Davon hat Siegbert Lang wohl nicht geträumt, als er 1970 mit dem Küsterdienst anfing, dass 47 Jahre so schnell vorbeigehen können. Fast fünf Jahrzehnte war er also Mesner der Kirchengemeinde St. Kilian in Fladungen. Ein guter Grund, dass diese ihm am vergangenen Sonntag einen würdigen Abschied bereitete und auch ein Grund, einmal Rückschau zu halten.
Es war ein äußerst festlicher Gottesdienst, den Pfarrer Thomas Menzel am Sonntag zelebrierte. Nicht nur, weil sich die Kommunionkinder 2018 vorstellten oder weil die Fladunger Kirchenmusiker spielten, sondern vor allem, weil St. Kilians langjähriger Küster Siegbert Lang in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet wurde.
Bereits in den 1960er Jahren unterstützte Lang die damaligen Ordensschwersten bei ihrer Arbeit in der Kirche. 1970 übernahm er das Küsteramt ganz und war fortan für Sakristei und Kirche zuständig. Dazu kamen auch noch die St. Gangolfskapelle und die Museumskirche.
Während seiner fast 50-jährigen Laufbahn hatte er zehn geistliche Herren „unter sich“: Pfarrer Heilmann, Pfarrer Götz, Pfarrer Geuecke, Pfarrer Vogt, Pfarrer Bier, Pfarrer Sierpien, Pfarrer Merz, Pfarrvikar Back, Pfarrer Neumann und den heutigen Pfarrer Menzel.
Aber auch zum Beruf des Küsters gehört eine Berufung. Natürlich sollte man sich dem christlichen Glauben verbunden fühlen, aber einem Kirchendiener stellen sich noch ganz andere Aufgaben. Er ist gleichzeitig Hausmeister, Vorbeter und -sänger (zum Beispiel bei Bittprozessionen und Maiandachten) sowie Ministrantenbeauftragter. Unter Siegbert Lang wurden neue Messgewänder und Ministrantenröcke angeschafft, Chorfahnen, Kelch und Monstranz wurden renoviert und vieles mehr. Das kostete viel Geld, war aber dank großzügiger Spender umsetzbar. Auch das Läuten der Kirchturmglocken gehörte zu seinen Aufgaben, wie auch Gottesdienstvorbereitungen und die Ausschmückung des Kirchenraumes, wobei er immer auf die Unterstützung seiner Frau Reinhilde zählen konnte. Nicht zu vergessen das jährliche Turmblasen am Morgen des 8. Dezember.
Ja, die Ära Lang, von der man getrost sprechen kann, ist nun zu Ende gegangen. Es war ein würdiges Ende, dem sich der bescheidene Mann und seine Familie nicht entziehen konnten. Dankbar nahm er die Laudatio im voll besetzten Gotteshaus, gehalten von Thomas Späth vom Kirchenvorstand, entgegen, zusammen mit all den guten Wünschen und einer aus Holz geschnitzten Figur des Heiligen Kilian.
Seine Nachfolger – Reinhold Sauer, Dietmar Weiß, Andreas Bott, Thomas Späth und Petra Herbert – ernannten Lang kurzerhand zum „Ehrenküster“. Und die Ministrantenschar reimte: „Wir werden Dich hier sehr vermissen, denn ohne Dich sind wir aufgeschmissen.“
Pfarrer Thomas Menzel verlieh Siegbert Lang die Ehrennadel des Bistums Würzburg. Und Anton Dill, der Vorsitzende des Mesnerverbandes der Diözese Würzburg, dem Lang seit 1990 angehört, überreichte ihm die Ehrennadel in Gold sowie die Ehrenurkunde des Mesnerverbandes.
Anschließend gab es von den Kirchenmusikern noch ein Geburtstagsständchen. Denn Siegbert Lang feierte am Sonntag nicht nur den Abschied vom Küsterdasein, sondern auch seinen 77. Geburtstag. Jürgen Erb wünschte stellvertretend alles Gute und überreichte eine Bildercollage.
Seinen wohlverdienten Ruhestand wird er mit Sicherheit sinnvoll zu nutzen wissen. Zwar sind die eigenen Kinder alle schon erwachsen, aber dafür gibt es ja die Enkel, die ihren Opa auf Trab halten werden.