Die steigende Zahl an Leerständen in den Ortskernen bereitet den Verantwortlichen in den Gemeinden zusehends Kopfzerbrechen. Das Interesse vieler Haus- und Grundstückseigentümer, die ungenutzten Objekte zu verkaufen oder zu sanieren, scheint oft nicht sehr ausgeprägt zu sein. Dieser Schluss liegt nahe, wenn man das Echo auf eine städtische Initiative zugrunde legt, leer stehende Gebäude über die Immobilienbörse des Landkreises anzubieten.
Schon auf die Anschreiben an die 42 Eigentümer leer stehender Gebäude und Ladenflächen in der Kernstadt reagierten letztlich lediglich 14. In den Stadtteilen sieht die Resonanz nicht besser aus. Auf 23 Anschreiben gab es sechs Rückmeldungen. Dabei hatte nach der enttäuschenden Resonanz auf die Schreiben in der Kernstadt Bürgermeister Thomas Helbling auf mehr Beteiligung aus den Stadtteilen gehofft. Immerhin zwei von ihnen zeigten Interesse an der neuen Immobilien-Börse des Landkreises.
Die meisten Leerstände gibt es in Aub mit sieben und in Untereßfeld mit fünf. Dann kommen Merkershausen (5) und Althausen (4), in Gabolshausen steht ein Gebäude leer. Keine Probleme dieser Art gibt es zurzeit in Ipthausen und Eyershausen.
Immo-Börse
Über die Gründe des mangelnden Interesses kann Helbling nur mutmaßen. Möglich, dass eine ganze Reihe von Eigentümern einfach nicht verkaufen wollen, möglich aber auch, dass die Ende Juli neu in Netz eingestellte Immo-Börse noch zu wenig bekannt ist.
Tim Moritz Koch, der „Innenentwicklungsmanager“ des Landkreises, sieht die Börse in der Anlaufphase. Rund 44 000 Zugriffe wurden seit der Freischaltung gezählt. Koch sieht das zwar als positives Signal, warnt aber auch davor, von der Immo-Börse zu viel zu erwarten. Ermutigende Rückmeldungen erhält er aus der Kreuzberg-Allianz, wo zunehmend Fragen aufgrund der angebotenen Immobilien eingingen.
Verbesserungsbedarf
Koch sieht aber auch noch viel Verbesserungsbedarf, gerade was die Qualität der Anzeigen angeht. Schlecht fotografierte Gebäude vor einem trüben Himmel seien kein gutes Verkaufsargument. Ebenso sollten die Textinhalte griffiger gestaltet werden. „Man muss sich in die Rolle des Käufers versetzen“, erklärt er und ist sich im Klaren darüber, dass man in den örtlichen Verwaltungen noch lernen muss, wie man eine attraktive Objektbeschreibung formuliert. Denn an die sollen sich die verkaufswilligen Eigentümer auch wenden.
Eine Information sollte bei der Präsentation der Gebäude in der Immo-Börse auf keinen Fall fehlen: über Förderprogramme und deren finanzielle Anreize. Dass man damit Erfolg haben kann, zeigt auch wieder das Beispiel Bad Königshofen. Die Resonanz auf die Auflage des Förderprogramms hatte den Stadtrat doch positiv überrascht. 18 Anträge und Anfragen gingen 2014 bei der Stadt ein, immerhin elf wurden befürwortet.
10 000 Euro Maximalförderung
„Wir haben auch viel Werbung gemacht“, sagt Bürgermeister Helbling. Und: „Viele haben wohl auch darauf gewartet.“ Die Konditionen klingen doch sehr attraktiv. Bis zu 10 000 Euro Maximalförderung gibt es bei einer Investitionssumme von mindestens 40 000 Euro, die durch Rechnungen belegt ist. Und Familien mit Kindern erhalten pro Kind unter 18 Jahren, das noch zu Hause lebt weitere 1000 Euro extra. Investiert wurde natürlich deutlich mehr.
Zwischen 70- und 80 000 Euro liegen laut Helbling die durchschnittlichen Baukosten. In diesem Jahr kamen erst drei Anträge hinzu, von denen zwei bewilligt wurden. Bei der Stadt ist man ganz froh darüber, dass es nicht im gleichen Tempo weitergeht, schließlich müssen die Zuschüsse auch finanziert werden. 80 000 Euro stellt die Stadt dafür in den Haushalt ein. Und das soll nach den Worten von Helbling in den kommenden Jahren, wenn irgendwie möglich, auch so bleiben.