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FLADUNGEN: „Mechele, tu dai Geißbock naus“: Mitreißende Volksmusik und freche Verse bei „Musik und Xang im Wirtshaus“

FLADUNGEN

„Mechele, tu dai Geißbock naus“: Mitreißende Volksmusik und freche Verse bei „Musik und Xang im Wirtshaus“

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    An den Hirtenhörnern: Hans Heilgenthal und Werner Aumüller.
    An den Hirtenhörnern: Hans Heilgenthal und Werner Aumüller.

    „Musik & Xang im Wirtshaus“, so lautet eine Hörfunk-Sendung von Bayern 1 Volksmusik, die täglich im Radio-Abendprogramm ausgestrahlt wird. Hinter dieser Veranstaltungsreihe steckt die Idee, bei zünftiger Musik aus der Region in urtümlicher Wirtshausatmosphäre gemütlich beisammenzusitzen. Dabei stehen die Musizierenden nicht abseits auf einer Bühne, sondern inmitten der Zuhörer, und lassen auf diese Weise schnell eine mitreißende Stimmung entstehen. „Musik & Xang im Wirtshaus“ ist also nicht nur eine Hörfunkaufzeichnung, sondern zugleich Musikantentradition und gelebte Wirtshauskultur.

    Am vergangenen Freitagabend war das Bayerische Rundfunk-Team aus dem Studio Franken in Nürnberg zu Gast im „Schwarzen Adler“, dem historischen Wirtshaus des Fränkischen Freilandmuseums in Fladungen. Das Haus war an seinem ursprünglichen Standort in Alsleben Anfang des 17. Jahrhunderts erbaut worden und war ehemals eine wichtige Post- und Transportfuhrwerkstation. Schon am Vormittag war der Übertragungswagen mit dem Technik-Team Helmut Volkert, Bernd Stoll und Rainer Kraft sowie Aufnahmeleiterin Steffi Zachmeier auf den Gaststättenhof gerollt, um die umfangreichen Vorbereitungen für die Aufzeichnung zu treffen.

    30 Mikrofone im Saal

    Allein 30 Mikrofone galt es im historischen Tanzsaal des „Schwarzen Adlers“ für das Event zu installieren. Auch die Mitwirkenden waren lange vor Aufzeichnungsbeginn vor Ort, um mit dem Moderatoren-Duo Maria Bauer und Werner Aumüller ein letztes Mal die Programmpunkte durchzugehen. Pünktlich um 20 Uhr begrüßten Bauer und Aumüller dann die Gäste im Saal, unter ihnen der unterfränkische Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel, der Zweckverbandsvorsitzende des Freilandmuseums, Landrat Thomas Habermann, sowie Museumsleiterin Sabine Fechter und der Geschäftsführer des Zweckverbands, Karsten Eck.

    Willkommen hießen die Moderatoren natürlich auch die Musikanten des Abends: „Duerschdich“, die Volksmusikgruppe des Musik- und Heimatvereins Heustreu, Lissy und Hans Heiligenthal, ein vielseitiges Künstlerehepaar aus Franken, und aus dem benachbarten Bundesland die Musikerfamilie Schlütter aus Zella-Mehlis, die unter dem Namen „Thüringer Spielleut“ nun schon in der dritten Generation gemeinsam musiziert.

    Den Auftakt machte „Duerschdich“, die sich zur Aufgabe gemacht haben, die regionale Volksmusik wieder aufleben zu lassen. Zur Musikgruppe zählen deshalb nicht nur Blechbläser und ein Akkordeonspieler, sondern auch – ganz traditionell – ein Geiger. Wie die Musikanten und „Duerschdich“-Mitbegründer Bernhard Brommer und Thomas Eckert im Interview erläuterten, bedeutet das mundartliche „Duerschdich“ den Wochentag Donnerstag. Entstanden ist der Name aus dem Probetag der Gruppe, denn immer donnerstags wird geübt. Im Tanzsaal sorgten sie für beste Stimmung mit alten Märschen, Rheinländern und anderen flotten Volksweisen wie etwa „Kruzitürken“.

