(rp) Die Ehrung von vier verdienten Mitgliedern sowie fünf Vorträge (siehe Infokasten) prägten die 46. Hauptkulturtagung des Gesamt-Rhönklubs, zu der 100 Rhönfreunde nach Bad Kissingen kamen.
Elfriede Böck, seit 1992 Leiterin des Stadtmuseums Herrenmühle in Hammelburg und seit 1998 Kulturwartin des Rhönklubs, war eine der vier Engagierten, die mit der Justus-Schneider-Medaille ausgezeichnet wurden. Geboren 1965 in Lußberg bei Ebern interessierte sie sich von Kindheit an für Mundart, Bräuche und Heimatgeschichte, heißt es in einer Pressemitteilung. Nach dem Abitur 1984 studierte sie deshalb Volkskunde, mittelalterliche Archäologie und Kunstgeschichte in Bamberg. „Ein Glücksfall für die Stadt Hammelburg und den dortigen Zweigverein“, meinte Rhönklub-Präsidentin Regina Rinke in ihrer Laudatio. „Alle Rhönklub-Kulturveranstaltungen im Hammelburger Zweigverein tragen ihre Handschrift.“
Fritz Held, seit mehr als 40 Jahren Mitglied des Rhönklubs, beschrieb Rinke als „Rhöner Urgestein, das seine Muttersprache, also das Rhöner Platt, perfekt beherrscht“. Geboren 1940 in Heufurt lebt Held in Ostheim wohnt, blieb er seinem Nordheimer Rhönklub-Zweigverein treu und setzte dort kulturelle Akzente. Er sammelt alte Rhöner Geschichten, die er gekonnt und humorig, ja fast wie ein Lausbub, vorträgt.
Eine der Geehrten kam 2009 bei einem tragischen Unfall in den Alpen ums Leben: Egitta Rücker, seit 2004 Vorsitzende des Zweigvereins Breitungen (Hessen). Die posthume Auszeichnung nahm ihr Mann, Rochus Rücker, entgegen. Gewürdigt wurde auch Roswitha Breunung, die seit 50 Jahren Mitglied ist und seit 30 Jahren Regie führt bei der Laienspielgruppe des Zweigvereins Florenberg.
Zur Kulturgeschichte des Essens und Trinkens
Häppchen aus den fünf Vorträgen bei der Tagung des Gesamt-Rhönklubs.
•Marina Scheinost (Bamberg): „Essen und Kochen im Mittelalter“. Über Essensgewohnheiten der einfachen Leute gibt es wenig Informationen. Überliefert sind vor allem Idealbilder von Wohlhabenden. Im Mittelalter, als es Herrenspeise und Bauernspeise gab, waren Nahrungsmittel knapp. Laut Scheinost wurden 80 Prozent des Einkommens für Nahrung ausgegeben. Geschlachtet wurde im Herbst, weil Tiere dann nicht mehr über den Winter gefüttert werden mussten und die Aufbewahrung des Fleisches einfacher war.
•Heinrich Hacker (Freilandmuseum Fladungen): „Ernährung der Rhöner nach alten Aufzeichnungen“. Früher habe man nur verzehrt, was in den Gärten gewachsen sei. Hungersnöte und Missernten waren zu verkraften. Hacker nannte Beispiele aus Frankenheim, wo die Bewohner bis auf die Knochen abgemagert waren und sogar Gras aßen. Es sei viel Kraut verzehrt worden. In den Walddörfern habe es so genannte Krautlöcher gegeben, in denen im Garten ganze Krautköpfe vergraben worden seien. Fleisch sei nur an Sonn- und Feiertagen auf den Tisch gekommen. Bei großen Festen wie Taufen und Hochzeiten habe Schnaps stets eine große Rolle gespielt.
•Regina Rinke: „Gutes aus der Klosterküche“. Aus den Klöstern seien viele Rezepte überliefert und in die ersten deutschen Kochbücher übernommen worden. Der Klostergarten lieferte Kräuter gegen Krankheiten und für die Küche.
•Jürgen Krenzer (Familiengasthof Zur Krone in Seiferts): „Arme-Leute-Essen und Kultküche“. Krenzer erzählte, wie er zunächst nach Hamburg ausgewandert sei und dann nach einem Hilferuf seiner Mutter den über 100 Jahre alten Gasthof in der hessischen Rhön übernahm. Gegen Mutter und Oma setzte er sich durch mit seiner Idee, etwas „aus der Reihe zu tanzen“, das Rhön-Schaf als Besonderheit zu vermarkten, Rhöner Äpfel zu verwerten, Rezepte wie Spatzeklöß aus Omas Kochbuch zu pflegen.