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Bischofsheim: Löwen-Apotheke in Bischofsheim: Wie sich das Apothekenwesen verändert hat

Bischofsheim

Löwen-Apotheke in Bischofsheim: Wie sich das Apothekenwesen verändert hat

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    Nichts geht ohne das ABC: Der Medikamentenschrank mit seinen langen Fächern in der Bischofsheimer Löwen-Apotheke war das "Reich" von Cornelia Rahm in den letzten 44 Jahren.
    Nichts geht ohne das ABC: Der Medikamentenschrank mit seinen langen Fächern in der Bischofsheimer Löwen-Apotheke war das "Reich" von Cornelia Rahm in den letzten 44 Jahren. Foto: Marc Huter

    Sie kennt die Löwen-Apotheke am Marktplatz in Bischofsheim wie ihre Westentasche: Cornelia Rahm aus Haselbach hat fast 44 Jahre, nahezu ihr ganzes Leben, hier gearbeitet. Nun geht sie in den Ruhestand. Wie hat sich in dieser Zeit das Apothekenwesen und Pharmazie-Geschäft verändert? Wie hat sich die Löwen-Apotheke entwickelt? Wir haben nachgefragt.

    "Es war damals ein Sprung ins kalte Wasser", blickt Cornelia Rahm auf den September 1978 zurück, als sie vom damaligen Apotheker Dietrich Fromme und seiner Frau Maria als Apothekenhelferin geworben wurde. "Vor allem muss man das ABC beherrschen", schmunzelt sie mit Blick auf die verschiedenartigsten Medikamente in unterschiedlichen Stärken, Darreichungsformen und Packungsgrößen, um deren Bestand sie sich damals wie heute kümmerte.

    Als der erste Computer in Dienst gestellt wurde

    Als sie anfing, wurden noch viel mehr Arzneimittel als heute selbst hergestellt. Davon zeugen die übrig gebliebenen Pillenschachteln aus Pappe und die Tinkturenpresse im Keller. Verfalldaten wurden von Hand kontrolliert und die Preise der Fertigarzneimittel mussten bei Preisänderungen mühsam einzeln umetikettiert werden. Bestellungen beim pharmazeutischen Großhandel wurden lange per Telefon durchgegeben.

    Doch Dietrich Fromme sei ein Apotheker gewesen, der "immer auf der Höhe der Zeit" in die technische Entwicklung der Apotheke investiert hatte. Für die Führung des Warenbestands diente sehr schnell ein Lesegerät für die Lochkarten, sodass die Bestellung schneller aufgegeben werden konnte.

    "Das war schon eine Weiterentwicklung", konstatiert Cornelia Rahm. Apotheker Dietrich Fromme war es auch, der als einer der ersten einen Computer beschaffte, mit dem der Warenbestand im PC ein- und ausgebucht werden konnte. Not- und Wochenenddienst, wie er heute organisiert ist, gab es damals noch nicht. Daher hatte die Apotheke sogar regelmäßig sonntags von 11 bis 12 Uhr geöffnet.

    Lange Suche nach einem neuen Apotheker

    Als das Ehepaar Fromme das Rentenalter erreicht hatte, war es ihnen ein großes Anliegen, dass die Löwen-Apotheke am Bischofsheimer Marktplatz weitergeführt wird. Sie begaben sich auf die Suche nach einem Apotheker, der sich langfristig in Bischofsheim niederlässt. "Dafür verschoben sie ihren Renteneintritt sogar bis ins Alter von 67 Jahren", berichtet Cornelia Rahm.

    Exaktes Arbeiten ist wichtig: Beim Medikamenten verpacken darf am Arbeitsplatz von Cornelia Rahm nichts schief gehen.
    Exaktes Arbeiten ist wichtig: Beim Medikamenten verpacken darf am Arbeitsplatz von Cornelia Rahm nichts schief gehen. Foto: Marc Huter

    Mit Monika und Jörg Rössler wurden sie im Jahr 2006 fündig: Eine junge Apotheker-Familie mit zwei Kindern, die nach einigen Umzügen und Auslandserfahrung in Bischofsheim sesshaft werden wollte und ihre Wahlheimat fand. "Hier fühlen wir uns sehr wohl", freuen die beiden sich heute.

    Das damals in der Löwen-Apotheke vorhandene Personal mit einer pharmazeutisch-technischen Assistentin (PTA) und drei Apothekenhelferinnen wurde von den neuen Inhabern komplett übernommen. Unter ihnen auch Cornelia Rahm. Heute zählt die Löwen-Apotheke neben den beiden Apothekern sechs PTAs und zwei weitere Helferinnen. "Auch in der Apotheke herrscht Fachkräftemangel", erzählen Monika und Jörg Rössler. "Wir sind sehr froh über unsere tollen Mitarbeiterinnen, die uns teilweise schon viele Jahre die Treue halten."

    Corona brachte viel Arbeit mit sich

    Die Arbeit in einer Apotheke an sich hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Mehrfach täglich werden Fertigarzneimittel angeliefert, die alle im Computer erfasst werden müssen. Aufgrund der komplexen Arbeitsabläufe und Vorgaben wie Rabattverträgen der Krankenkassen oder Problemen bei der Lieferfähigkeit von Arzneimitteln geht ohne Computer und Internet heute fast gar nichts mehr. "Zu Beginn waren es zwei PCs, heute haben wir acht Rechner", erklärt Apotheker Jörg Rössler.

    Und obwohl die Abläufe aufgrund der technischen Entwicklung immer mehr optimiert werden, habe man das Gefühl, man hat immer mehr zu tun. "Das liegt vor allem an den immer umfangreicheren Vorschriften und Dokumentationsanforderungen", so Rössler. Auch Die Corona-Pandemie hat viel zusätzliche Arbeit verursacht.

    Kennt die Löwen-Apotheke wie ihre Westentasche: Cornelia Rahm (links) wurde in einer feierlichen Stunde von den Apothekern Monika und Jörg Rössler in den Ruhestand verabschiedet. Cornelia Rahm war fast 44 Jahre für die Löwen-Apotheke tätig. In dieser Zeit hat sie viel erlebt.
    Kennt die Löwen-Apotheke wie ihre Westentasche: Cornelia Rahm (links) wurde in einer feierlichen Stunde von den Apothekern Monika und Jörg Rössler in den Ruhestand verabschiedet. Cornelia Rahm war fast 44 Jahre für die Löwen-Apotheke tätig. In dieser Zeit hat sie viel erlebt. Foto: Nadine Rahm

    "Es fällt mir schwer, aufzuhören."

    Cornelia Rahm

    Der letzte Arbeitstag von Cornelia Rahm war der vergangene Samstag. "Es fällt mir schwer, aufzuhören", berichtet Rahm mit einer großen Portion Wehmut. Einiges habe sie in den vergangenen 44 Jahren erlebt und zählt dabei die Anekdote von einem Ehemann, der sich vor seiner Ehefrau hinter der Theke versteckte, damit sie ihn nicht beim Schmerztabletten kaufen erwischte.

    Cornelia Rahm hätte, wie sie berichtet, der Apotheke nicht so lange die Treue gehalten, wenn sie in all den Jahren mit ihren Vorgesetzten und ihren Kollegen nicht so gut ausgekommen wäre: "Jeder ist hier für den anderen da." Nun sei die Zeit, Platz zu machen für junge Leute. Langweilig wird es Cornelia Rahm im Ruhestand sicherlich nicht werden. "Die Enkel sind im Haus, da ist immer etwas geboten."

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