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LEUBACH/FRANKENHEIM: Klingende Reminiszenz an die Sophienhöhe

LEUBACH/FRANKENHEIM

Klingende Reminiszenz an die Sophienhöhe

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    Sabine Abe, die Vorsitzende des Karolinenheimvereins in Frankenheim, und der Filmemacher Roland Wozniak postieren vor dem Grenzstein mit der Hinweistafel auf das geschleifte Kurhaus Sophienhöhe.
    Sabine Abe, die Vorsitzende des Karolinenheimvereins in Frankenheim, und der Filmemacher Roland Wozniak postieren vor dem Grenzstein mit der Hinweistafel auf das geschleifte Kurhaus Sophienhöhe. Foto: Foto: B. Gbureck

    Alteingesessene Leubacher oder Fladunger kennen es noch: Das Kurhaus Sophienhöhe im Leubacher Grund. Der Filmemacher Roland Wozniak widmet sich in einem Filmbeitrag der Geschichte rund um die Sophienhöhe, die ein Opfer der deutschen Teilung wurde. Und „Die Singenden Maulaffen aus Fladungen“, die heute ganz seriös als „Fladunger Sänger“ unterwegs sind, untermalen die Geschichte mit manch wehmütigem Gesang.

    Frankenheim in Thüringen war „wegen seines subalpinen Klimas seit dem 19. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges schon ein Höhenluftkurort. 1914/1915 entstand das erste Kurhaus im Leubacher Grund, genannt „Sophienhöhe“.

    Bereits Anfang 1900 hat ein Bad Kissinger Arzt Kurgäste wegen der Rhönluft nach Frankenheim geschickt, wusste Sabine Abe, Vorsitzende des Karolinenheimvereins. 1996 wurde der Verein gegründet und hat sich auf die Fahnen geschrieben, das Karolinenheim als kulturelles Zentrum wieder aufzubauen und Tradition und Brauchtum zu erhalten.

    Gebäude 1967 geschliffen

    Am 31. August 1967 wurde das bekannte Kurhaus und Höhensanatorium „Sophienhöhe“ mit Nebengebäuden „geschliffen“, weil es an der Straße von Frankenheim nach Leubach, dicht an der Grenze zu Bayern, lag. Im Juni 2005 stellte der Rhönklub eine Erinnerungstafel gegen das Vergessen am Ort auf. Der Filmemacher Roland Wozniak aus Sonneberg hatte bereits einen Film über das Handwerk der Frankenheimer Peitschenstockmacher gedreht. Mit einer Förderung durch die Volkskundliche Beratungs- und Dokumentationsstelle in Thüringen entstand vor drei Jahren ein Film über die Sophienhöhe, die Idee dazu stammte von Sabine Abe.

    Einst bitterarmes Dorf

    Der Film, der zum 20-jährigen Bestehen des Karolinenvereins vorgeführt wurde, zeichnet nicht nur das Entstehen und plötzliche Vergehen der Sophienhöhe nach. Er wendet sich auch der älteren, bewegenden Geschichte des bitterarmen Ortes Frankenheim zu.

    Grund für die neuerlichen Dreharbeiten war auch, dass ein Männerensemble, „Die Singenden Maulaffen aus Fladungen“, hier ein Lied über die Sophienhöhe zum Besten geben wollte. 30 Jahre lang hat Edgar Goldbach hier hoch geschaut und konnte als Kind nur das Riesengebäude des einstigen Kurhauses sehen, erzählte er. Gleich nach dem Abriss des Gebäudes hat Winfried Sebold ein Lied darüber geschrieben, das sie damals als junge Männer zu acht gesungen haben.

    Mit Winfried Sebold mit Akkordeon, Wolfgang Feldner, Edgar Goldbach, Hans-Jürgen Gottwald und Egon Burger sind noch fünf Sänger von damals übrig geblieben.

    Oft im Radio zu hören

    Damals, im Fasching 1965, gründete sich die Sängergruppe mit 13 Mann und nannte sich eben „Die singenden Maulaffen von Fladungen“. Dann ist das Volksmusikstudio des Bayerischen Rundfunks in Nürnberg auf sie aufmerksam geworden, wo sie bis heute zu hören sind. Jetzt allerdings unter dem Namen „Fladunger Sänger“, nachdem sich eine Hörerin über den Namen „Maulaffen“ etwas mokiert hatte.

    Sie kannte wohl den Hintergrund nicht. Auf dem Maulaffenturm, einem ehemaligen Stadtturm am Stadtausgang Richtung Oberfladungen, kann man noch den Maulaffen sehen, der sein Hinterteil ausstreckt. Die Fladunger und Oberfladunger waren sich seit ewigen Zeiten spinnefeind. Die Sage sagt, dass die Oberfladunger im Schwedenkrieg den Schweden ihre Leitern geborgt haben, damit sie über die Stadtmauern nach Fladungen hinein steigen konnten.

    Sagenhafte Maulaffen

    Eine andere Sage erzählt, dass die Schweden im Dreißigjährigen Krieg die Fladunger aushungern wollten. Mit dem letzten Mehl, das noch vorhanden war, soll ein Bäcker ein Männchen gebacken haben, das den Schweden sein entblößtes Hinterteil zeigt. Das sollte sagen, wir haben noch genug zu essen. So zogen die Belagerer tatsächlich ab.

    Die fünf übrig gebliebenen Sänger haben sich für Filmaufnahmen oberhalb der Sophienhöhe aufgestellt und das Lied über dieses Haus nach der Melodie „The answer is blowing in the wind“ gesungen.

    Hans-Jürgen Gottwalt und Edgar Goldbach haben ihr Lied einmal in der Gaststätte „Schweinebucht“ in Frankenheim gesungen, als der Wirtin die Tränen kamen, erzählten sie. Ein kleines Gedicht zitierten sie noch über die Gegend: „Durch Frankenheim ohne Wind, durch Leubach ohne Kind, durch Oberfladungen ohne Hohn und Spott, dann hast du große Gnad‘ vor Gott.“

    Nachdem sie mit Blick hinunter zur – nicht mehr existenten – Sophienhöhe und auch vor der Futterraufe mit Blick auf Frankenheim und seine Kirche gefühlvoll ihr Lied gesungen hatten, ging es wegen der Akustikaufnahmen ins nahegelegene Karolinenheim.

    Berührender Text

    Immer wieder anrührend ist der Text von Winfried Sebold über die Sophienhöhe: „Kennst Du das Tal, das zur Hochrhön hin liegt/die Straße am Zaun dort versiegt. Dort wo das Land in zwei Hälften geteilt/manch einer stumm schon verweilt.

    Schaut‘ einst ein Haus in das Streutal hinein/ warum darf es jetzt nicht mehr sein? Die Antwort mein Kind, weiß ganz allein der Wind (Refrain)/Wie viele Jahre sind wir noch getrennt?/Scheint uns das Land nicht schon fremd? Wann werden wir mit den Nachbarn vereint/ weshalb schon so viele geweint? Wird für uns einmal das Wunder gescheh?n/Thüringer Land zu begeh?n? Die Antwort mein Kind, weiß ganz allein der Wind.“

    Ja, das Wunder ist tatsächlich 1989 geschehen.

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