Die Theaterfreunde werden es registriert haben: Auf Bauerbachs Naturbühne wird zurzeit ein Lustspiel aufgeführt, bei dem zwei Schauspieler von der Mellrichstädter Truppe „METTheater“ die Regie führen: Andreas Schubert und Stefan Brandstätter. Die zwei haben „Figaros Hochzeit“ von Pierre-Augustin de Beaumarchais in der Bearbeitung von Gerd Sprenger inszeniert.
Laienschauspieler als Regisseure, das wirft interessante Fragen auf. Was mag einen Schauspieler bewegen, die Verantwortung für das Gelingen einer Inszenierung zu übernehmen? Welche Erfahrungen macht er bei diesem Perspektivenwechsel?
Am besten geben Brandstätter und Schubert selber Auskunft – am Ort ihres Wirkens, dem Naturtheater. Brandstädter schleppt ein mit Rosengirlanden geschmücktes Stück von einem Bett herbei, Schubert stellt eine nostalgische Mikrofonspinne auf langem Ständer dazu – Requisiten, die in ihrer Aufführung gebraucht werden, die andeuten, dass das ursprüngliche Rokoko-Stück in die Charleston-Jahre verlegt wurde.
Warum? „Weil wir dazu die passenden Kostüme haben“, gibt Schubert zu. „Und weil die Roaring Twenties unserer Spielidee von einer Persiflierung des Figaro-Themas noch näher kommen als das 18. Jahrhundert“, sagt er. „Unsere Inszenierung soll die Leute zum Lachen bringen, es geht ziemlich turbulent zu, sogar mit ein paar Slapstick-Elementen“, ergänzt Brandstädter.
Musik und Gesang gehören auch dazu, erzählen die beiden. Ein bisschen Rossini (aus dem „Barbier von Sevilla“) und viel Mozart aus dessen „Hochzeit des Figaro“. Das hat natürlich nichts mehr mit dem Original von Beaumarchais zu tun. So, wie die zwei das Stück umgearbeitet haben, ist es zu einem eigenständigen, komischen Spiel geworden, besonders durch den von den Regisseuren geänderten Schluss.
Akzeptanzprobleme zu Beginn
Brandstädter war kein Unbekannter in Bauerbach, er hatte schon bei einigen Aufführungen mitgespielt. Dass er aber selbst Regisseur wurde, das hat wohl auch etwas zu tun mit Brandstädters Hochschätzung für die Bauerbacher Naturbühne. Er spricht sogar von einem Schiller-Mythos, der ihn faszinierte und der ihn bereitwillig das Angebot des Theatervereinsvorsitzenden Detlef Häusler zur Regieführung annehmen ließ.
Bei Schubert war es ähnlich. Denn mit kleinen Rollen hatte er vor zwei Jahren bei den Bauerbachern sein schauspielerisches Talent entdeckt.
Ganz so einfach war aber der Einstieg in die Regie-Aufgabe offenbar nicht. Die Bauerbacher waren es gewöhnt, von Profi-Regisseuren geleitet zu werden. Das gab am Anfang Akzeptanzprobleme, gestehen die zwei. Unter dem Strich aber habe sich ein gutes Miteinander eingespielt. „Die Leute sind großartig“, sagt Brandstädter über seine Schauspieler, „und sie sind jung!“ Und er deutet damit an, dass auch physische Schönheit geboten wird.
Die Neuzugänge hätten sich prächtig entwickelt, ergänzt Schubert, „sie kommen so richtig rüber, sie haben Bühnenpräsenz!“ Wenn es Schwierigkeiten bei der Vorbereitung gab, dann war es allenfalls das Problem der Anwesenheit aller Laien-Schauspieler bei den Proben.
Viel Idealismus gehört für die zwei Regisseure dazu. „Wir mussten uns praktisch um alles kümmern“, sagten sie. „Wir waren Logistiker, beschafften die Kostüme, arrangierten die Musik, erstellten den Probenplan, feilten bei den Proben, um größtmögliche Wirkung zu erzielen.“ Und Texte lernten sie auch, denn – Regisseur hin und her – sie spielen auch selber mit, sogar in wichtigen Rollen: Andreas Schubert ist der Graf Almaviva und Stefan Brandstädter hat die Rolle des Arztes Bartholo übernommen.
Wer die beiden und ihre Truppe bei ihrer amüsanten Version von „Figaros Hochzeit“ erleben will, hat dazu am Samstag, 9. Juli, um 19.30 Uhr, am Sonntag, 10. Juli, um 15 Uhr und letztmals am Samstag, 23. Juli, um 19.30 Uhr Gelegenheit.