1994 wurde der Verein "Kinder aus Shitkowitschi - Hilfe nach Tschernobyl e.V. " gegründet, um die humanitäre Hilfe für die Opfer der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl zu fördern. Der Vorstand des Vereins, Stefan Zehfuß, war auf Einladung von Sabine Abe, der Vorsitzenden des Karolinenvereins Frankenheim, zu einem Lichtbildervortrag nach Frankenheim gekommen, um den Verein vorzustellen.
Eine herzliche Umarmung mit einigen Besuchern zeigte an, dass man sich kennt. Durch seine Schwester in der Pfalz, wo auch Zehfuß herstammt, kam er zum ersten Mal mit der Hilfsidee in Berührung. Diese Idee brachte er dann in seinen Wohnort Wollbach, wo er sofort tatkräftige Unterstützung fand. Einige Helfer sind von Anfang an dabei, so auch der mittlerweile 83-jährige Altbürgermeister Karl Fiedler. Die Verbindung zu Frankenheim kam durch eine Kleidersammlung zustande, die der ehemalige, inzwischen verstorbene Pfarrer Neumann durchgeführt hatte und die ursprünglich von der evangelischen Synode in Frankfurt ausgegangen ist.
Bürgermeister Manfred Abe hat dann zur Hilfe in Frankenheim aufgerufen, und sofort haben sich Gasteltern gemeldet, die Kinder aufnehmen wollten. Zwischen drei und fünf Familien aus Frankenheim und den Nachbarorten in Thüringen nehmen seither Kinder zur Erholung auf. Sabine Abe begrüßte an diesem Abend die Besucher aus Frankenheim, Herpf und Unterweid und dankte allen, die mitwirken. Auch Robert und Doris Schüler sei viel zu verdanken, die das ganze Jahr Kleider sammeln und stapeln und die Hilfspakete nach Lebenhan zum Weitertransport fahren.
Stefan Zehfuß überreichte Sabine Abe ein Dankschreiben für die Galerie und führte dann in die Geschichte ein. Das Problem mit Tschernobyl werde die Welt noch viele Jahre beschäftigen, weil ein Drittel des europäischen Landes verseucht ist und das zu einer wirtschaftlichen und humanitären Katastrophe geführt hat. Als bekannt wurde, dass so viele Menschen von der Verstrahlung krank geworden sind, begann die Hilfsaktion. Immer wieder wird von neuen Krebsfällen berichtet. Weil es seit 2002 keine offiziellen Zahlen mehr gibt, ist die Kinderärztin Irina die Ansprechpartnerin für Zehfuß. Der Verein hat sich die Kindererholung zur vordringlichsten Aufgabe gemacht.
1992 wurden erstmals 61 Kinder zur Erholung geholt, 1994 wurde der Verein gegründet. Anhand einer Diaschau konnten sich die Besucher dann ein Bild von den Aktivitäten machen. Shitkowitschi liegt 120 Kilometer westlich von Tschernobyl. Weißrussland hat bei der Reaktorkatastrophe 75 % der Verstrahlung abbekommen. In den ersten Monaten nach der Katastrophe sind 65.000 Menschen infolge des Unglücks gestorben. Das marode Krankenhaus hatte nur ein fahrtüchtiges Fahrzeug, deshalb hat der Verein 1992 auch Fahrzeuge nach Shitkowitschi gebracht. Jedes Jahr werden zwischen 1.000 und 1.200 Lebensmittelpakete transportiert. Bis heute sind es insgesamt 75.000 Kleiderpakete und 25.000 Lebensmittelpaket, die per Lkw befördert wurden. Ein LKW kostet inklusive Gebühren 3.500 Euro. Nur das Geld für das Benzin wird durch Spenden gedeckt, ansonsten geschieht die ganze Arbeit ehrenamtlich. Über Fahrräder (jetzt im Herbst 60, im Frühjahr waren es 75), Kinderwagen, Rollstühle oder Schulmöbel freuen sich die Bewohner von Shitkowitschi und Umgebung.
In der Lagerhalle Gessner in Lebenhan (Ofenhalle der alten Ziegelei) werden die Güter gelagert. Im Moment warten 700 Kleider- und 450 Lebensmittelpakete auf den Transport. Die Pakete werden in den Dörfern verteilt. 17 Firmen haben einen Bus gesponsert, Opel in Schweinfurt hat dazu einen "Superpreis" gemacht, so ist die Begleitmannschaft nicht auf fremde Fahrzeuge angewiesen. Eine gesponserte Solaranlage wurde im Kindergarten von Turow angebracht, damit es auch warmes Wasser gibt. Ein ausgemustertes Feuerwehrfahrzeug aus der Pfalz ist immer noch in Betrieb. Spendengelder werden auch für medizinische Geräte verwendet.
Anschaulich war die jährliche Kindererholung bebildert. In der Kleiderkammer können sie sich eindecken. Auch die Frankenheimer laden die Kinder jedes Jahr ein und versorgen sie vorzüglich, lobte Zehfuß. Seit drei Jahren bekommen die Kinder vom Modeunternehmen S. Oliver in Würzburg eine Ausstattung. 99 war die bisher höchste Zahl an Kindern, die Gasteltern gefunden hatten. Auch sonst ist der Verein bemüht, Spenden zu bekommen. Er betreibt Weihnachtsstände mit selbst gebastelten Artikeln, am 25.11.2018 singt der Gospelchor "Spirit of Joy" unter Leitung von Sybille Scholz-Eckert in der Klosterkirche in Mühlbach oder es finden Theateraufführungen statt.
Sabine Abe dankte Stefan Zehfuß am Ende seiner Ausführungen für den Vortrag. . Dem Verein und seiner Vorstandschaft zollte sie alle Achtung für seine Leistung.