Alle sind sie fein säuberlich in Kisten gepackt, locker hineingelegt, damit es keine Druckstellen gibt. Äpfel zu lagern ist gar nicht so einfach. Ein Fachmann in Sachen Apfellagerung ist Adam Zentgraf aus der Reinickestraße.
Rund zehn Tonnen Äpfel ernten Anneliese und Adam Zentgraf jedes Jahr von zwei eigenen und mehreren gepachteten Streuobstwiesen, sowie von zahlreichen weiteren Obstbäumen. Hinzu kommen noch einige Zwetschgenbäume. Auf die Leiter hoch und wieder runter, ein Knochenjob in jedem Spätsommer. Der überwiegende Teil der Apfelernte wird zu Apfelsaft verarbeitet. Doch einige Sorten lagert Adam Zentgraf lieber ein. Die wertvollen Äpfel nämlich. Äpfel, die erst nach einigen Monaten Lagerzeit ihren vollen Geschmack und das beste Aroma erreichen. 500 Kilogramm kann Adam Zentgraf in seinem eigens für diesen Zweck gebauten Gewölbekeller lagern.
Reifungsprozess
Unter der Terrasse ihres Wohnhauses haben die Zentgrafs einen Keller nach alter Bauweise, aber mit modernen Materialien errichtet. Die Wände des Kellers wollte Adam Zentgraf nicht aufwändig mit Feldsteinen mauern, sondern wählte die leichter zu verarbeitenden Porotonsteine.
Hinter diesen sorgt eine dicke Schicht Lehmboden für das ausgeglichene Klima im Keller. Über dem Gewölbefirst ist die Lehmschicht immerhin noch stattliche 40 Zentimeter dick. Acht Grad Celsius, Sommer wie Winter, bei 90 Prozent Luftfeuchtigkeit. Das ist das Klima, das Lageräpfel lieben. Monatelang müssen manchen Apfelsorten noch liegen, bis sie ihr volles Aroma erreichen. Adam Zentgraf ärgert sich immer wieder über Obstbaumbesitzer, die erstens ihre Äpfel viel zu früh vom Baum nehmen und dann die teilweise exzellenten Apfelsorten zur Apfelsaftkelterung bringen.
Dafür sind gerade die alten, heimischen Sorten viel zu schade. Das Bewusstsein für die alten Obstsorten hat sich dennoch in den vergangenen Jahren in der Rhön durchaus positiv entwickelt.
Vor allem die Apfelmärkte der Rhöner Apfelinitiative in Hausen, die jedes Jahr die Feinschmecker in Scharen anzieht, hat einen nicht unbedeutenden Teil dazu beigetragen, dass in besondere Äpfel auch mit besonderer Sorgfalt gebissen wird. Der Fundus an einzelnen Sorten in der Rhön und in der ganzen Region ist immer noch immens.
Die Apfelwissenschaftler, oder besser: Pomologen, finden jedes Jahr neue Sorten, kategorisieren und katalogisieren sie. Dass es dabei Überschneidungen mit Pomologen von anderswo gibt, ist klar. Hier gilt jedoch die einfache Regel: Wer zuerst kategorisiert hat, der darf dem Apfel auch seinen Namen geben.
Funktioniert der Absatz der besonderen Apfelsorten im Herbst und bei den Apfelmärkten noch hervorragend, so ist im Winter relative Flaute in Hausen. Das ist schade, denn gerade jetzt werden einige Sorten erst richtig gut im Geschmack. Aus diesem Grunde denkt Adam Zentgraf über neue Absatzwege nach. Die werden wohl im Kleinen bleiben, denn mit den großen Märkten kann er wegen der unregelmäßigen Lieferbarkeit keine festen Verträge abschließen.
Aus ihrem Keller in der Reinickestraße verkaufen die Zentgrafs gerne. Auch im Winter. Und vielleicht gibt es irgendwann einmal einen geeigneten Keller in der Nähe von Bad Neustadt, in dem ebenfalls Rhöner Äpfel gelagert werden können. Dann sind sie näher am potentiellen Kunden in der Stadt. Wer zu Hause einen nicht ganz so perfekten Keller besitzt wie die Zentgrafs in Hausen, der kann mit ein paar wenigen Kenntnissen dennoch Äpfel einlagern. Der Raum sollte kühl und abgedunkelt sein. Also nicht der Heizungskeller.
Wenn dann noch die Luftfeuchtigkeit recht hoch ist, sollte man es durchaus mal probieren. Aber erst mal mit kleineren Mengen. Und noch ein Tipp: Äpfel sollten mit einigem Abstand zu Kartoffeln gelagert werden. Die Äpfel verströmen nämlich Acetylengas und das fördert den Zerfallsprozess der Erdäpfel.