    Rauschflöten, Drehleier, Maultrommel, Dudelsack, Schalmei, Brummtopf und Thüringer Waldzither sind nur einige Instrumente aus der umfangreichen Palette, mit denen die „Thüringer Spielleut“ meisterlich umzugehen wissen. „Den ersten Kontakt mit alten Musikinstrumenten hatte mein Vater Friedrich Schlütter beim Aufbau des Heimatmuseums Zella-Mehlis in den 60er Jahren“, erzählte Andreas Schlütter. Mit dem Interesse an den handwerklichen Fähigkeiten und den musikalischen Traditionen ihrer Vorfahren wuchs auch der Wunsch, zunächst Maultrommeln und sogenannte Hirtenhörner aus Thüringen funktionsfähig nachzubauen. Das Spielen dieser alten, ehemals heimischen Instrumente führte mit Unterstützung des Volkskundlers Ernst Stahl aus Arnstadt 1971 zur Bildung der Musikgruppe, die sich anfangs noch „Hirtenbläser Zella-Mehlis“ und später dann „Thüringer Spielleut“ nannte. Zusammen mit dem Vater, Ehefrau Britta Schlütter und Tochter Anja Schlütter stellt Andreas Schlütter heute die Musikantentruppe dar. Ihre Musik und Lieder sind alte Volksweisen, wie sie sicherlich früher auch in Wirtshäusern zu hören waren, meist mit heiteren Texten, wie „Mechele, tu dai Geißbock naus“ oder „Die Büchse“.

    Im Übrigen ist Andreas Schlütter heute der einzige professionelle Hersteller von Maultrommeln, ließ er das Publikum wissen. Moderator Aumüller und Hans Heiligenthal ließen es sich nicht nehmen, den ungewöhnlichen Klang seiner thüringischen Hirtenhörner auszuprobieren. Sie wurden früher zum Kühehüten gebraucht und erinnern an kleinere Alphörner.

    Dreher und heitere Verse

    Skurrile, ungewöhnliche Instrumente, von der Okarina bis hin zur Garklein-Flöte, gehören auch zum Repertoire des Duos Lissy und Hans Heiligenthal. Neben vielen überlieferten Volksweisen präsentierte das musikalisch vielseitige, freischaffende Musikerehepaar auch selbst Komponiertes und selbst Getextetes, für das sie viel Applaus ernteten. Beim „Lichtenauer Dreher“ fielen die Gäste gleich mit in den Gesang ein und amüsierten sich prächtig über Heiligenthals heitere Verse in fränkischer Mundart.

    Für die beiden Wirte des „Schwarzen Adlers“, Marco Hepp und Marcel Scheuer, war es nicht die erste Radiosendung, seit sie vor fünf Jahren das historische Wirtshaus gepachtet haben. „Wir stehen solchen Veranstaltungen immer offen gegenüber. Und Musiker sind im Schwarzen Adler das ganze Jahr über gern gesehene Gäste, die wir dann kostenlos bewirten“, betonte der Wirt im Interview. Als Museumsgaststätte habe der „Schwarze Adler“ natürlich auch alte fränkische Gerichte auf seiner Speisekarte. Einige Rezepte stammen aus einem alten Kochbuch der früheren Pfarrköchin aus Brüchs, erzählte Hepp.

    Begeisterten Beifall gab es am Ende für die erstklassigen Sing- und Musikgruppen und auch für die heiter-charmante Moderation der „Musik & Xang im Wirtshaus“-Ausgabe. „Für uns Liebhaber der traditionellen Volksmusik ist das eine tolle Veranstaltung“, lobte eine Zuhörerin aus dem Publikum.

    Die Radio-Sendung „Musik und Xang im Wirtshaus“ mit der Aufzeichnung aus dem „Schwarzen Adler“ im Fränkischen Freilandmuseum in Fladungen ist am kommenden Montag, 28. Oktober, im Bayerischen Rundfunk, Bayern 1, von 19.05 bis 19.55 Uhr zu hören.

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