Seit November letzten Jahres findet man überall im Spatzennest verteilt Gebärdenbilder. Ob an der Garderobe, beim Essen oder Spielen – die sogenannten GUK-Karten (Gebärdenunterstützte Kommunikation) begleiten nicht nur den Alltag der Spatzenkinder, sondern auch automatisch den der Eltern und Betreuer.
Ursprünglicher Auslöser war ein Spatzenkind mit Hörbeeinträchtigung. Doch daraus entwickelte sich sehr schnell ein großes Interesse aller. Denn die sogenannte Babyzeichensprache ermöglicht allen Kindern früh, aktiv zu kommunizieren, Bedürfnisse besser zu äußern und vermeidet Frust sowohl bei den Kindern als auch den Erwachsenen. Durch den Gebrauch einfacher – auf deutscher Gebärdensprache beruhender – Handzeichen, eröffnet sich den Großen und Kleinen eine Welt des gegenseitigen Verstehens.
Vorteile von Babyzeichen im Alltag
Die Gebärdenkarten waren auch Thema in einer Sitzung des Elternbeirats der Kinderkrippe. Daraus entstand die Idee, einen Kurs zu organisieren, um allen Eltern die Möglichkeit zu geben, die Zeichensprache auch im Alltag bei den eigenen Babys und Kindern einzusetzen. Und so kam es, dass sich zehn interessierte Mütter, Väter und Erzieherinnen der Kinderkrippe Spatzennest zu einem Weiterbildungs-Seminar über sechs Stunden zusammensetzten. Geleitet wurde der Kurs von Tanja Gerodetti aus Esselbach (Landkreis Main-Spessart). Sie ist von Beruf Kinderkrankenschwester und weiterhin als Stillberaterin und Kursleiterin für Babysprache tätig.
Referiert wurde über die Ziele, Vorteile und die Umsetzung der Babyzeichen im Betreuungsalltag. Im Vordergrund stand zudem das Üben der wichtigsten Babyzeichen für den typischen Tagesablauf von Eltern und Betreuern. Neben gezielten Übungen der Gebärden für Tiere, Gefühle, Farben etc. gab Gerodetti auch einen Einblick in die aktuellen Forschungsergebnisse und die allgemeinen Anwendungsgebiete.
Babys verstehen schneller als sie sprechen
Babys könnten schnell verstehen, aber es dauere lange Zeit, bis sie sprechen lernen, erklärt Gerodetti. Die motorische Fähigkeit, ihre Händchen zielgerichtet einzusetzen, lernen sie schon viel früher. Schon Babys ab sechs bis neun Monaten können so mitteilen, dass sie Hunger oder Durst haben, sich wehgetan haben oder nach Hause wollen.
Die sogenannte Zwergensprache ist auf der deutschen Gebärdensprache aufgebaut. Sie benutzt weitestgehend deren Handzeichen. Schwierige Zeichen wurden jedoch zum Teil für die kleinen Händchen angepasst. Daher können Kurse, wie von Tanja Gerodetti geleitet, von allen Eltern und Babys – mit oder ohne Hörprobleme – besucht werden.
Auch für Kinder mit Lernschwierigkeiten geeignet
Auch Kinder mit Lernschwierigkeiten oder verzögerter Sprachentwicklung können durch das Erlernen der Babyzeichen gezielt unterstützt werden. Forschungen hätten zudem gezeigt, dass Kinder, die Babyzeichensprache lernten, einen Riesenvorsprung in der Sprachentwicklung haben. Der Wortschatz sei später in der Schule weitaus größer als der anderer Mitschüler.
Ein Kurs, der allen Teilnehmern neue Möglichkeiten in der Kommunikation mit Kindern aufgezeigt hat, ging zu Ende. Bei entsprechender Nachfrage können noch zwei weitere Seminartermine angeboten werden: am Samstag, 11. Mai, und Samstag, 1. Juni. Infos können bei der Leiterin der Kinderkrippe Spatzennest Luisa Niedermeier unter Tel. (09772) 9323072 eingeholt werden.