Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Rhön-Grabfeld
Icon Pfeil nach unten
Mellrichstadt
Icon Pfeil nach unten

NORDHEIM: Mit Bio zum modernen Bauernhof

NORDHEIM

Mit Bio zum modernen Bauernhof

    • |
    • |
    Rundgang über den Bio-Hof: Chef Tobias Mültner zeigt seine Getreidetrocknungsanlage.
    Rundgang über den Bio-Hof: Chef Tobias Mültner zeigt seine Getreidetrocknungsanlage. Foto: Foto: Brigitte Gbureck

    Trotz Regen ließen sich die Besucher nicht davon abhalten, den Erntedankgottesdienst auf dem Bauernhof von Daniela und Tobias Mültner zu besuchen, der das Hoffest eröffnete. Im Anschluss daran servierten die Nordheimer und Neustädtleser Landwirte ein deftiges Mittagessen.

    Mit der großen Glocke lud Hofbesitzer Tobias Mültner zu Hofführungen ein. In den 60er Jahren wurde der Hof von seinem Opa Helmut gebaut. Das Wohnhaus war damals noch einstöckig und in den Ställen standen Schweine und Milchkühe. Heute hat das Haus ein weiteres Stockwerk und einen Anbau, die Ställe wurden zu Ferienwohnungen umgebaut. Vor zwei Jahren baute Tobias Mültner eine Hackschnitzelanlage, an die das Wohnhaus, die Ferienwohnungen und die Getreideanlage angeschlossen sind. Auf den Dächern hat er Photovoltaikanlagen angebracht, dazu Wechselrichteranlagen installiert, die den Strom umwandeln und ins Netz einspeisen. Der erzeugte Strom könnte zwölf Haushalte versorgen.

    Bei Übernahme des Hofes vor fünf Jahren hat Tobias Mültner komplett auf Bio umgestellt. Mit dem Anbau von Holunder für Bionade hatte sich das damals angeboten. Mültner ist Geschäftsführer der Rhöner Biogemeinschaft Nordheim GbR, an der er gemeinsam mit fünf weiteren Nordheimer Landwirten beteiligt ist. Die Gemeinschaft baut Bio-Holunder für den Ostheimer Getränkehersteller an. Die sechs Landwirte behalten einen Teil der Ernte für sich und erzeugen damit biologische Holunderprodukte wie Weine, Säfte und Gelee. Dass der Absatz der selbst hergestellten Holunderprodukte so gut läuft, habe die Betreiber selbst überrascht, so der Landwirt, obschon die Werbetrommel kräftig gerührt werden muss.

    Die Mültners setzen auf mehrere Standbeine bei der Hofbewirtschaftung. Eine große Getreidehalle bietet Lagermöglichkeiten für viele kleine Bio-Landwirte, die selbst oft kein Lager haben. Rein wirtschaftlich gesehen rechnet sich die Anlage nicht – noch, wie Mültner sagt. Die Investition müsse über einen längeren Zeitraum gesehen werden und werde wohl 20 Jahre brauchen, bis sie sich amortisiert habe. Zurzeit lagern etwa 90 Tonnen Weizen auf dem Nordheimer Hof, ausgelegt ist die Anlage für 300 bis 400 Tonnen.

    Er müsse beständig in seinen Hof investieren, machte Mültner den Gästen bei den Führungen deutlich: „Entweder mitgehen oder aufhören, so lautet die Entscheidung von heute.“ Der Biostatus des Hofes wird jährlich anhand von Lieferscheinen, Rechnungen und einer Hofschau kontrolliert, wobei die Richtlinien das ganze Jahr über eingehalten werden müssen.

    Der Fuhrpark des Nordheimer Landwirts kann sich sehen lassen. Auch hier hat er in den letzten Jahren viel Geld investiert. Mit 100 Hektar ist der Mültner-Hof der größte landwirtschaftliche Betrieb im Ort – nicht der reichste, wie Mültner verschmitzt anmerkte. „Diese 100 Hektar machen etwa ein Drittel der Betriebseinnahmen aus. Allein davon könnten wir nicht leben“, so Mültner. Wenn man sich vom Ackerbau ernähren wolle, müsste man 200 bis 250 Hektar bewirtschaften, ist er sich sicher. Mit Klee, der zwei- bis dreimal im Jahr abgemäht wird, beliefert er die Biogasanlage in Bastheim. Dafür bekommt er Gülle zurück, die er auf seinen Feldern ausbringt und die als Stickstoff wertvoll ist.

    Ein gutes Drittel der Einnahmen des Mültner-Hofs machen mittlerweile die Ferienwohnungen aus, die gut frequentiert werden. Bis vor acht Jahren hielt die Familie auch noch Pferde für die Feriengäste. Heute gibt es nur noch Hasen und Hühner, Katzen, Hunde, Esel und Schweine auf dem Hof. Ehefrau Daniela ist für den Bereich Urlaub auf dem Bauernhof verantwortlich. Wo früher Kühe und Mastbullen untergebracht waren, gibt es heute eine Bauernstube für die Gäste. Die Ferienwohnungen haben Tobias Mültners Eltern bereits vor 20 Jahren gebaut. Vier Wohnungen gibt es heute mit Selbstversorgung und im Garten noch ein Gartenhäuschen mit Holzheizung für die Städter. Viele Stammkunden zieht es immer wieder hierher. Im nächsten Jahr will Tobias Mültner einen Dinosaurierpark für die Gäste bauen.

    Neben vielen Informationen zu Bio-Anbau und Hofbetrieb gab es beim Fest auch viel Abwechslung: Eine Korbflechterin und ein Drechsler zeigten ihr Können, es gab eine Hüpfburg in Form eines Traktors, die Spielscheune und der Spielplatz begeisterten die Kinder. Kein Wunder: Seit einem Jahr richtet Daniela Mültner auch Kindergeburtstage auf dem Bauernhof aus.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden