„Du hast aus unserer Kirchenorgel rausgeholt, was rauszuholen war“. Das sagte am Sonntag Alfred Graf von Soden anerkennend zu seinem jungen Mitbürger Georg Friedrich beim Festkonzert in Neustädtles in der kleinen katholischen Kirche des Orts. In der Tat, der junge Kirchenmusiker brillierte bei dem musikalischen Abschluss zum 150. Patrozinium der Neustädtleser Kirche „Mariä Heimsuchung“ mit schwer zu spielenden Werken moderner und klassischer Komponisten. Dieses Konzert, das Georg Friedrich zusammen mit dem ökumenischen Kirchenchor unter der Leitung seines Vaters Michael Friedrich gab, war festlicher Abschluss eines bemerkenswerten Tages in der Geschichte des kleinen Dorfes.
Begonnen hatte er am Vormittag mit einem Festgottesdienst in der Kirche, deren Jubiläumstag gefeiert wurde. Das katholische Fest „Mariä Heimsuchung“ wird traditionell am 2. Juli in Deutschland gefeiert, und an diesem Tag des Jahres 1864 hatte einst Kaplan Michael Müller den Grundstein für die heutige Kirche gelegt und ihr den Namen dieses Festes gegeben. Pfarrer Georg Neumann von der Pfarreiengemeinschaft Fladungen-Nordheim zelebrierte die Festmesse 2014 zusammen mit dem Würzburger Domkapitular Heinz Geist, mit Pfarrer Robert Bohawski und Pfarrer Karl Hauck.
Am Gottesdienst in Nordheims Teilgemeinde nahmen auch Bürgermeister Thomas Fischer, der stellvertretende Landrat Peter Suckfüll, der Diözesanreferent für Bau und Kunst Thomas Karsten und der Kirchenvorstand der evangelischen Kirchengemeinde Heiko Mock teil. Die Festpredigt hielt der Domkapitular über die Heimsuchung Mariens bei ihrer Base Elisabeth, wie sie im Lukas-Evangelium beschrieben wird. Dazu passte gut, dass das im Stil der Nazarenerschule gestaltete Altarbild von der Heimsuchung Mariens vollständig, auch mit dem reich ornamentierten Rahmen rechtzeitig wieder einen Platz links neben der Altar-Apis gefunden hatte.
Der Festtag setzte sich mit dem Mittagessen im Dorfgemeindehaus fort. Die Feuerwehr hatte dort unter Leitung ihres Kommandanten Leander Reußenzehn ein Zelt aufgebaut, in dem am Nachmittag Kaffee und Kuchen gereicht wurden. Gleichzeitig hielt Kreisheimatpfleger Reinhold Albert den Festvortrag über die Geschichte von Neustädtles und seiner katholischen Kirche, bei dem auch das Grafenehepaar und der stellvertretende Landrat Peter Suckfüll anwesend waren.
In Doppelfunktion als Vertreter des Landrats, aber auch der Genobank Rhön-Grabfeld überreichte er der katholischen Kirchenstiftung Neustädtles einen Scheck über 1000 Euro für die Restaurierung des bereits genannten Bildes „Mariens Begegnung mit ihrer Base Elisabeth“.
Um 16.30 Uhr trafen sich die Bürger von Neustädtles mit dem ökumenischen Kirchenchor und dem Organisten Georg Friedrich in der Kirche zum Festkonzert. Der Sohn des Chordirigenten Michael Friedrich spielte Orgelstücke von zeitgenössischen Komponisten wie dem Briten Robert Jones, dem Kanadier Denis Bédard und dem deutschen Orgelmusiker Michael Schütz, aber auch von den großen Klassikern Georg Friedrich Händel und Johann Sebastian Bach. Der gemischte Chor trug vier Lieder in zwei Gruppen vor.
Dank für den Einsatz
Alfred Graf von Soden nahm nach dem Konzert einige Ehrungen vor. Ulrike Stöckert dankte er für ihren Solo-Gesangsbeitrag beim Festgottesdienst, sie hatte das Magnificat des Barockkomponisten Andreas Hammerschmidt gesungen; Michael Friedrich dankte er für seinen Einsatz mit dem ökumenischen Kirchenchor, Georg Friedrich für sein großartiges Orgelspiel und dessen Schwester Eva-Maria Friedrich für ihren Einsatz im Kirchenchor, den sie jetzt bald wegen ihres Studiums verlassen muss. Dem Dank war auch immer ein Blumen- oder anderes Geschenk beigefügt.
Der Festtag klang aus mit dem von der Gemeinde gesungenen und von Georg Friedrich an der Orgel begleiteten Lied „Lasst uns erfreuen herzlich sehr“. Das war ein schöner Ausklang, der noch einmal das harmonische Miteinander der Gemeinde zum Ausdruck brachte.
Nicht vergessen werden darf die für den Gedenktag eingerichtete Fotoausstellung im Gemeindesaal mit Bildern aus der Vergangenheit und Gegenwart von Neustädtles. Und ganz besonders: Reinhold Albert hatte eine reich bebilderte, wissenschaftlich gründlich geschriebene Festschrift zur Kirche „Mariä Heimsuchung“ verfasst.
Die Pfarrgemeinde Neustädtles hat diese Studie herausgegeben, und sie zeichnet auch die Geschichte des Ortes seit seiner ersten Erwähnung 1422 bis zur Gegenwart nach. Daraus wird ersichtlich, dass die weltliche Ortsgeschichte immer aufs engste mit der kirchlich-religiösen verknüpft war.