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Merke: Alkohol macht Birne hohl!

Mellrichstadt

Merke: Alkohol macht Birne hohl!

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    „Voll die Party“ – geht die nur ab, wenn Alkohol der ständige Begleiter ist? Der dazu verführt, immer mehr und immer weiter zu trinken – bis das Wort vom Komasaufen den Nagel auf den Kopf trifft. Ein Kavaliersdelikt, über das die Gesellschaft hinweg sieht? Nicht länger. Insbesondere der steigende Alkoholkonsum von Jugendlichen rückt in den Fokus der Öffentlichkeit.

    Dafür steht die „Aktionswoche gegen Alkoholmissbrauch von Jugendlichen“, die der bayerische Ministerrat Anfang des Jahres unter dem Stichwort Optimierung des Jugendschutzes in der Öffentlichkeit initiiert hat. Hintergrund: Zahlreichen Alkoholexzesse junger Menschen zeigten deutlich, dass dringend Maßnahmen zum Schutz vor den Gefahren des Alkoholmissbrauchs notwendig sind.

    Also haben die Bayerischen Staatsministerien für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen; für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie; für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz; für Unterricht und Kultus sowie das Staatsministerium des Innern zur „Aktionswoche gegen Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen“ aufgerufen. Ziel der Kampagne sind insbesondere die Sensibilisierung der Öffentlichkeit und damit auch die Stärkung der „Kultur des Hinsehens“. Nicht zu vergessen, auch der Vorbildcharakter der Erwachsenen soll so ins Bewusstsein gerückt werden.

    Wahrlich Gründe genug für eine öffentliche Kampagne: Das Gesundheitsamt im Landratsamt Rhön-Grabfeld und die Hauptschule Mellrichstadt beteiligten sich mit einem gemeinsamen Projekt an dieser Aktionswoche, und zwar für die 7. und 8. Jahrgangsstufen (vier Klassen).

    Federführend waren die Diplom-Sozialpädagoginnen Maria Reichert-Härder und Sabine Schwientek sowie Diplom-Sozialarbeiterin Christiane Böhm-Fister, die das Projekt in eine Schulstunde für die vier Klassen verwandelten, um die Jugendlichen zu einer ernsthaften Auseinandersetzung mit der Thematik zu bewegen. Quasi als Einstieg vorgeschaltet war ein „brainstorming“, das der Frage nachging, warum die Menschen überhaupt zum Alkohol greifen.

    Anschließend teilte sich die jeweilige Klasse in zwei Gruppen auf. Im fliegenden Wechsel konnten die Jugendlichen in der Theorie beim Fragebogen-Quiz ihr Wissen testen bzw. in der Praxis den Rauschzustand erfahren. Keine Sorge, Alkohol war dabei nicht im Spiel. Der Rauschbrillen-Parcours ließ die Jugendlichen bewusst erleben, wie Alkohol die Wahrnehmung verändert und die eigenen Fähigkeiten einschränkt: Übersteigen eines kleinen Hindernisses – sehr beschwerlich! Geradeaus gehen – kaum zu schaffen! Einschenken von Wasser in ein Glas und danach greifen – schier unmöglich!

    In der Tat, was zunächst als lustige und spaßige Einlage gesehen wurde, die Erfahrung mit der Rauschbrille machte die Schülern doch auch nachdenklich. Nämlich zu merken, dass Alkohol nicht stark, sondern vielmehr hilflos macht. Ganz nach dem Slogan: „Merke: Alkohol macht Birne hohl.“ Achtklässler Marcel jedenfalls gab zu, dass für ihn sowohl der Wissens- wie auch der Praxistest einen „Lerneffekt“ hatte. „Gut, dass die Aktion in der Schule gestartet wurde“, sagte der 14-Jährige.

    Zum Abschluss der „etwas anderen Unterrichtsstunde“ trafen sich die Schüler anschließend im Schülercafé, wo den jungen Leuten zur Belohnung alkoholfreie Cocktails, verziert und garniert mit Früchten, gereicht wurden. Quasi als geschmackliche Anregung auch für private Feiern unter Jugendlichen, die Rezepte dazu wurden gratis mitgeliefert.

    „Bei allem Prüfungsstress in diesen Tagen, wir haben gern bei der Aktion mitgemacht“, unterstreicht Rektor Roland Hoch die Bedeutung der Kampagne. Zumal die Hauptschule Mellrichstadt das Problem des Alkoholmissbrauchs bei Jugendlichen schon als „gravierend“ einstuft, „die Prävention ist uns sehr wichtig“, betont Hoch. Und verweist auf die jahrelangen Kontakte der Schule zur Saaletal-Klinik Bad Neustadt. In Zusammenarbeit mit der Suchtklinik wird an einem Konzept gearbeitet, das der Aufklärung vor den Gefahren des Alkohols bereits in jungen Jahren dient – nach dem Motto: „Je früher, desto besser.“

    Daten und Fakten

    Der durchschnittliche Alkoholkonsum in Deutschland lag 2005 bei zehn Liter reinem Alkohol je Einwohner. Deutschland liegt damit im internationalen Vergleich an fünfter Stelle. Analysen zufolge werden mindestens 42 000 Todesfällen im Jahr durch Alkoholkonsum verursacht. Die volkswirtschaftlichen Kosten der durch Alkohol assoziierten Erkrankungen werden auf jährlich 20,2 Milliarden Euro geschätzt.

    Im Blickpunkt

    22 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen konsumierten im Jahr 2007 regelmäßig, das heißt mindestens einmal pro Woche, ein alkoholisches Getränk (27 Prozent der Jungen und 16 Prozent der Mädchen). Etwa jeder vierte Jugendliche (26 Prozent) berichtet aktuell über riskante Konsummuster (Rauschtrinken innerhalb des vergangen Monats).

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