Ein Schlaganfall, Herzinfarkt, ein Unfall oder eine Reanimation zählen zu den häufigsten Ursachen eines Wachkomas, von dem Menschen jeden Alters betroffen sein können. Jährlich fallen etwa 10 000 Menschen ins Wachkoma, dem sogenannten „Apallischen Syndrom“, wie es in der Fachsprache heißt, und dann einer sehr intensiven pflegerischen Betreuung bedürfen.
In Mellrichstadt hat die „Lichtblick GmbH“, ein Tochterunternehmen der Julius-Spital-Stiftung Mellrichstadt, auf diese Situation reagiert und bietet bereits seit 2010 in der Schillerstraße 12 speziell ausgestattete Wohnungen an für Wachkoma-Patienten, aber auch für beatmungspflichtige und intensiv-pflegebedürftige Menschen, wie etwa Multiple Sklerose-Erkrankte im Endstadium. Jetzt hat „Lichtblick“ weitere Wohnungen in dem Mehrparteienhaus behindertengerecht saniert, die Intensivpflegebedürftigen ein Leben in Zweier- und Dreier-Wohngemeinschaften ermöglicht und nun von den Krankenkassen genehmigt wurden.
„Menschen, die ein solch tragischer Schicksalsschlag ereilt, bedürfen einer Betreuung rund um die Uhr“, erklärt die Lichtblick-Geschäftsführerin Ebba-Karina Sander am Dienstag im Rahmen eines Pressetermins. Zu Beginn der Erkrankung leisten zunächst Intensivstationen der Akutkrankenhäuser diese 24-Stunden-Versorgung. Doch die sich daran anschließende Intensiv-Betreuung können nur spezielle Pflegeheime oder aber besonders ausgebildete Fachkräfte übernehmen, die auch zu Hause in der für den Patienten gewohnten Umgebung stattfinden kann. Letzteres stellt allerdings für die Kranken, die Betreuenden und Angehörigen gleichermaßen eine große Herausforderung dar.
„Oft bringt die häusliche Situation alle Beteiligten an die Grenzen der Belastung“, sagt Sander. Die Angehörigen von Wachkoma-Patienten fühlen sich überfordert und müssen sich teilweise auf eine jahrelange 24-Stunden-Betreuung durch eine Pflegefachkraft einstellen, die dann quasi mit in der Familie wohnt. „Lichtblick“ bietet daher ein Betreuungskonzept in Wohnungen, die der häuslichen Umgebung gleichkommen und dennoch eine Intensivpflege durch einen hoch spezialisierten Pflegedienst gewährleisten.
Wie Cindy Göpfert, Intensivpflege-Fachkraft und Stellvertreterin der „Lichtblick“-Pflegedienstleiterin Karin Denkes, erklärt, müsse man sich das so vorstellen, dass die Angehörigen die Wohnung anmieten und die ganzheitliche Betreuung ganz diskret „von nebenan“ von einem Überwachungsraum aus sichergestellt wird. Die Wohnungen in der Schillerstraße sind mit modernen Küchen und Bädern ausgestattet und können von den Angehörigen mit privaten Möbeln individuell eingerichtet werden. Selbstverständlich kann auch die Familie, der „Lichtblick“ zu jeder Tages- und Nachtzeit offen steht, in die ganzheitliche Betreuung mit eingebunden werden. Auch eine Übernachtungsmöglichkeit ist für die Familienangehörigen gegeben.
Außerdem bietet ein solches Betreuungskonzept weitere Vorteile, ergänzt Sander. So ist bei gleicher pflegerischer Leistung die Unterbringung in einer Wohngemeinschaft auch finanziell wesentlich günstiger als ein Platz in einem Intensivpflegeheim.
Mit der Erweiterung der Einrichtung in der Schillerstraße stehen zurzeit vier Plätze für Intensiv-Pflegebedürftige zur Verfügung, die auch kurzfristig noch aufgenommen werden können. Ein kleiner Lichtblick also, in der ohnehin sehr schwierigen Lebenslage der Betroffenen.