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"Manchmal geht es ganz schnell"

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"Manchmal geht es ganz schnell"

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    Die in der Rhön-Kaserne in Wildflecken stationierte Einheit feierte noch vor zwei Jahren mit vielen Freunden und Interessierten ihr 40-jähriges Bestehen. Jedoch: Die Feierstimmung hielt nicht lange.

    Im Mai des vergangenen Jahres kam der Auflösungsbefehl im Zuge der Strukturreform der Bundeswehr. "Leider verabschieden sich die Pioniere aus Wildflecken. Man kann es ja nicht mehr ändern. Manchmal geht es ganz schnell", sagt Oberleutnant Christian Weiß geknickt. Er sorgte in den vergangenen Monaten für einen reibungslosen Abtransport des Materials und die Auflösung des Verbands. In den neuen Traditionsräumen in der Rhön-Kaserne wurden die wichtigsten Erinnerungsstücke zusammengetragen.

    Noch steht das wirklich letzte Material in einer Halle. "Aber mehr als eine Lkw-Ladung ist das nicht mehr", sagt Weiß. Fast alles lief nach Plan, auch wenn der Oberleutnant immer wieder um das Personal in den letzten Wochen der Kompanie kämpfen musste. Mittlerweile haben die Wildfleckener Pioniere nicht einmal mehr einen eigenen Lkw. Der muss eben geliehen werden. "Das Material ist in ganz Süddeutschland verteilt worden", erklärt Weiß. Die Berufssoldaten sind allesamt für neue Standorte vorgesehen. "Die meisten sind einigermaßen glücklich mit ihrer neuen Aufgabe."

    Geburtsort der Kompanie war Ingolstadt. Dort wurde die Einheit aus Teilen des Pionierbataillons 10 aus Ingolstadt, des schweren Pionierregiments aus München sowie des Gebirgspionierbataillons aus Degerndorf Anfang 1960 gebildet. In Ingolstadt blieben die Panzerpioniere aber gar nicht lange. Bereits am 1. Juli 1960 fuhren die Soldaten mit ihren Fahrzeugen Richtung Norden. Das Lager Hammelburg wurde neue Heimat der jungen Einheit. Die Soldaten waren bis 1964 in Baracken, Ställen und sogar einer ehemaligen Kirche untergebracht, dann zogen sie in die Saaleck-Kaserne um. 1964 erwarb die Kompanie den Esel "El Muffo", der sie als Maskottchen begleitete. Die Wahrzeichen der Pioniere sind darüber hinaus Anker und Brücke.

    Schon früh hinterließen die Pioniere ihre Spuren auch in der hohen Rhön. In einem siebenwöchigen Einsatz planierten sie 1962 auf der Wasserkuppe das Gelände für den Flugplatz. Die Soldaten arbeiteten auch an anderer Stelle für das Wohl der Allgemeinheit. In Langendorf bauten sie eine Brücke wieder auf. Nach der deutschen Einheit waren sie 1991 an der ehemaligen innerdeutschen Grenze beim Abbau der alten Grenzanlagen im Einsatz. 1997 leisteten die Pioniere aus der Rhön Hilfe beim Oderhochwasser. Ende 1992 war die Einheit von Hammelburg in die Rhönkaserne in Oberwildflecken umgezogen. Das dortige Quartier diente den Soldaten zwei Jahre als Unterkunft. Nach dem Abzug der Amerikaner zogen 1994 auch die Panzerpioniere in das Truppenlager des Übungsplatzes Wildflecken, die jetzige Rhön-Kaserne.

    Die Kompanie bestand zu besten Zeiten aus rund 200 Soldaten. Der mit Transportpanzern vom Typ Fuchs ausgerüstete erste Panzerpionierzug war für das Anlegen eigener und das Öffnen gegnerischer Sperren verantwortlich. Der Mineneinsatz- und Kampfmittelzug war für Minen und Sprengungen zuständig. Mit dem Brückenlegepanzer Biber, dem Pionierpanzer Dachs und dem Minenräumpanzer Keiler war der Pioniermaschinenzug ausgerüstet.

    Die Kompanie pflegte eine Freundschaft mit Poppenhausen im Landkreis Schweinfurt. Zur dortigen Soldaten-, Reservisten- und Kriegerkameradschaft bestand seit 1970 eine Patenschaft.

    Am Wochenende ist es endgültig: Der Ruf "Anker wirf" wird nicht mehr in Wildflecken zu hören sein.

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