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Mühlfeld: Lückenschluss der Bahnlinie: Im Schweiße ihres Angesichts

Mühlfeld

Lückenschluss der Bahnlinie: Im Schweiße ihres Angesichts

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    Mit letzter Kraft die letzte Mutter festgezurrt. Damit stand der Wiederaufnahme des Zugverkehrs zwischen Unterfranken und Thüringen nichts mehr im Wege.
    Mit letzter Kraft die letzte Mutter festgezurrt. Damit stand der Wiederaufnahme des Zugverkehrs zwischen Unterfranken und Thüringen nichts mehr im Wege. Foto: Siggi Seuß

    Bis 1990 war die elf Kilometer lange Bahnstrecke zwischen Mellrichstadt und Rentwertshausen noch von undurchdringlichem Gestrüpp überwuchert. Danach allerdings ging es zur Sache. Das letzte Gleisstück zum Lückenschluss der Bahnlinie Schweinfurt – Erfurt wurde am 9. August 1991 eingesetzt. Der Bautrupp West beendete die Arbeiten bis unmittelbar zur früheren deutsch-deutschen Grenze eine Woche vor den Kollegen aus dem Osten. Die Reichsbahnler hingegen zeigten mit der Vortrassierung eines zweiten Schienenfundaments mehr Mut zur Utopie. Die Einpassung des fünfzehn Meter langen letzten Gleisstückes erwies sich allerdings als schweißtreibend. In Ermangelung eines vorfabrizierten Elements musste man die Schienen vor Ort auf die richtige Länge sägen. Mit vereinten Kräften vollendete man das Werk und der Fotograf hielt den historischen Augenblick fest.

    Ein paar Monate später rollten die Züge. Zwar nicht bis nach Königsberg, wie es sich ein fränkischer Globalpolitiker wünschte, geschweige denn bis nach Aserbaidschan. Aber immerhin zwischen der mainfränkischen und der thüringischen Metropole. Und so konnte man wenig später im Speisewagen der Mitropa, bei thüringischer Bockwurst und einem Pott frisch gebrühten Kaffee, auf dem Weg in die neue Bundeshauptstadt von dem träumen, was von nun alles möglich würde. Endlich vereint und mitten in Europa grenzenlos unterwegs. Komfortabel im alten Stil, Orient Express en miniature. Naja. Den Speisewagen gab es nicht lange. Er war unrentabel. Seither muss man sich bis Erfurt Hbf mit den belegten Brötchen von zu Hause begnügen. Es schadet auch nichts, wenn man heutzutage dem flotten roten Regionalexpress ein wenig geistig-moralische Unterstützung gewährt, damit er die Höhen des Thüringer Waldes so überquert, dass man glauben könnte, er würde bis nach Berlin ausrollen.

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