Auf ihr 116-jähriges Bestehen kann in diesem Jahr die St. Josefskongregation in Ursberg zurückblicken und damit auch die größte Filiale in Maria Bildhausen. Im Laufe dieser langen Geschichte gab es wesentliche Veränderungen, wie ein Blick auf die Geschichte des Klosters zeigt.
Ende Juli 1900 wurde Bildhausen als Filiale der St. Josefskongregation anerkannt und am 27. August des gleichen Jahres zogen die ersten 14 Ordensschwestern ein und mit ihnen auch die ersten 60 Pfleglinge. Am 23. Februar 1929 genehmigte die Regierung den „Betrieb einer Versorgungsanstalt für Geistesschwache und Epileptische“. Zahlen aus dem Jahre 1913, also von vor einem Jahrhundert, geben Einblicke in Veränderungen hinsichtlich der Zahl der Pfleglinge, Schwestern und Angestellten.
Das Jahr 1913 wurde, wie sicher auch das Jahr 2013, von vielen abergläubischen Menschen als Unglücksjahr betrachtet. Eine konträre Meinung dazu vertrat der damalige Hausgeistliche von Bildhausen, Karl Josef Günther. Er wurde vom Bischof am 10. April 1899 in das nicht sonderlich begehrte Amt als Hausgeistlicher eingesetzt. Günther war, so Mitarbeiter Thomas Hahn,„ein Mensch mit viel technischem Sachverstand, der schnell zum Gutsverwalter und Leiter der Einrichtung aufstieg.“ In Bildhausen, der Zusatz „Maria“ wurde erst im Jahre 1954 offiziell verliehen, lebten Ende 1913 insgesamt 206 Menschen, davon 60 männliche und 27 weibliche Pfleglinge. Wie dem Ursberger Josefsboten vom 15. Oktober 1913 zu entnehmen ist, waren damit alle 97 Pfleglinge der Ursberger Anstalten in Unterfranken in Bildhausen untergebracht.
Zum Vergleich die Zahlen von heute: Mit Stand vom 1. Januar 2013 wurden vom Dominikus-Ringeisen-Werk in Maria Bildhausen insgesamt 275 Personen betreut. In den dezentralen Wohnangeboten in Münnerstadt und Bad Königshofen leben 35 Männer und 17 Frauen.
Deutlich verändert hat sich die Zahl der Mitarbeiter, sie beträgt heute 294. Nur noch fünf Ordensschwestern leben in Maria Bildhausen und ein Ruhestandspriester. Viele Jahrzehnte war das Kloster landwirtschaftlich geprägt.
Komplett verpachtet
Die landwirtschaftliche Nutzfläche von rund 300 Hektar, einschließlich Golfplatzgelände, ist heute komplett verpachtet. Ganz anders sah dies vor 100 Jahren aus, als das Kloster von der ersten Oberin Schwester M. Isabella CSJ (1900 bis 1925) geleitet wurde. Recherchen von Mitarbeiter Michael Böckler bringen Interessantes über den Viehbestand von 1913. So gab es unter anderem 24 Pferde, 39 Zuchtochsen, 79 Milchkühe, aber auch 46 Mutterschweine, 194 Ferkel, Hühner, Enten und Tauben.
Von diesem enormen Viehbestand ist heute kaum etwas übrig. 50 Hühner, einen Hahn und neun Bienenvölker gibt es noch in Maria Bildhausen. Die Eier und der Honig werden im Klosterladen verkauft.