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Bad Neustadt: Kommentar: Warum ich froh bin, die Corona-Krise in der Rhön zu erleben

Bad Neustadt

Kommentar: Warum ich froh bin, die Corona-Krise in der Rhön zu erleben

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    Kommentar: Warum ich froh bin, die Corona-Krise in der Rhön zu erleben
    Kommentar: Warum ich froh bin, die Corona-Krise in der Rhön zu erleben Foto: Markus Büttner

    21 Jahre lebte ich in der Rhön. Dann kamen zwölf Jahre München. Maxvorstadt, Schwabing und in der Gegend um den Hauptbahnhof. Großstadtleben. Immer Action. Ausgehen und Anonymität. Ich habe den Trubel am Stachus genossen und die Schlangen vor den Diskotheken.

    Seit November bin ich wieder zurück in der Rhön. Auf dem Land. Back to the roots. Als Fotograf und Journalist, aber auch als ehemals Weggezogener sehe ich die Rhön mit anderen Augen. Die wunderbare Landschaft, die Schönheit der Natur und die Blickwinkel auf scheinbar ganz Alltägliches. Die Dorfgemeinschaften und das Zusammenleben. So etwas kannte ich in München nicht.

    Erst jetzt, während der Corona-Krise weiß ich die Rhön wirklich zu schätzen. Hier darf man (noch), trotz Ausgangsbeschränkung, mit seinem Partner oder seiner Familie in den Rhöner Fluren ein wenig spazieren gehen, ohne dass man dabei andere Menschen trifft. Hier darf man in seinem heimischen Garten den Frühling wahrnehmen. Eingesperrt fühle ich mich hier nicht.

    Der Englische Garten wurde oftmals als Naherholungsgebiet deklariert. Mehrspurige Straßen umgeben diese Grünfläche und ganz München geht dort zum spazieren hin. Das Ergebnis: Nicht der Ansatz von Ruhe, große Menschenansammlungen von unbekannten und meist anonymen Münchnern.

    Natürlich wäre die Hilfsbereitschaft, welche gerade in verschiedenen Gemeinden Rhön-Grabfelds durch die Pandemie entstanden ist, auch vorher möglich und wünschenswert gewesen. Aber jetzt zählt es eben. Und das ist gut.

    In vielen Dörfern wird jetzt "zamgelangt" und man hilft sich, seinen Nachbarn und seinen Mitmenschen. Herschfeld, Wollbach und Mühlbach, Wülfershausen, Schönau, Wargolshausen und viele Gemeinden mehr zeigen das. So ein intensives Gemeinschaftsgefühl gab es in dieser Form schon lange nicht mehr. Diese Aktionen zeigen doch, zu was unsere Gesellschaft in der Lage ist. Man weiß eben in seinem Dorf, wer alt und gebrechlich ist. Welche meiner Mitmenschen und Nachbarn könnte meine Hilfe gebrauchen und wem könnte ich eine Freude machen? Das macht das Landleben so wunderbar.

    In München kannte ich die meisten Nachbarn nicht einmal beim Namen. Ob da eine alte Frau zwei Stockwerke unter mir wohnt oder ein Student - in den meisten Fällen wusste ich es einfach gar nicht. Wäre ich jetzt noch in München, dann wäre ich alleine, ja vielleicht sogar einsam und eingesperrt.

    Wenngleich die Krise viele schlimme gesundheitliche und wirtschaftliche Folgen mit sich bringen wird, bin ich der festen Überzeugung, dass uns dieser Charaktertest auf dem Land noch weiter zusammenwachsen lässt. Trotz oder vielleicht eben wegen 1,5 Meter Abstand und sozialer Distanz. Ich bin mir sicher: Viele meiner Münchner Freunde wären jetzt gerne das, was ich gerne bin. Ein "Landei".

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