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SCHMALWASSER/BAD KISSINGEN: Kritik an Natura 2000

SCHMALWASSER/BAD KISSINGEN

Kritik an Natura 2000

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    Die Bechstein-Fledermaus ist ebenfalls als schützenswert eingestuft bei Natura 2000.Thinkstock
    Die Bechstein-Fledermaus ist ebenfalls als schützenswert eingestuft bei Natura 2000.Thinkstock Foto: Foto:

    Erst nach 25 Jahren laufen jetzt die Schutzmaßnahmen für unter dem Stichwort Natura 2000 ausgewiesene Gebiete an. Betroffen davon sind im Landkreis Bad Kissingen Teilbereiche von Neuwirtshauser Forst, Sodenberg-Gans bei Hammelburg, Lindenstrumpf und Rudelberg im Bereich Schondra sowie Flächen im Schmalwasser- und Premichtal.

    Bei einer Auftaktveranstaltung im voll besetzten Sitzungssaal des Landratsamtes klärte die Regierung über das weitere Vorgehen auf. Das Interesse bei den Grundstückeigentümern war sehr groß. Die Redebeiträge in der Diskussion waren von Misstrauen vor staatlicher Bevormundung geprägt, obwohl die Behördenvertreter von einer „milden Form des Naturschutzes“ sprachen.

    Die Bewirtschaftung werde durch die vorgesehenen Maßnahmen nicht beeinträchtigt. Es gelte aber ein Verschlechterungsverbot. Nach der Kartierung ausgewählter Tierarten soll es in einem Jahr in den betroffenen Gebieten Runde Tische geben, bei denen die freiwilligen Maßnahmen besprochen werden. „Denkbar sind eine angepasste Wiesenmahd, die Anlage von Brachstreifen, der Verzicht auf Dünger oder etwa die Abfuhr von Mähgut“, sagte Isabel Stöcker von der Regierung von Unterfranken.

    Förderprogramme sollen Anreize zur Teilnahme schaffen.

    Schmetterling und Fledermaus

    Vorher hatte Isabel Stöcker Eindrücke von der Vielfalt der betroffenen Bereiche gezeigt. Sie reichen von Waldwiesen und -mooren über Wacholderheiden bis hin zu Kalkfelsen und Auenwiesen. Schützenswert darin seien unter anderem der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling als Vertreter der Schmetterlinge oder die Bechstein-Fledermaus.

    Die Grundstückseigentümer fürchten Verluste bei der Bewirtschaftung der Grundstücke. Doch Kleinstwaldbesitzer bräuchten keine großen Sorgen zu haben, hieß es. Das Verschlechterungsverbot beziehe sich auf die jeweiligen Lebensraumtypen. Kleinere Flächen seien nicht so ausschlaggebend. Mehr noch: Sollte die Kartierung zu dem Schluss kommen, dass eine Fläche aus naturschutzfachlicher Sicht verbessert werden solle, stünden Zuschüsse in Aussicht.

    „Unausgegoren“ sieht Matthias Füller vom Amt für Landwirtschaft und Forsten Details, etwa beim Ansiedeln fremdländischer Nadelhölzer. Unklar sei, wie so etwas aus Sicht des Verschlechterungsverbotes bewertet wird. Gunther Hahner vom Forstbetrieb Hammelburg sieht große Verunsicherung bei der Ausweisung der verschieden Schutzgebiete. Isabel Stöcker klärte auf: Die Naturschutzgebiete seien eine strenge deutsche Regelung aus dem frühen vergangenen Jahrhundert, die Unesco habe das Biosphärenreservat geschaffen, um schützenswerte Kulturlandschaft und Erholung unter einen Hut zu bringen. Und mit Natura 2000 sollen seltene Biotope verbunden werden.

    „Warum wird gerade jetzt ausgewiesen?“, wollte Siegfried Müller aus Neuwirtshaus wissen, zumal man schon 2002 für die Einbeziehung seiner Grundstücke in Natura 2000 unterschrieben habe. Die Bundesrepublik sei säumig, sagte Isabel Stöcker, und riskiere ein Vertragsstrafenverfahren. 2004 habe man schon Flächen nachmelden müssen und hätte laut der vertraglichen Verpflichtungen sechs Jahre später schon mit den Schutzmaßnahmen beginnen müssen.

    Kritik gab es an dem Termin für die Auftaktveranstaltung um 14 Uhr. Der sei für die werktätige Bevölkerung weniger geeignet. „Sonst würden hier doppelt so viele Grundstückseigentümer sitzen“, sagte ein Redner. Der Termin sei mit dem Bayerischen Bauernverband abgestimmt, sagte Isabel Stöcker von der Regierung. Die Runden Tische zur Vorstellung der Kartierung und der Abstimmung der Maßnahmen könne man nächstes Jahr abends ansetzen.

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