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Körpersprache: Verführt durch eine einzige Geste

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Körpersprache: Verführt durch eine einzige Geste

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    Dabei beschäftigt sich der Universitätsprofessor, der als Kapazität auf seinem Gebiet gilt, im Grunde mit einem höchst banalen Thema: Der Körpersprache. Dass der Körper mehr mitteilen kann als tausend Worte, bewies Molcho mit vielen verblüffenden Beispielen, die mitten aus dem Alltag gegriffen sind und jedem eigentlich vertraut aber nicht bewusst sind.

    Drei Stunden stand dazu der 72-Jährige auf der Bühne ohne Ermüdungserscheinungen zu zeigen oder etwa langweilig zu werden. Voller Esprit und mit einer guten Portion Humors wirkten seine schelmischen Anspielungen nie anzüglich, die Aufmerksamkeit war ihm jede Sekunde gewiss.

    „Der Körper ist das größte Schlappmaul“, so seine urige These, die er in seinem Vortrag zu untermauern suchte. Jeden Moment sendet der Körper Signale, ganz in dem Sinne des von ihm aus der Kommunikationstheorie entliehenen Lehrsatzes „man kann nicht nicht kommunizieren“. Für ihn sind die Signale eine nonverbale Sprache, die genau das Gegenteil der verbalen Sprache ausdrücken kann, aber stets eine Botschaft enthält.

    Stets untermauerte er seine Behauptungen durch Beispiele. Oft war es nur eine winzige Geste oder kaum wahrnehmbare Mimik, die aber augenblicklich plausibel war – er gilt auch noch als einer der größten Pantomimen des vorigen Jahrhunderts.

    Vor allem aufs Geschäftsleben bezog das in Tel Aviv geborene Multitalent, das auch eine Tanzausbildung absolviert hatte, seine Erklärungen. So besaß er die Fähigkeit, durch eine kleine Veränderung der Mimik und der körperlichen Haltung mit seiner verbalen Aussage konform zu gehen oder sie auch zu widerlegen. Körpersprache kann somit gezielt als Mittel eingesetzt werden und beim Gesprächspartner gewünschte Effekte hervorrufen. Ja, er geht sogar noch weiter und sagt: „Keine Bewegung passiert ohne Grund“.

    Körpersprache sagt aber auch etwas über den Charakter aus. Allein an der Physiognomie kann ein ängstlicher Typ, Zauderer oder auch der fortschrittliche, energiegeladene Macher identifiziert werden. Körperhaltung oder -sprache sagen aber auch viel über Gefühle aus und lösen beim Beobachter Wirkungen aus, die in die gleiche Richtung gehen wie die Körpersignale andeuten.

    Mit einem Ausflug in die Verhaltensforschung zeigte er Muster der Konditionierung auf, mit der der Mensch in gesellschaftliche Normen gepresst wird und aus der Körpersprache zu einem einheitlichen Kommunikationsinstrument wird. Als am stärksten prägende Institution führt er dabei die Schule auf, die mit ihrem System von Strafe und Belohnung am nachdrücklichsten Verhaltensmuster normt.

    Mit einer Fülle von witzigen Beispielen vermittelte Molcho auf höchst unterhaltsame Weise aufregende Erkenntnisse über den Alltag, der so spannend sein kann, wenn jemand nur zu sehen bereit und in der Lage ist. Allerdings muss man auch zum Bezahlen bereit sein, denn die Teilnahme am Seminar mit ihm am nächsten Tag kostete 300 Euro.

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