Die „Crème de la Crème“ der Schafhüter aus dem ganzen Bundesgebiet traf sich am Wochenende in Ginolfs. Der Einladung des Schäfers Julian Schulz, Schäfer der Ginolfser Weidegemeinschaft „Rhönschaf“ waren Schäfer aus ganz Deutschland zum Landesleistungshüten des Vereins für Deutsche Schäferhunde gefolgt. Neben einem packenden Wettbewerb erwartete die Besucher spannende Einblicke in die gemeinsame Arbeit von Mensch und Tier.
Zwei Tag lang wurde auf der Ginolfser Festwiese die Kunst des Hütens vorgeführt und geprüft. Und wie Sprecher Wolfgang Thomann, selbst ernannter „Thomas Gottschalk für die Schafe“, feststellte, zeigten die Teilnehmer durch die Bank hochwertigstes Hüten. Einige Teilnehmer seien bereits Träger der „Goldenen Schippe“, die höchste Trophäe, die man in Deutschland bei Hütewettbewerben mit Herdengebrauchshunden (HGH), ergattern kann. Beim Wettbewerb selbst blieb keine Bewertung unter dem wachen Auge der Schiedsrichter Klaus Wuttek und Gerd Jahnke aus Niedersachsen unterhalb des Prädikats „gut“ (mindestens 70 von 100 Punkten).
Arbeit in idyllischer Landschaft
Riesigen Spaß machte allen Hirten die Arbeit mit den Rhönschafen in der idyllischen Landschaft der Rhön, der fachliche Austausch mit den anderen Schäfern sowie die Möglichkeit, das Können einem großen interessierten Publikum unter Beweis zu stellen. „Julian Schulz hat mit seinem Team von der Ortsgruppe Schweinfurt das Wettbewerbsgelände hervorragend angelegt“, stellte Wolfgang Thomann fest. Durch die leichte Hanglage ergaben sich sehr gute Einblicke für die Besucher in die Arbeit von Hirte, Hund und Herde.

Als „absoluter Champion“ stellte sich beim Landesleistungshüten in Ginolfs Herbert Karl heraus. Mit seiner Hündin Kelly vom Haus Kind und seinem Rüden Clark General von Zieten lieferte er in zwei Durchgängen hintereinander eine absolute Exzellenzleistung ab und ergatterte mit 92 Punkten (Kelly) sowie 91 Punkten (Clark) die ersten beiden Plätze auf dem Podest für sich. Zweitbeste Hüterin wurde Verena Jahnke mit ihrer Hündin Socke aus der Glockenbergschäferei, die mit 90 Punkten noch das Prädikat „vorzüglich“ erhielt und den dritten Podest-Platz gewann.
Qualifikationswettbewerb
Das Landesleistungshüten in Ginolfs galt gleichzeitig als Qualifikationswettbewerb für das Bundesleistungshüten. Jeder Schäfer, der über 80 von 100 Punkten erlangte (mindestens das Prädikat „sehr gut“) qualifizierte sich zum Bundesleistungshüten. Da konnten auch einmal Tränen fließen: Als Markus Stapp aus Hessen mit seiner dreijährigen Hündin Ronja vom Haus Kind am Samstag 82 Punkte erzielte, zeigte sich seine Partnerin zu Tränen gerührt. Weiterhin teilten sich Peter Brückner mit Tora vom Hexengrund und Thomas Bruder mit Basko vom Herbsttal mit 86 Punkten den vierten Platz. Dahinter auf Platz sechs kam Lokalmatador Julian Schulz mit 85 Punkten. Auf Rang acht hinter Markus Stapp landete André Kühn mit 81 Punkten.

Die Schiedsrichter hatten ein waches Auge darauf, inwieweit die Herdengebrauchshunde Tugenden wie Gehorsam, Fleiß, Selbständigkeit und Griff bei den verschiedenen Aufgaben zusammen mit ihrem Hirten im Hüte-Parcours zeigen. Im Parcours des Landesleistungshütens wird im Grunde der Alltag eines Schäfers und die täglichen Erfordernisse, die die Praxis bringen, dargestellt.
Verhalten im Straßenverkehr
Die Schafe müssen durch Hund und Hirte ausgepfercht werden, es folgt das „weite Gehüt“, wo sich die Schafe ausbreiten und grasen dürfen. Das Verhalten im Straßenverkehr wird geprüft, wo der Hund die Herde so treiben muss, dass ein Kfz ungehindert die Tiere passieren kann. „Hier wurden die meisten Fehler gemacht“, stellte Sprecher Wolfgang Thomann fest. Im „weiten Gehüt“ war es aufgrund der langanhaltenden heißen Temperaturen zu trocken, so dass sich die Herde nicht automatisch auseinandergezogen hat und der Hütehund seinen Fleiß nicht vollständig unter Beweis stellen konnte. Kompensieren konnten das die Hütehunde jedoch im „engen Gehüt“, wo der Hund in einer sehr engen und schmalen Fläche die Herde zusammenhalten muss.

Weitere Aufgaben waren der „Engweg“: Der Hund muss hier von vorn bis hinten die Herde seitlcih wehren, damit diese Form erhalten bleibt. Bei der „Brücke“ muss die Herde eine Brücke überqueren. Der Hund hat die Aufgabe zu verhindern, dass ein Tier seitlich vorbeiläuft. Und schließlich das „Einpferchen“, das das Ender der Tagesarbeit markiert, wenn die Herde wieder in den Pferch gebracht werden, in dem sie dann die Nacht über verbleiben.
Beeindruckt von der Veranstaltung
Hüteleiter Stefan Heller, der Beauftragte für Hegegebrauchshunde (HGH) Jürgen Henzler und HGH-Beauftragter Nordbayern Horst Keim zeigten sich beeindruckt vom Verlauf der Veranstaltung. Dank der großartigen Organisation von Carmen Schulz, Gabi Heller und Kerstin Körner im Hintergrund sowie dem zahlreichen ehrenamtlichen Engagement der Ortsgruppen aus Schweinfurt mit seinem Vorsitzenden Roland Körner und Kirchheim klappte alles wie am Schnürchen. Gerade am Sonntag gab es viel Zuspruch und Interesse aus der Bevölkerung für das Leistungshüten. Ein kleiner Bauernmarkt mit Produkten und Infos rund ums Rhönschaf sowie Hundebedarfsartikel und Hundeverkäufer, ein Kinderprogramm und ein Eisverkäufer sowie ein leckeres Mittagessen ließen den Hütewettbewerb zu einem großen Familienfest werden.

