indologie („Von roten Stirnpunkten, nützlichen Elefanten und göttlichen Kindern“) und die Biologie („Kriechen, Krabbeln, Fliegen – Wie Tiere sich fortbewegen“) an der Reihe sein.
Zur Zeit läuft das dritte Studienjahr der Kinder-Uni mit je zehn Vorlesungen. Für die Bad Königshöfer Grundschule ist es das zweite, in dem sie sechs der zehn Angebote belegt haben.
Vorlesungsbuch unterm Arm
Immer mit dabei muss man das Vorlesungsbuch haben, in dem der Besuch abgestempelt wird. Ein Diplom bekommt zum Schluss (Juni oder Juli) jeder „Student“, der mindestens fünf Stempel in seinem Vorlesungsbuch aufzuweisen hat.
An der Uni am Sanderring angekommen, waren zweierlei Arten von Erwartungen in den Gesichtern der Kinder zu beobachten: Die von „alten Hasen“, die bereits mehrfach dabei waren, und gespannte bis angespannte Gesichter der „Erstsemester“.
In den Audimax durften dann nur die angemeldeten Schulklassen und die Lehrer. Alle anderen Erwachsenen konnten die Vorlesung in einem Extra-Hörsaal per Beamer live mitverfolgen.
Privatdozent Dr. Rainer Leng schlüpfte sodann in die Rolle von Kaiser Karl dem Großen, der mit seinem Sekretär Einhart (Dr. Matthias Herweg) am Kaiserhof in Aachen in einem szenischen Spiel die Notwendigkeit und Art und Weise der Einführung von Münzgeld besprach.
Um den Kleinen den Zeitsprung von 1000 Jahren zurück ins Mittelalter zu verdeutlichen, zeigte er dabei Bilder von Würzburger Ansichten vor 50, 500 und 1000 Jahren. „Denar“ entschloss man sich, in Anlehnung an das römische Geld, die Währung zu nennen und anstelle eines Bildnisses das Namenszeichen „KAROLUS“ auf die eine und „das Kreuz als das Symbol unserer Religion“ auf die andere Seite zu prägen. Festgelegt wurde alles im „Gesetz zur Einführung des Münzgelds“.
Das Herstellungsverfahren glich dem der Römer, mit einem Hammer, einem Münzrohling und dem Münzstempel als Hauptbestandteile der Prägemaschine.
Vom Szenischen ging es zurück in die Realität an der Uni Würzburg. „Wie ging es weiter mit der Entwicklung des Geldes bis zu unserem Euro?“, wobei die beiden Professoren ziemlich große Zeitsprünge machten. 1871 wurden im Deutschen Reich, Mark und Pfennig eingeführt. Bevor im europäischen Raum der Euro kam, gab es zum Beispiel in Italien die Lira, in Griechenland die Drachmen und in den skandinavischen Ländern die Kronen – ergaben die Umfragen unter den „Studiosi“.
Die Verbreitungskarte des heutigen Euro, so die interessante Erkenntnis, ist fast deckungsgleich mit der Karte des Herrschaftsgebiets von Karl dem Großen vor 1000 Jahren.
Wer erfand nun den Euro? Die europäischen Finanzminister sind es gewesen, haben dazu den Vertrag von Maastricht 1992 geschlossen. Gerechnet wird mit ihm seit 1999 und ausgegeben wurde er am 1. Januar 2001, „da wart ihr schon auf der Welt.“
Und was steht drauf auf dem Euro? „Wie bei Karl dem Großen herrschaftliche, staatliche Symbole der einzelnen Länder. Und einen wesentlichen Unterschied gibt es: Damals stand keine Zahl über den Wert drauf. Der Denar war aus reinem Silber und war wert, was beim Wiegen auf der Münzwaage heraus kam.
Für die Kleinen dürfte diese Vorlesung wohl eine der schwierigsten, weil mit den wenigsten Veranschaulichungs- und Visualisierungsmöglichkeiten versehen, gewesen sein. Was die Bad Königshöfer Grundschüler aber nicht davor abhalten dürfte, sich im Juni und Juli wieder in den Bus nach Würzburg zu setzen. Schließlich gibt es da die letzten Stempel ins Studienbuch und das Kinderuni-Diplom der Julius-Maximilians-Universität Würzburg abzuholen – und das natürlich persönlich.
Stichwort
Was ist ein Euro wert? Heute hat zum Beispiel eine Euro-Münze einen Metallwert (Nickel und Kupfer) von rund zehn Cent. Und die Art der Herstellung hat sich natürlich auch erheblich verändert. Der Wert einer Münze definiert sich heute über die aufgedruckte Zahl und nicht über den echten Metallwert wie früher. So wurde auch die Einführung des Papiergeldes möglich. Nur wenn alle Seiten anerkennen, dass ein Stück bedrucktes Papier fünf Euro wert ist, dann ist es auch fünf Euro wert.