Neben der Familie hatten sich am Samstagmorgen etliche Mühlfelder vor dem Niklasheim in Mellrichstadt versammelt, um Lina Schultze aus Mühlfeld zum 90. Geburtstag zu gratulieren. Als sie mit ihrem Rollstuhl herausgefahren wurde, verschlug es ihr die Sprache und vor Rührung und Freude kullerten die Tränen. Gemeinsam stimmten die Gratulanten das Geburtstagslied an und dann beglückwünschten sie Lina Schultze mit gebührendem Abstand.
Für die Stadt Mellrichstadt überbrachte die 3. Bürgermeisterin Nicole Seemann die besten Wünsche und ein Geschenk. Die Jubilarin wurde am 18. Juli 1930 als Lina Junius in Mühlfeld geboren. Wie Tochter Susanne liebevoll erzählte, ist die Mutter glücklich mit den Eltern und dem Bruder in Mühlfeld aufgewachsen und hat bis heute ein tolles familiäres Verhältnis zu den Angehörigen. Fleißig, klug, selbstbewusst habe sie, früh verwitwet, als Frau selbständig ihre Frau gestanden. Und das war als Alleinstehende mit zwei Kindern in den 1960/70er Jahren auf dem Dorf nicht immer leicht.
Video-Chats verbinden die Jubilarin mit der Familie
Ihr Berufsleben hat Lina Schultze sieben Jahre bei der Firma Weihrauch und 33 Jahre bei Siemens verbracht, wo sie oft auch samstags eine Extraschicht eingelegt hat. Neben der Erziehung der Kinder – Sohn Ralf ist 1962 und Tochter Susanne 1969 geboren – nahm sie sich auch noch Zeit für ihre Hobbys. Sie schneiderte Schlafanzüge, Vorhänge oder strickte Socken und kümmerte sich um den Garten. Die Familie sei ihr immer das Wichtigste gewesen. Auch im TSV Mellrichstadt war sie Turnerin und sogar Ehrenmitglied. Ihr Vater Josef Junius war ein großer Sportler, er soll sogar mal auf Händen von Mellrichstadt nach Mühlfeld gelaufen sein.
Liebe- und aufopferungsvoll habe sie sich um ihre Eltern gekümmert. Bis zu ihrem 86. Lebensjahr lebte sie noch im Elternhaus in Mühlfeld. Sie baute es mehrfach um und erledigte alles selbst. Vor einigen Jahren erlitt Lina Schultze einen schweren Schlaganfall, sei aber geistig noch „gut beieinander“, wenn auch körperlich etwas eingeschränkt. Es sei ihrer Mutter schon schwer gefallen, zu akzeptieren, dass sie, die immer nur Hilfe gegeben hat, nun selbst Hilfe braucht. Zu ihrer großen Freude besuchen sie die Mühlfelder gerne hin und wieder im Seniorenheim. Bemerkenswert auch, dass sie seit neuestem mit ihren Kindern Video-Chats veranstaltet. Und sie ist eine treue und fleißige Kirchgängerin. Mit den Kindern, fünf Enkeln und der Besucherschar gab es vor dem Niklasheim – in gebührendem Abstand und mit Mund- und Nasenmaske – einen kleinen Stehempfang, den Lina Schultze sichtlich genoss.