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BAD NEUSTADT: Loki: Mehr als nur eine Plastikpuppe

BAD NEUSTADT

Loki: Mehr als nur eine Plastikpuppe

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    Eingriff geglückt, Patient gerettet: Fachpfleger Eduard Büchs, Assistenzärztin Dr. Claudia Siebel und Oberarzt Dr. Stefan Frank (von links) üben am Anästhesie-Simulator „Loki“ in der Bad Neustädter Herz- und Gefäßklinik für den Ernstfall.
    Eingriff geglückt, Patient gerettet: Fachpfleger Eduard Büchs, Assistenzärztin Dr. Claudia Siebel und Oberarzt Dr. Stefan Frank (von links) üben am Anästhesie-Simulator „Loki“ in der Bad Neustädter Herz- und Gefäßklinik für den Ernstfall. Foto: FOTO Catharina Hettiger

    Dr. Michael Dinkel, Chefarzt im Bereich Anästhesie, eröffnete die Feier mit einem informativen Vortrag, im Mittelpunkt des Geschehens aber stand ein anderer: Loki, der neue Anästhesie-Simulator der Klinik. Benannt nach einem nordischen Gott, der mit Vorliebe seine Gestalt wechselt. Und ein Meister der Metamorphose ist die computergesteuerte Puppe, an der sich das Fachpersonal der Klinik ausprobieren soll, in der Tat: Ob Kreislaufschwankungen oder allergische Reaktionen, an Loki können verschiedenste Krankheiten, Verletzungen und Zwischenfälle simuliert werden.

    Die Bad Neustädter Klinik ist damit die einzige nicht-universitäre Einrichtung in Bayern, die über einen solchen künstlichen Menschen verfügt. „Die Simulatoren kamen Mitte der 90er Jahre in den USA auf, dort wurden sie zunächst für das Training von Piloten verwendet“, erzählte Dr. Dinkel. Dank der Puppe habe sein Personal nun die Möglichkeit, zu üben, ohne dass dabei ein Patient zu Schaden komme.

    „Durch die individuell einstellbaren Schwierigkeitsgrade ist der Simulator nicht nur für Berufseinsteiger interessant, sondern stellt auch für den erfahrenen Oberarzt eine Herausforderung dar“, so Dr Dinkel weiter. Loki soll außerdem die Verständigung zwischen den Mitarbeitern verbessern: „Wenn ein Team nicht richtig kommuniziert, kann das in kritischen Situationen zur Katastrophe führen.“

    Neuer Hals per Klettverschluss

    Wie wichtig es ist, Risiken in der Anästhesie zu minimieren, beweisen auch Statistiken. Obwohl das Sicherheitsrisiko vor und bei Operationen in den letzten Jahrzehnten stark gesunken ist, kommt es in Deutschland noch immer zu 14 bis 17 000 Todesfällen pro Jahr. „Wenn die Sauerstoffzufuhr nicht gesichert ist, kann es zu respirativen Zwischenfällen kommen, die im schlimmsten Fall schwere Hirnschäden oder gar den Tod zur Folge haben“, erklärte Dr. Dinkel.

    Die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter ist dem Rhön-Klinikum daher viel wert: 40 000 Euro kostet allein die Übungspuppe, inklusive der technischen Ausstattung kommt man auf etwa 100 000 Euro. Alle Teile an Loki sind austauschbar – hat man zum Beispiel einen Luftröhrenschnitt durchgeführt, so kann man das „Haut“-Stück am Hals danach problemlos entfernen und durch ein neues ersetzen.

    Übung macht den Meister

    Ein weiterer Vorteil des Simulators: Alle Eingriffe können in einer realitätsnahen Umgebung geübt werden. Ob im Operationssaal, Krankenbett oder Straßengraben – Loki ist überall einsetzbar. Die Mitarbeiter werden bei ihrer Arbeit gefilmt, und sprechen die Fälle im Nachhinein im Kreis der Kollegen in Ruhe noch einmal durch. „Wenn man einen Handgriff mehrmals an der Puppe ausprobiert hat, traut man sich natürlich auch in der Realität eher“, bestätigte der Anästhesie-Oberarzt Dr. Stefan Frank.

    Wer nun argumentiert, dass man die Übung an einem künstlichen Menschen wohl kaum mit dem Ernstfall vergleichen könne, irrt: „Erst denkt man 'Das ist doch nur eine blöde Plastikpuppe'“, sagte Assistenzärztin Dr. Claudia Siebel. „Nach ein paar Minuten aber reagiert man, als ob ein echter Patient vor einem läge!“

    Übrigens: Für den Fall, dass das Klinikpersonal das Anlegen eines Blasenkatheders nicht nur beim Mann, sondern auch an einer Frau üben möchte, kann Loki sogar das Geschlecht wechseln – er ist eben ein wahrer Meister der Verwandlung.

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