In dem Film „School of Trust“ sieht man viele Szenen, in denen Kinder im Haus und im Freien herumtollen und allen möglichen Spielen nachgehen. Das soll Schule sein? „Ja“, sagt Christoph Schuhmann, „das ist Schule, wie ich sie mir vorstelle.“
Das ist zweifellos gewöhnungsbedürftig, kann aber auch neugierig machen. Dieser Neugier folgten etwa 20 junge Eltern beim Informationsnachmittag, zu dem Schuhmann in das Hendunger Schulhaus eingeladen hatte. Seit 2004 war dort die „Freie aktive Landschule Blumenwiese“ beherbergt, zuletzt hieß die Schule nur noch „Freie aktive Landschule“. In den letzten Jahren waren die anfangs beachtlichen Schülerzahlen drastisch gesunken, die Landschule steckte in einer Existenzkrise. Im laufenden Schuljahr hatte es gar keine Neuzugänge mehr gegeben. Das will Schuhmann ändern. Unter dem Namen „Schule des Lebens“ will er im September 2017 neu an den Start gehen.
Diese Schule hat seiner Auskunft nach ein anderes Konzept als ihr Vorgänger und unterscheidet sich auch von den staatlichen Regelschulen. Dabei ist Christoph Schuhmann Lehrer, der zwei wissenschaftliche Fächer studiert hat und bislang an einem Gymnasium Unterricht erteilte. Doch dann wurde sein Interesse an alternativer Erziehung geweckt, er vertiefte sich intensiv in das Studium der „demokratischen Schule“ und nahm dazu Kontakte zu zahlreichen Schulen dieser Art im In- und Ausland auf.
Das reformpädagogische Konzept von A. S. Neills „demokratischer Schule Summerhill“ in Suffolk/England stand für Schuhmann offenbar Pate für die „Schule des Lebens“. In groben Umrissen kann man nach seiner Information das pädagogische Konzept seiner Schule so beschreiben: Kinder begegnen ihrer Welt mit einer grundsätzlichen Neugier, die das Kind im Spiel erprobt und stillt. Wenn die Pädagogik dies nutzen will, dann muss sie Voraussetzungen schaffen, dass das Kind diese Neugier befriedigen kann. Dafür ist diese andere Art der Schule da.
Kinder sollen wählen
Nach Überzeugung von Bildungsexperten, die die sogenannte demokratische Schule theoretisch unterstützen, muss die Schule das Kind frei wählen lassen, womit es sich beschäftigen will. Die Rolle des Lehrers sei lediglich die eines Begleiters, der zu dem Schüler nicht nur ein grundsätzliches Vertrauensverhältnis aufgebaut habe, sondern der auch seine Hilfe anbietet, wenn sie das Kind wünscht. Aus der spielerischen Neugier entsteht laut Schuhmann Interesse, aus Interesse Eigenmotivation zum Lernen und damit ein nachhaltiger Lernerfolg. Das sei besser als Lehrplankorsett, Notenzwang und Fremdbestimmung in einer Regelschule, glaubt er. In der „Schule des Lebens“ seien Misserfolgserlebnisse nahezu ausgeschlossen, vielmehr erfahre das Kind mit dem Erfolg, auch wenn er sich nicht sofort einstellt, einen Zuwachs an Selbstvertrauen und damit auch an positiver Zuwendung zur Welt und zu seinem Platz darin.
Schuhmann rechnet bis zum Beginn des neuen Schuljahrs mit 20 bis 30 Schülern, die dann von drei bis vier Lehrern betreut werden. Ob diese Zahlen sich bewahrheiten, bleibt abzuwarten. Bis zu 65 Schüler kann das Haus aufnehmen, die räumlichen Voraussetzungen seien gut, auch die Außenanlagen entsprechen den Bedürfnissen dieses Schultyps, versichert Schuhmann.
Festzuhalten ist, dass es – wie zuvor die Landschule – eine Privatschule sein soll, die der staatlichen Schulüberwachung unterworfen ist und sich aus staatlicher Unterstützung und dem Schulgeld finanziert, das die Eltern zahlen müssen. Getragen wird die Schule von einem Verein. Die Vorsitzende ist Jennifer Schlössinger, pädagogische Begleiterin und gelernte Erzieherin, Eltern- und Familienberaterin mit einer eigenen Praxis, wie die Schul-Website verrät.
Nur Erst- und Zweitklässler
Für den Anfang ist geplant, Schüler der ersten und zweiten Jahrgangsstufe zu unterrichten, für die Einrichtung eines Kindergartens besteht eine Genehmigung, die zurzeit nach Schuhmachers Auskunft aber ruht. Wie er glaubt, wird der Übertritt an weiterführende staatliche Schulen möglich sein, laut Schuhmann bis hin zum Abitur. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass sich auch eine „demokratische Schule“ an den staatlichen Bildungsvorgaben orientieren muss, was Fertigkeiten und Kenntnisse betrifft.
Die Besucher der Info-Veranstaltung konnten sich den Ablauf des Schulalltags nicht so recht vorstellen, und Schuhmann blieb bei seinen Erläuterungen darüber auch relativ ungenau. Mehr können die interessierten Eltern wohl aus dem persönlichen Beratungsgespräch entnehmen, zu dem Schuhmann sie einlud. Mehr Infos auf der Website der Schule (www.traum-schule.de).