Buttercreme- oder andere wuchtige Torten, die sind nicht so das Ding von Birgid Schmid aus der Franz-Schubert-Straße in Bad Neustadt. Zu besonderen Anlässen backt sie zwar auch so was, aber ihre Liebe gehört eindeutig den trockenen Kuchen, besonders den Blechkuchen. Bodenständiges halt, wie sie selber sagt. Was sie da allerdings zaubert und aus dem Ofen holt, das ist Spitze. So gut, dass sie inzwischen schon zum zweiten Mal im Rosenmehl-Backbuch mit einem Rezept vertreten ist.
Im ganz neuen Buch „Köstliches aus Hefeteig“ präsentiert sie ein Rezept ihre Oma Emma, den Rhöner Hutzelploatz, wie er in ihrer Familie genannt wird. Selbstverständlich ein Blechkuchen. Im Weihnachtsbackbuch war sie bereits mit „gefüllten Pfefferkuchen“ vertreten, einem Rezept, das sie von ihrer Tante hat.
„So knapp an die Hundert könnten es schon sein.“
Birgid Schmid zur Anzahl ihrer Backbücher
Wenn man sich in ihrer Küche umschaut, dann wird schnell klar, dass Backen eine große Leidenschaft von Birgid Schmid ist. Regale voller Backbücher, ganz alte und ganz neue. Die genaue Zahl weiß sie nicht, „aber so knapp an die hundert könnten es schon sein“, sagt sie mit einem Lächeln und auch mit ein bisschen Stolz.
Aber wie kommt man in so ein Backbuch, das deutschlandweit in Buchhandlungen verkauft wird? Eigentlich ganz einfach, erklärt Birgid Schmid. Man liest irgendwo, dass Rezepte für ein Backbuch gesucht werden, und schickt ganz einfach Rezept und Foto vom Backergebnis ein. Dann muss man nur noch warten, ob diejenigen, die das Buch herausgeben das eigene Rezept für so gut halten, dass es veröffentlich werden soll.
Das kann ein bisschen dauern. Beim „Rhöner Hutzelploatz“ war es so, dass Birgid Schmid ihr Rezept im Herbst losgeschickt hat. So um die Jahreswende, erinnert sie sich, kam dann ein Brief und auch ein Telefonanruf, dass es ihr Hutzelploatz ins neue Backbuch geschafft hat. Das zweite Mal schon, da darf man ruhig ein wenig stolz sein. Geld gibt es dafür zwar nicht, aber das ist Birgid Schmid auch nicht wichtig. Ihr geht es um den Spaß an der Freud' und darum, dass durch solche Bücher alte Rezepte erhalten bleiben und weiter gegeben werden. So dass auch künftige Generationen noch die alten Spezialitäten genießen können und junge Bäckerinnen und Bäcker Freude daran haben, alte Rezepte auszuprobieren. Ein Stück Erhaltung der Backkultur jenseits von fertigen Backmischungen.
Birgid Schmid ist Bäckerin mit Leib und Seele. Wenn es irgendwo in der Verwandtschaft eine Feier gibt, dann ist sie die Nummer eins, bei der man für einen Blechkuchen anfragt. Das motiviert natürlich, wenn die selbst gebackenen Kuchen immer wieder sehr gut ankommen.
„Der Name kommt von den mit Kern getrockneten Zwetschgen“
Birgid Schmid zum Namen ihres Blechkuchens
Backen, das hat die 53-jährige gelernte Hotelfachfrau und gebürtige Bad Neustädterin schon immer gerne gemacht. Schon bei ihrer Mutter war sie als Kind mit Freude dabei, wenn es darum ging, Plätzchen zu backen. Das hat sich dann offensichtlich so verfestigt, dass Birgid Schmitt für ihr Leben gerne backt. Sehr zur Freude ihrer Familie, die natürlich am meisten davon profitiert. Und die Familie muss auch auf längere Sicht nicht auf gute Kuchen verzichten. Denn sehr zur Freude von Birgid Schmid hat ihre Tochter ihr Back-Gen und damit die Freude am Backen geerbt und ist mit genau so großem Spaß dabei.
Was ist eigentlich ein Rhöner Hutzelploatz, mit dem es Birgid Schmid in das neue Backbuch schaffte? Ihre Antwort: „Der Name kommt von den mit Kern getrockneten Zwetschgen, denn die heißen in der Rhön Hutzel.“ Die braucht man für die Zwetschgenmasse, die auf den Teig gestrichen wird. Da heute kaum noch jemand die Zwetschgen selber daheim trocknet, hat sie einen Tipp. Statt entkernter und durchpassierter Hutzeln, kann man für den Belag auch ein gutes Zwetschgenmus nehmen.
Zutaten für den Rhöner Hutzelploatz
Früher wurde der Teig für den Blechkuchen aus Brotteig gemacht. Heute nimmt man dafür Hefeteig. Darauf kommt das Zwetschgenmus und darüber eine Quarkmasse und dann noch eine Schmandmasse. Das Ganze geht dann für etwa 40 Minuten bei 180 Grad in den E-Herd (Heißluft 160 Grad). In den letzten zehn Minuten wird die Temperatur etwas erhöht. Die Zutaten:
Für den Teig: 375 g Mehl (405), 1 Würfel Hefe, 125 g weiche Butter, 125 g Zucker, 1 Prise Salz, 150 ml lauwarme Milch;
Für die Hutzelmasse: 1 kg Hutzeln, 750 ml Wasser, 1 TL Zimt. Die trockenen Hutzeln werden in dem Wasser eingeweicht, die Kerne ausgepult und die Fruchtmasse durchpassiert oder fein gehackt.
Für die Quarkmasse: 2 Eiweiß, 1 kg Magerquark, 3 EL Zucker, 1 EL Mehl (405), 1 TL Zimt, 1/2 Päckchen Vanillepuddingpulver;
Für die Schmandmasse: 1 kg Schmand, 2 Eigelb, 3 EL Zucker, 1 EL Mehl (405), 1 TL Zimt, 1/2 Päckchen Vanillepuddingpulver, 100 g leicht gebräunte abgekühlte Butter.