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Ließ Drogenrausch Aussteiger zu Mördern werden?

Mellrichstadt

Ließ Drogenrausch Aussteiger zu Mördern werden?

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    Meiningen (it) Die Staatsanwaltschaft Meiningen hat Anklage wegen Mordes gegen zwei Männer aus dem Landkreis Schmalkalden-Meiningen erhoben: Jens G. (32) und Jan W. (33) werden beschuldigt, am 27. März 1995 in Portugal einen Mann gemeinsam getötet zu haben. Jens G. wird zudem vorgeworfen, Ende April 1995 auch die Freundin des Mannes umgebracht zu haben, damit sie nichts über den Mord an ihrem Lebensgefährten verrät.

    Das Landgericht Meiningen prüft derzeit, ob die Anklage zugelassen und das Hauptverfahren eröffnet werden kann. Aller Voraussicht nach wird Anfang Dezember der schwierige Prozess beginnen. Denn in beiden Fällen wurden die Leichen der Vermissten - Thoralf H. und Ute D. aus dem Raum Eilenburg/Torgau in Sachsen - bislang nicht gefunden.

    Die beiden Mordverdächtigen lebten zusammen mit dem Paar aus Sachsen und der Lebensgefährtin von Jens G. in Südportugal. Die Aussteiger führten zunächst ein friedliches Leben auf einem Hof in Odemira.

    Weil Thoralf H. sich an diesem Tag weigerte, eine Erdpfeife zu rauchen, wollten die Angeklagten ihm den Dämon austreiben. Mit einer Motorkettensäge verletzte Jan W. das Opfer zunächst an Kopf und Rücken. Danach hat Jens G. mit einer Axt erst den linken Fuß, dann den rechten, danach beide Hände und schließlich den Kopf abgeschlagen. Nach zwei Tagen sind die Leichenteile, die bis dahin im Wagen des Opfers lagen, vergraben worden.

    Die vor Kummer abgemagerte Freundin wurde Ende April 1995 gefesselt und musste den Sud eines Peyote-Kaktus trinken, der einst ihrem Freund gehörte. Er hatte den Kaktus, der ansonsten nur in Mexiko wächst, im Garten gepflanzt. Sie starb an einer Überdosis Meskalin, dem Gift, das dieser San-Pedro-Kaktus enthält. Gegen Jens G. spricht, dass er die Wirkungsweise jenes Halluzinogens kannte. Auch, dass bis zu diesem Tag auf dem Hof zwar Drogen aller Art konsumiert wurden, aber kein Kakteensud. Die Leiche der Frau ist im Backofen, der auf dem Gehöft stand, verbrannt worden.

    So sollen sich die Morde zugetragen haben. Die Anklage stützt sich auf die Aussage der einstigen Lebensgefährtin und die Geständnisse, die Jens G. und Jan W. abgelegt haben. Bezüglich des Mordes an der Frau, der Jens G. angelastet wird, gibt es kein Geständnis. Nur einen Hinweis der Lebensgefährtin, die zwei Kinder von ihm hat. So soll G. anfänglich ihr gegenüber zwar von einem Unfall gesprochen haben. Er habe gemeinsam mit Ute D. den Sud getrunken und sie sei gestorben. Aber später habe er zu seiner Lebensgefährtin gesagt: "Was hätte ich denn mit der anderes machen sollen, die hätte doch gequatscht."

    Jens G., ein gelernter Werkzeugmacher, stand laut Gutachten zur Tatzeit vermutlich unter Drogeneinwirkung. Verminderte Steuerungsfähigkeit ist nicht auszuschließen. Bei Jan W. wird sogar vollkommene Schuldunfähigkeit angenommen. Er soll zur Tatzeit unter einer starken Psychose mit Wahnvorstellungen gelitten haben. Der Elektromechaniker mit Abitur hatte angeblich vor dem grausigen Verbrechen LSD genommen und tagelang nicht geschlafen.

    Wenn es zum Prozess kommt, sollen 24 Zeugen aussagen. Neben der Hauptbelastungszeugin sowie Angehörigen der Angeklagten und Opfer sollen auch fünf Zeugen aus Portugal gehört werden. Zudem haben die Eltern von Thoralf H. einen Antrag auf Nebenklagevertretung gestellt, sie wollen sich anwaltlich vertreten lassen. Ein Knochen, ein Zahn, metallische Gegenstände, zwei Brillengläser und Geweberückstände, die die Meininger Staatsanwaltschaft in Portugal im Ofen fand, werden derzeit von den portugiesischen Behörden noch genetisch untersucht.

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