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SCHWEINFURT: Lillys Reise nach Jerusalem

SCHWEINFURT

Lillys Reise nach Jerusalem

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    Mutiges soziales Engagement: Lilly Lippert wird ein Jahr lang Freiwilligendienst in Ost-Jerusalem leisten. Oben: ein Bild von der Altstadt.Foto: Waltraud Fuchs-mauder/DPA
    Mutiges soziales Engagement: Lilly Lippert wird ein Jahr lang Freiwilligendienst in Ost-Jerusalem leisten. Oben: ein Bild von der Altstadt.Foto: Waltraud Fuchs-mauder/DPA

    Seit Wochen verfolgt sie aufmerksam die aktuelle Lage in Israel, ist erschrocken über die Gewalt, die in Nahost erneut entbrannt ist. Dennoch: So richtig Angst hat Elisabeth (Rufname Lilly) Lippert noch keine. Es seien eher ihre Geschwister und Freunde, die ihre Sorge über die bald anstehende Reise äußerten, erzählt die 24-Jährige. Denn Lilly Lippert hat vor, am 17. August nach Israel zu fliegen, um dort für ein Jahr in Ost-Jerusalem zu leben und für den Freiwilligendienst zu arbeiten.

    „Ich habe Islam-Wissenschaften studiert und wollte nach meiner Bachelorarbeit gerne ins Ausland, auch, um meine Arabisch-Kenntnisse zu erweitern“, erzählt sie. Das oft schwierige Zusammenleben von Menschen verschiedener Religionen und Kulturen beschäftigt die 24-Jährige schon lange. Vielleicht, weil auch ihre Familie multikulturell ist. So stammt ihre Mutter – die Schweinfurter Bürgermeisterin Sorya Lippert – aus Pakistan. „Aber auch mein Vater war schon über die Bundeswehr unterwegs in Afghanistan.“ Wohl deshalb können die Eltern den Wunsch ihrer Tochter verstehen, nach Israel zu gehen – dennoch nicht ganz ohne Sorge.

    Lilly wird in Jerusalem für die „Domari Society of the Gypsies of Jerusalem“ arbeiten. „Die Domari sind eine Volksgruppe ähnlich wie die Roma in Deutschland “, erklärt sie. Diese kleine, arabisch-sprachige Minderheit werde in Jerusalem stark diskriminiert. „Bei keiner der Konfliktparteien werden sie als zugehörig oder gleichwertig akzeptiert.“

    Das Zentrum, in dem die 24-Jährige arbeiten wird, bietet verschiedene Bildungsprogramme an. „Da gibt es zum Beispiel Englischkurse oder Hausaufgabenhilfe für die Kinder.“ Zudem wird durch das Organisieren von Basaren eine Verkaufsplattform für die Domari geschaffen, die traditionell handwerklich arbeiten. „Ich möchte gerne von ihnen Nähen lernen. Das habe ich mir fest vorgenommen“, sagt Lilly und lächelt. Ihre Hauptaufgabe wird sein, sich um die Akquise von neuen Förderern und Unterstützern der Organisation zu kümmern, dem so genannten fundraising.

    Aber natürlich will sie auch reisen, Menschen kennenlernen, deren Sichtweisen zum Nahostkonflikt verstehen lernen und sich ein eigenes Bild darüber machen. „Ich will das Leben in der Kulturstätte Jerusalem aufsaugen und bin gespannt auf Gespräche mit Juden, Muslimen oder auch Orthodoxen.“ Ob es in der aktuellen Situation eine gute Idee ist, nach Israel zu reisen – das weiß Lilly selbst nicht so genau. Ihre Entsendungsorganisation, die Diakonie Württemberg, hat den Grundsatz, die Reise dann abzusagen, wenn es eine Reisewarnung des Auswärtigen Amts gibt. Die gibt es nach derzeitigem Stand für den Gaza-Streifen und für Gebiete im Radius von 40 Kilometern um den Gaza-Streifen. Weiter empfiehlt das Amt grundsätzlich, sich über die Lage von Schutzräumen und das Verhalten bei Raketenangriffen zu informieren.

    Lilly ist bewusst, dass sie in eine Krisenregion reist, dennoch sei Jerusalem noch relativ weit entfernt vom eigentlichen Konfliktherd. „Ich habe Kontakt zu Leuten in Ost-Jerusalem, und dort geht das Leben weitestgehend normal weiter.“ Die Frau, die ihre Chefin sein wird, habe ihr versichert, dass sie keine Bedenken bezüglich Lillys Sicherheit habe, erklärt die 24-Jährige. „Auch meine Vorgängerin vom Freiwilligendienst fühlt sich nicht in Gefahr, da das Auswärtige Amt ein gutes Sicherheitsnetz vor Ort hat und klare Anweisungen gibt.“ Für die junge Frau wäre klar, diese Anweisungen sofort zu befolgen.

    „Außerdem weiß ich, dass ich meinen Aufenthalt jederzeit abbrechen kann, wenn ich mich unwohl fühle.“ Das gibt Sicherheit. Vergangene Woche hat sie an einem Vorbereitungs-Workshop der Diakonie teilgenommen, „nun fühle ich mich für viele Eventualitäten gewappnet“. Wohnen wird Lilly mit zwei weiteren Freiwilligen in einer Wohngemeinschaft.

    In den nächsten Wochen wird die Schweinfurterin die Nachrichten weiter gebannt verfolgen. Sollten die deutschen Fluggesellschaften am 17. August Tel Aviv nicht anfliegen, säße Lilly erstmal auf gepackten Koffern. „Das heißt aber keinesfalls, dass die Reise gestrichen ist“, fügt sie selbstbewusst hinzu. „Dann fliege ich eben ein paar Wochen später.“

    Lilly Lippert wird sporadisch im Schweinfurter Tagblatt von ihrem Leben und ihren Erlebnissen in Israel berichten. Mehr über den Freiwilligendienst unter www.ran-ans-leben-diakonie.de oder www.ausland.org/weltwaerts.

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