Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Rhön-Grabfeld
Icon Pfeil nach unten
Mellrichstadt
Icon Pfeil nach unten

Meiningen: Meininger "Symphonic Pops": Die Vertreibung böser Geister aus Pucks Zauberwald

Meiningen

Meininger "Symphonic Pops": Die Vertreibung böser Geister aus Pucks Zauberwald

    • |
    • |
    Es leuchtet und flimmert und dröhnt - und Michael Jeske mimt zur Freude des Publikums perfekt einen Natural Man.
    Es leuchtet und flimmert und dröhnt - und Michael Jeske mimt zur Freude des Publikums perfekt einen Natural Man. Foto: Christina Iberl

    Nach langer Schweigezeit sind die Open-Air-Konzerte liebenden Menschen natürlich gierig auf jedes Event, das wieder vor ihren Nasen herumtanzt. Da kommen an einem Sommerabend schnell mal 9000 Mark-Forster-Fans auf karger Steppe zusammen und geraten in doppelte Hitzewallung.

    Auch in Meiningen lässt man sich's gutgehen. So bringt das Staatstheater ohne Megasuperstars immerhin 3000 Menschen in zwei Vorstellungen zu den langersehnten "Symphonic Pops" in den abendlichen Schlosspark – in ein Ambiente, das fast zu Pucks Zauberwald im "Sommernachtstraum" wird, dank perfekter Lichttechnik.

    Und dann dringen sie einem unwiderstehlich ins Ohr, die Töne, über die man in ferner Vergangenheit geschrieben hat: "Das Publikum scheint mehr denn je geneigt, sich vom Mächtig-Gewaltigen davontragen zu lassen. Als würde angesichts der unheilen Welt nur 'Full Power' die eigenen Empfindungen zum Schwingen bringen und die bösen Geister vertreiben."

    Das Repertoire hätte man dem ehrwürdigen Orchester so nicht zugetraut

    Das war zur Premiere der "Symphonic Pops" im Januar 2020, wo sich alle, die an diesem Abend den Großen Saal des Theaters zum Zittern brachten, wünschten: "Mehr davon!" Das Mehr bestand nur aus einem zweiten Konzert des Joint Ventures aus Meininger Hofkapelle, freien Musikern um Thomas Kässens, Michael Jeske, Sven Zinkan, Moderator Renatus Scheibe und zwei Sängerinnen, bei deren Vortragskunst einem der Atem stockt: Christine Zart und Monika Reinhard. Das Repertoire hätte man dem ehrwürdigen Orchester so nicht zugetraut: Peter Gabriel, Sting, Queen, David Bowie, Beatles, Coldplay, Metallica, Robbie Williams, Elton John, Whitney Houston, Aretha Franklin und und und.

    Wenn das keine Treppe zum Himmel ist: Lichtspiele an der Schlosswand - und das Publikum ist begeistert
    Wenn das keine Treppe zum Himmel ist: Lichtspiele an der Schlosswand - und das Publikum ist begeistert Foto: Christina Iberl

    Und nun die lang ersehnte Wiederauferstehung als Open Air-Konzert auf einem Fleckchen Erde, das man sich sowohl als lustwandelndes Liebespaar als auch als vielköpfige Fangemeinde nur wünschen kann: der Schlosspark zwischen Werra und der Rückfront des Schlosses, die sich als fantastische Projektionsfläche erweist.

    Da erscheinen, dank Lichtdramaturgie, tausenderlei Sternchen jeglicher Form und Farbe auf dem Gemäuer und unterstreichen das, was Musiker (am Orchesterpult: Andrey Doynikov) und Sangeskünstler an rockigen und manchmal auch zarten Tönen an den leicht bedeckten Abendhimmel malen.

    Zum Schluss gab es ein aufs Feinste choreografierte Feuerwerk

    Das allseits Mächtig-Gewaltige stößt im freien Raum auf wenig Widerstand, sieht man von den aufgescheuchten Tieren des Waldes ab. Und bevor die armen Künstler und Künstlerinnen auf der Bühne von einer Zugabe zur nächsten gejagt werden, setzen die Veranstalter einen exklusiven Schlussstrich: Ein aufs Feinste choreografierte Feuerwerk, das der Menge nur noch Aahs und Oohs entlockt. Dumm nur, dass manchem dabei für Augenblicke ein Gedanke durch den Kopf blitzt: So könnte sich das Artilleriefeuer anhören, das in der Ostukraine zur gleichen Zeit Menschenleben und Kultur zerstört.

    Doch schon lockt der DJ die Menschen auf die Tanzfläche und verdrängt die Gedankenblitze. Und die Tiere des Waldes erholen sich wieder, wenn die städtischen Reinigungsbrigaden die Zauberwiese gesäubert haben. Von den Amseln hört man sogar, sie hätten den einen oder anderen Song in ihr Repertoire aufgenommen, "Stairway to Heaven" allemal.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden