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Simmershausen: Mehr als Bio: Landwirt Pascal Eichler im Einsatz für Artenvielfalt und Naturschutz

Simmershausen

Mehr als Bio: Landwirt Pascal Eichler im Einsatz für Artenvielfalt und Naturschutz

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    Pascal Eichler und sein Doppelmesser-Schmetterlingsmähwerk in Aktion bei der Mahd 2021.
    Pascal Eichler und sein Doppelmesser-Schmetterlingsmähwerk in Aktion bei der Mahd 2021. Foto: Ulla Heckert

    Wie kann sich ein 1200 Kilo schwerer Deckbulle unsichtbar machen? Gar nicht. Messi, der heimliche Star im Stall von Pascal Eichler, versucht es trotzdem: Wenn Besuch kommt, verzieht er sich lieber in die hinterste Ecke seiner Box und tut so als wäre er nicht da. Bescheidenheit ist auch die Devise seines Besitzers, der mit viel Leidenschaft einen Biobetrieb mit 100 Hereford-Rindern in Simmershausen aufgebaut hat.

    Wie es einer Pressemitteilung des Biosphärenreservats zu entnehmen ist, ist 34-Jährige gelernter Tiefbau-Techniker und arbeitet hauptberuflich bei einem Bodenbeschichtungsbetrieb in Tann. Sein Herz schlägt aber für die Landwirtschaft. Nachdem seine Großeltern den Betrieb aufgegeben hatten, war zehn Jahre lang Ruhe auf dem Hof, bevor Pascal 2009 mit drei Hereford-Rindern langsam wieder loslegte. Sein Ziel: der Aufbau eines Biobetriebs – aus Überzeugung. Heute stehen 100 Rinder in seinem lichtdurchfluteten Stall am Ortsausgang von Simmershausen. Ihr Fleisch wird über den Verein „Rhöner Biosphärenrind“ vermarktet.

    Seltene Arten kehren zurück

    Das Wohl seiner Tiere und der Schutz der Natur sind ihm ganz besonders wichtig. Eichler ist daher einer der Landwirte, die in Zusammenarbeit mit dem LIFE-Projekt „Rhöner Bergwiesen“ ihre Bewirtschaftung umgestellt haben: Auf dem Hilderser Buchschirm werden einige seiner Flächen jetzt nicht mehr beweidet, sondern gemäht, damit sich eine artenreiche Bergmähwiese entwickeln kann. "Das LIFE-Team ist sehr glücklich, dass Pascal Eichler neben drei weiteren Landwirten auf dem Buchschirm die für ihn viel aufwändigere Nutzung als Mähwiese auf sich nimmt", freut sich Projektleiter Elmar Herget. "Für die Vielfalt zahlt es sich klar aus: Schon nach zwei Jahren kehren seltene Arten zurück."

    Die zunehmende Verbuschung des Buchschirms war Eichler im wahrsten Sinne des Wortes schon ein Dorn im Auge, bevor das LIFE-Projekt mit gezielten Landschaftspflegemaßnahmen dem Wildwuchs auf der großen Hute zu Leibe gerückt ist. Dass er als Landwirt einen Beitrag zur Offenhaltung der einzigartigen Landschaft im Biosphärenreservat Rhön beitragen kann, macht ihn besonders stolz. So mäht er in enger Abstimmung mit den Behörden einige seiner Wiesen nur zu individuell festgelegten Terminen und bringt ausschließlich Festmist zur Düngung aus. Auf anderen sorgt er mit extensiver Beweidung dafür, dass die typische Artenvielfalt der Rhöner Bergwiesen erhalten bleibt. Zum Ausgleich erhält er eine Förderung des Landes Hessen.

    Keine Angst vor großen Tieren: Dank seiner ruhigen Art darf Patrick Eichler sich sogar den ganz jungen Kälbern nähern.
    Keine Angst vor großen Tieren: Dank seiner ruhigen Art darf Patrick Eichler sich sogar den ganz jungen Kälbern nähern. Foto: Nadja Moalem

    In Sachen Technik setzt Eichler auf schonende Bewirtschaftungsmethoden. Seit 2021 ist er im Besitz eines Doppelmessermähwerks. Früher Standard in der Landwirtschaft, erlebt die Methode gerade eine Renaissance, da sie als besonders insektenfreundlich gilt. Durch den geraden Schnitt über dem Boden, können mehr Insekten überleben als beim Mähen mit einem Kreiselmäher, der durch die Rotationsbewegung der Messer Pflanzen samt darauf sitzenden Tieren ins Mähwerk einsaugt.

    Laut Eichler gibt es bei der täglichen Arbeit keine Nachteile: Mit einer Arbeitsbreite von 8,50 Meter brauche er genauso lange für seine Flächen wie mit seinem ausgedienten Kreiselmäher. Was das Nachschärfen der Messer angeht, empfiehlt er aber, sich vorab genau über die verschiedenen Möglichkeiten zu informieren und in Sachen Schleifgerät nicht auf günstig zu setzen. „Ich habe da ein bisschen Lehrgeld bezahlt“, lacht Eichler. Aber das gehört für ihn auch dazu: Dinge ausprobieren, und auch mal scheitern, um daraus zu lernen und es beim nächsten Mal besser zu machen. Die Arbeit als Landwirt ist anstrengend und wirft keine großen Gewinne ab, dennoch kann er sich nichts Schöneres vorstellen. Und für die Natur lohnt sie sich allemal.

    Ppo und Contra  DoppelmessermähwerkPro:
    Insektenfreundliche und tierschonende Mahdmethode
    Geringerer Kraftbedarf und damit auch geringerer Energieverbrauch•
    Weniger Narbenschäden und Bodenverdichtung
    Sauberes Schnittgut
    Besseres WiederaufwuchsverhaltenContra:
    Längere Rüstzeit, da Messer öfter nachgeschärft werden müssen
    Gegebenenfalls Anschaffung eines zweiten boder . dritten Messersatzes nötig
    Gegebenenfalls  Anschaffung eines Schärfautomates sinnvoll
    Methode nicht uneingeschränkt für jedes Gelände empfehlenswert
    Hohe Anschaffungskosten im Vergleich zu anderen MähwerksartenQuelle: Biosphärenreservat

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